Barrieren beseitigen und dadurch 25.000 Kilometer frei fließende Flüsse wiederstellen – das fordert die EU in ihrer Biodiversitätsstrategie. Eine Studie des WWF zeigt nun, wie sich dieses ambitionierte Ziel erreichen und sogar übertreffen lässt. „Jedes Querbauwerk, das weggerissen wird, stellt einen frei fließenden Flussabschnitt wieder her. Die WWF-Studie legt dar: Wenn wir 7.360 gut geeignete Abrisskandidaten beseitigen, erhalten wird dafür EU-weit rund 50.000 Kilometer frei fließende Flüsse zurück“, erläutert Tobias Schäfer, Gewässerschutzreferent beim WWF. Die Zahlen für Deutschland: Aus 1.028 beseitigten Hindernissen resultieren rund 5.500 Kilometer freie Fließstrecken. „Die Bewirtschaftungspläne für unsere Flussgebiete sollten dies aufgreifen. Rückbau ist eine gute Investition in die Zukunft der Gewässer und in den Erhalt der Biodiversität.“
Im Rahmen der WWF-Studie wurden rund 30.000 Barrieren in größeren Flüssen in ganz Europa auf ihr Rückbaupotenzial und damit verbundene ökologische Verbesserungen untersucht. Momentan zerschneiden unzählige Barrieren Europas Flüsse und befeuern so den Rückgang der Artenvielfalt unter Wasser: Seit 1970 sind die überwachten Bestände von Wanderfischen europaweit um durchschnittlich 93 Prozent zurückgegangen. Zahlreiche wissenschaftlich begleitete Erfolgsgeschichten belegen, dass sich Fischbestände nach dem Rückbau von Querbauwerken deutlich erholen können. „Bei Flüssen geht es tatsächlich zuallererst ums Fließen. Den Fluss wieder in Schwung zu bringen eröffnet dem Ökosystem neue Perspektiven. Deshalb ist das Beseitigen von Barrieren für die Renaturierung von Fließgewässern so wirkungsvoll.“
Der WWF sieht kurz vor der Bundestagswahl auch die jetzige und kommende Bundesregierung in der Pflicht, sich für Deutschlands Beitrag zu den 25.000 Kilometern frei fließender Flüsse bis 2030 einzusetzen. Der WWF fordert dazu einen Rückbaufonds für Querbauwerke und insbesondere für Kleinwasserkraftanlagen.
Hintergrund: „Dam Removal“ in Bayern
In Bayern etwa steht rein rechnerisch alle 500 Meter ein Querbauwerk im Fluss und blockiert Fischwanderungen und Sedimenttransport[1]. Der WWF engagiert sich für die Beseitigung von Barrieren und schafft an der Ammer in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim die Planungsgrundlage für den Rückbau des Schnalzwehrs. „Im ersten Schritt geht es um eine Deichrückverlegung, durch die der Fluss mehr Raum erhält und sich in seiner Aue frei entwickeln kann. Durch die Verlängerung des Flusslaufs wird dann das bestehende Stützwehr mittelfristig überflüssig und kann rückgebaut werden“, erklärt Stefan Ossyssek, Flussreferent im Weilheimer WWF Büro. „So entsteht ein 16 Kilometer langer barrierefreier, frei fließender Flussabschnitt.“
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OC von WWF Deutschland
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