ITS-Kampagne #StolenMemory

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Damit hatte Mirosław Woźniewicz nicht gerechnet: 73 Jahre nach der Verhaftung seines Vaters Stanisław Woźniewicz und dessen späterer Deportation ins KZ Neuengamme bekam er nun dessen persönliche Gegenstände zurück. Behutsam nahm der Pole Kamm, Krawatte, Portemonnaie und Papiere in die Hand. „Ich war sehr überrascht über den Anruf des ITS. Ich habe das Gefühl, dass mein Vater dies aus dem Himmel gesteuert hat“, sagt Woźniewicz, der zur Übergabe von einer Mitarbeiterin des ITS und einem polnischen TV-Sender besucht wurde. „Ich freue mich, dass auf diese Weise ganz Polen die Geschichte meines Vaters kennenlernt, denn er war ein ganz besonderer Mensch.“ Er vermutet, dass die Deutschen seinen Vater verhafteten, weil er ein polnischer Patriot war. Über den Krieg habe dieser nach seiner Rückkehr kaum gesprochen. Umso wichtiger sind für die Familie die Dinge, die sie nun unerwartet aus dieser Zeit zurückbekamen. „Sie sollen einen besonderen Platz bekommen“, sagt Woźniewicz, „seine persönlichen Gegenstände haben für meine Familie einen unermesslichen Wert.“ (Bild: Persönliche Gegenstände von Stanislaw Wozniewicz, Foto: ITS)

Taschen- und Armbanduhren, Ringe, Brieftaschen, Familienfotos und Alltägliches wie Kämme, Puderdosen oder Rasiermesser: Das sind die letzten Dinge, die NS-Verfolgte besaßen und bei sich trugen, als die Nationalsozialisten sie verhafteten und in Konzentrationslager deportierten. Knapp 3.000 dieser sogenannten „Effekten“ befinden sich noch im Archiv des ITS. Die Rückgabe dieser Gegenstände und der damit verbundenen Erinnerungen an NS-Opfer hat sich der ITS zu einer vordringlichen Aufgabe gemacht. 

Ende 2015 hatte der ITS Fotos dieser Gegenstände und die Namen der KZ-Häftlinge im damals neuen Online-Archiv veröffentlicht. Schnell zeigte sich, dass durch Social Media, digitale Archive und den verstrichenen Datenschutz zu persönlichen Daten in Archiven mehr Suchwege zur Verfügung stehen als früher. Freiwillige aus verschiedenen Ländern halfen beim Aufspüren der Angehörigen. Die Zahl der Rückgaben stieg beachtlich. Der Erfolg veranlasste den ITS, eine Kampagne zur intensiven Suche zu starten. 2017 gelang es durch Recherchen bei Stadtverwaltungen, in verschiedenen Archiven und in Kooperation mit Rotkreuz-Gesellschaften rund 90 Familien zu finden und ihnen die geraubten Besitzstücke auszuhändigen. 

 

Als wichtigen nächsten Schritt der Kampagne entwarf der ITS 2017 unterstützt durch die Berliner Agentur gewerkdesign die Plakatausstellung #StolenMemory. Sie soll die Aufmerksamkeit für dieses Projekt steigern, dabei helfen Angehörige zu finden und Freiwillige ermuntern, bei der Suche nach den Familien zu helfen. Die Kampagnenmotive werden zudem über Social-Media-Kanäle veröffentlicht, um eine noch breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

Der ITS hat die Ausstellung #StolenMemory erstmals anlässlich der UNESCO-Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag 2018 in Paris gezeigt. Am Zaun rund um das UNESCO-Gebäude waren die großformatigen Poster mit Namen von Menschen und Fotos der Gegenstände für vier Wochen zu sehen. Danach soll die Ausstellung in anderen Ländern im öffentlichen Raum gezeigt werden. Die Motive und Sprachen werden den jeweiligen Ländern angepasst. Schließlich ist das Ziel, den Hinterbliebenen von ehemaligen KZ-Häftlingen aus rund 30 Ländern die geraubten Gegenstände zurückzugeben.

 

 

 

ITS Bad Arolsen

https://www.its-arolsen.org/

 

 

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