SuedLink: Kreisspitze hat große Bedenken, dass Trassenvarianten nicht ausreichend geprüft und Raumwiderstände im Kreis nicht hinreichend berücksichtigt wurden

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„Das Projekt SuedLink ist Teil eines riesigen Umbaus der Stromversorgung in Deutschland und soll helfen, ökologisch erzeugten Strom von Nord- nach Süddeutschland zu leiten. Es ist in seiner Zielsetzung ein ökologisches Großprojekt und als solches bei seiner Realisierung besonderen ökologischen Maßstäben unterworfen. Der nun für den Werra-Meißner-Kreis vorgeschlagene Trassenkorridor stößt in der geologisch kleinstrukturierten Mittelgebirgslandschaft auf so viele Raumwiderstände, dass wir diesem Korridor nicht zustimmen können“, erläutern Landrat Stefan Reuß und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Rainer Wallmann.

 

Landrat und Erster Kreisbeigeordneter begründen dies mit mehreren fachlichen Einwänden:

So würden in der vorgelegten Planung die Vernichtung von Waldlebensräumen mit ihren geschützten Lebensraum-Typen und die Querung von NATURA 2000-Gebieten nicht vermieden. Technische Schwierigkeiten beim Leitungsbau durch Zechsteingebiete mit Dolinen, Höhlen, dünner Erdauflage (Flachgründigkeit) sind ein weiterer Kritikpunkt.

Weiterhin geht aus den Unterlagen nicht hervor, wie die Trasse in Steillagen dem Gelände angepasst wird, d. h. um wie viel die Trasse breiter wird, wenn Seitenböschungen zum Standardprofil hinzu kommen. Aus den Unterlagen geht ebenso nicht hervor, wie die Trasse während des Betriebs von unerwünschtem Bewuchs freigehalten werden soll. Insbesondere in den Waldbereichen besteht ständig die Gefahr des Einwanderns von tiefwurzelnden Pflanzen wie Bäumen, Sträuchern und Grasarten wie Calamagrostis. Sollen diese mit Herbiziden oder mechanisch bekämpft werden?

Aus den Unterlagen geht ebenso nicht hervor, wie die Leitung gegen Blitzeinschläge geschützt ist. Zumindest bei bisher im Boden verlegten Leitungen sind Blitzeinschläge problematisch. Bei der Durchschneidung von Waldgebieten kann es neben der Beseitigung von Höhlenbäumen der Fledermäuse (Bechsteinfledermaus) auch zur Fällung von Horstbäumen (Roter Milan u. a.) kommen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass auch in den zunächst stehen bleibenden Beständen neben der Trasse im Laufe der nächsten Jahre durch Sturm und Sonnenbrand Schäden und Verluste auftreten werden.

Insbesondere in Steillagen kann es durch die Leitungstrasse zu unerwünschter Drainagewirkung der angrenzenden Flächen kommen.

Auch aus topographischen Gründen verbietet sich eigentlich eine Trassierung des SuedLink durch den Werra-Meißner-Kreis, wo dieselbe Problematik wie bei den anderen hessischen Mittelgebirgen (Reinhardswald, Knüll, Vogelsberg und der Hohen Rhön) vorliegt. Das nordosthessische Bergland ruft zahlreiche planerische und technische Probleme hervor, deren Tragweite zumindest in den vorliegenden Unterlagen nicht ausreichend dokumentiert und erkannt wurde.

Ebenso sind mehrere Wasserschutzgebiete und Überflutungsflächen im Werratal durch die Planung betroffen.

Dies zeigt, dass es eine Vielzahl von Raumwiderstände, Querriegel und technische und planerische Engstellen gibt, die zwar größtenteils erkannt wurden, jedoch in der Summierung nicht hinreichend interpretiert und gewichtet wurden. Die veranschlagten Mittel von 10 Milliarden € werden bei einer solch problematischen Streckenwahl bei weitem nicht ausreichen.

Die Ermittlung der Korridore mittels Algorhytmen lässt zumindest als Haupt-Planungsmethode ebenso einige Fragen offen. Vor allem die Frage der Gewichtung der wichtigsten Raumwiderstände ist in der vorliegenden Planung nicht ausreichend transparent und in der Folge auch nicht zufriedenstellend beantwortet worden.

Deshalb kommen Landrat Stefan Reuß und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Rainer Wallmann zu dem Schluss, „dass die Raumwiderstände so hoch sind, dass eine Führung durch den Werra-Meißner-Kreis als nicht realisierbar anzusehen ist.

„Leider wurden unsere Einwände nicht ausreichend berücksichtigt. Im Gegenteil, werden vormals beim großen Infrastrukturprojekte A44 festgestellte Unmöglichkeiten einer Trassenführung jetzt durch die Planer negiert. Der Kreisausschuss hat daher auch den Beschluss gefasst, ein Fachgutachten erstellen zu lassen, das die Widersprüche nochmals beleuchtet, aber auch die rechtlichen Möglichkeiten des Kreises gegen diese Trassenplanung prüft.“, so Reuß und Wallmann.

WMK


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