Deutschlands Beitrag zum Klimaschutz ist nur dann fair, wenn neben der umfassenden und schnellen Reduktion von Treibhausgasen zuhause auch ausreichende und zusätzliche Gelder für die massive Reduktion in anderen Ländern bereitgestellt wird, um die globalen Emissionsgrenzen einhalten zu können. Das zeigt eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF Deutschland zu Finanztransfers für den Klimaschutz. Demnach hat Deutschland bislang zu wenig getan, um in den Grenzen seines verbleibenden CO2-Budgets zu bleiben. So ist der deutsche Anteil am internationalen CO2-Budget zur Einhaltung eines Paris-kompatiblen 1,5 Grad-Limits schon zu 60 Prozent ausgeschöpft. Bei einer strikt linearen Emissionsreduktion wäre es bis 2028 komplett aufgebraucht.
„Wir blicken auf eine verlorene Dekade für den Klimaschutz in Deutschland. Jetzt gilt es, aufzuholen und sich ehrlich zu machen: Wir müssen sofort Maßnahmen umsetzen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Das allein wird unserer Verantwortung aber nicht gerecht. Wir sind historisch wie aktuell ein Schwergewicht unter den Verursachern der Klimakrise. Durch unsere hohen Emissionen beanspruchen wir weiterhin weit mehr als unseren fairen Anteil am globalen Restbudget und steuern damit sehenden Auges in die Klimakrise. Dieser Entwicklung kann nur entgegengewirkt werden, indem Deutschland zusätzlich viel mehr Geld für noch schnelleren Klimaschutz in anderen Ländern bereitstellt. Für einen 1,5 Grad Pfad wären das nach unserer Berechnung insgesamt 490 Milliarden Euro oder 16 Milliarden Euro jährlich über 30 Jahre“, sagt Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.
Mehr finanzielle Mittel und Technologietransfers können dafür sorgen, dass andere Länder die klimaschädlichen Pfade Deutschlands und anderer Industriestaaten gar nicht erst betreten, sondern Wirtschaft und Infrastruktur sofort klimafreundlich machen können. “So kann rechnerisch ausgeglichen werden, was wir zu Hause bisher noch nicht geschafft haben, nämlich in unseren Klimagrenzen zu leben, bevor es zu spät ist. Es geht also nicht um einen Ablasshandel, sondern gemeinsam schnell und rechtzeitig umzusteuern”, so Raddatz. Dafür sollten die Mittel aber an den größten Stellschrauben ansetzen – und nicht für kostengünstige Maßnahmen aufkommen, die die Länder selbst ohne große Hilfe anstoßen können. Daneben sind weiterhin Gelder nötig, um Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise zu finanzieren und Schäden und Verluste zu begleichen.
„Ernst gemeinter Klimaschutz in Deutschland braucht dreierlei: höhere, angemessene Ziele – für 2030 etwa von mindestens 70 Prozent Minderung; schnell wirkende Maßnahmen, diese Ziele zu erreichen. Und die ehrliche Bilanzierung des eigenen Emissionsbudgets mit entsprechenden Zahlungen und dem Transfer von Technologien an Entwicklungsländer mit großem Einsparpotenzial“, sagt Raddatz.
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OV von WWF Germany
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