Neues grünes Rondell für den Brüder-Grimm-Platz

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Im Ergebnis des vergaberechtlichen Verhandlungsverfahrens zur Neugestaltung des Brüder-Grimm- Platzes steht nun fest, welcher Entwurf umgesetzt werden soll.
Grimms Wald: Das Baumrund besteht aus hochstämmigen Kiefern
© Landschaftsarchitekten Club L94/Stadt Kassel
Das Entwurfskonzept für die Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes schafft eine Platzfigur, die auf historische Platzformen verweist und sie neu interpretiert. Das neue Rondell wird mit hochstämmigen immergrünen Kiefern gestaltet. Als Bodenvegetation wird ein standortgerechter und robuster Pflanzteppich ausgeführt. Geplante Wassersprühsysteme dienen der Vitalität der Pflanzung, der Verbesserung des Mikroklimas und laden gerade an heißen Sommertagen zum Verweilen und zum Spielen ein.

Die aussagekräftige und inhaltlich starke Idee der Landschaftsarchitekten Club L94 aus Köln in Arbeitsgemeinschaft mit dem Büro RÖVER Ingenieursgesellschaft, Beratende Ingenieure VBI aus Gütersloh hat mit der Idee überzeugt, in die seit 1913 prägende Grundrissfigur des Brüder-Grimm-Platzes eine intensiv bewachsene Kreisform mit starkem symbolischem und hohem ökologischem Wert einzuschreiben. Damit steht das Entwurfskonzept für die nun beginnende Planungsphase fest. Der Baubeginn ist frühestens ab Ende 2022 geplant.

„Mit der Umgestaltung des Brüder-Grimm-Platzes wird die Verbindung zwischen Innenstadt, Museumslandschaft und Wilhelmshöhe auf besondere Weise gelingen“, erläutert Stadtbaurat Christof Nolda. „Die Würdigung der historischen Bedeutung des Platzes, verknüpft mit der Reminiszenz an die Brüder Grimm, wird innovativ und mit einem starken, bildhaften Entwurf umgesetzt. Mit der klaren städtebaulich gefassten Platzfläche und dem grünen Rondell in ihrer Mitte gehen Gestaltung und Stadtökologie eine schlüssige Verbindung ein und verweisen auf die Anforderungen an die künftige Stadtentwicklung.“

„Der Brüder-Grimm-Platz als Gelenk zwischen Bergpark und Innenstadt ist ein wesentlicher Ort innerhalb der Kasseler Museumsinsel mit Hessischem Landesmuseum, zukünftigem Deutschem Tapetenmuseum sowie der Verbindung zur Grimmwelt und dem Museum für Sepulkralkultur. Auch die Neue Galerie, das Fridericianum und das Staatstheater sind von hier aus fußläufig zu erreichen. Eine Neugestaltung nach einem zeitgemäßen Nutzungskonzept unterstreicht die historische und gegenwärtige Bedeutsamkeit des Platzes,“ so MHK-Direktor Prof. Dr. Martin Eberle.

 

Das Entwurfskonzept

Das Entwurfskonzept für die Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes schafft eine Platzfigur, die auf historische Platzformen verweist und sie neu interpretiert.

Ebenso ist das Pflanzkonzept an die historische Platzgestaltung als Baumrund angelehnt. War es damals als zweireihige Allee angelegt, so wird das neue Rondell insgesamt mit hochstämmigen immergrünen Kiefern gestaltet. Als Bodenvegetation wird ein standortgerechter und robuster Pflanzteppich ausgeführt. Geplante Wassersprühsysteme dienen der Vitalität der Pflanzung, der Verbesserung des Mikroklimas und laden gerade an heißen Sommertagen zum Verweilen und zum Spielen ein. Ein Großteil der Bestandsbäume bleibt erhalten und wird in das Gesamtkonzept integriert.

Mit dem geplanten und erhaltenen Grünvolumen wird die stadtökologische Setzung des Entwurfs sichtbar. Gleichzeitig wird durch das Waldmotiv der Bezug zu den Märchen der Brüder Grimm symbolisiert und mit einem differenzierten Beleuchtungskonzept atmosphärisch in Szene gesetzt.

Vom Verkehr durch das Baumrund abgeschirmt, befindet sich der eigentliche Begegnungs- und Aufenthaltsraum auf der umgebenden, ebenen Platzfläche. Hier wird auch den musealen Einrichtungen ein neuer multifunktional bespielbarer Raum angeboten.

Die Grünfläche östlich des Hessischen Landesmuseums wird ebenfalls neu strukturiert. Hier wird u. a. eine Spielfläche entstehen, die mit ihrer besonderen Ausstattung („Die sieben Raben“) auf die Märchen der Brüder Grimm verweist. Sie knüpft an den Murhardpark an und schafft darüber eine Grünverbindung weiter über den Henschelgarten und den Weinberg bis in die Karlsaue.

Für das Verkehrskonzept zeichnet die in Bürogemeinschaft agierende Röver Ingenieursgesellschaft mbH verantwortlich. Das Verkehrskonzept sieht vor, die Verkehrsflächen auf dem Platz zu reduzieren und das Verkehrsaufkommen zu beruhigen. Der gesamte Platzbereich soll als „Fußgängerzone für den Fahrradverkehr frei“ ausgewiesen werden. Gesicherte Fußgängerquerungen werden zukünftig an Friedrichsstraße und Wilhelmshöher Allee angeboten.

Sicht auf den künftigen Brüder-Grimm-Platz
© Landschaftsarchitekten Club L94/Stadt Kassel

Oberbürgermeister Christian Geselle dankt den Beteiligten des Verfahrens, insbesondere auch dem begleitenden Projektbeirat aus engagierten Anliegerinnen und Anliegern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Innenstadtakteure: „Ich freue mich, dass wir für das herausragende Nationale Projekt des Städtebaus in einem qualifizierten Verfahren mit Beteiligung vieler engagierter Fachleute und Anlieger zu einem so überzeugenden Ergebnis gekommen sind.“

 

Zum Hintergrund

Der Brüder-Grimm-Platz bildet seit seiner Entstehung das Gelenk zwischen der Königsstraße als Hauptachse der Innenstadt und der Wilhelmshöher Allee, der Sicht- und Verbindungsachse zum UNESCO Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe und vermittelt darüber hinaus zwischen den musealen Einrichtungen von nationalem und internationalem Rang. Dem Platz kommt damit eine Bedeutung zu, die er infolge vielfältiger Überformungen, vor allem durch verkehrsinfrastrukturelle Schwerpunktsetzungen, heute nicht erfüllen kann. Auf der Grundlage der Ziele der Kasseler Charta für Baukultur beabsichtigt die Stadt Kassel daher, den Brüder-Grimm-Platz grundhaft neu zu gestalten und als baukulturelles Referenzprojekt im städtebaulichen Kontext zu verankern.

Der Brüder-Grimm-Platz ist 2019 als Premiumprojekt in das Städtebauförderungsprogramm des Bundes „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen worden. Um eine hochwertige Gestaltung für den Brüder-Grimm-Platz zu finden, war ein freiraumplanerischer Wettbewerb als zweiphasiger Realisierungswettbewerb mit vorangestelltem Bewerbungsverfahren durchgeführt worden. Die Verhandlungsgespräche mit den Preisträgern hatten Vertreterinnen und Vertreter der drei Fachämter Stadtplanung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Umwelt- und Gartenamt sowie Straßenverkehrs- und Tiefbauamt geführt. Unterstützt wurden sie dabei von Vertreterinnen und Vertretern des Wettbewerbspreisgerichtes und der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK).

Die Gesamtkosten für die Neugestaltung werden auf 9,75 Mio. Euro geschätzt. Davon hat das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) einen Zwei-Drittel-Anteil in Höhe von 6,5 Mio. Euro zugesagt. Der kommunale Anteil liegt dementsprechend bei 3,25 Mio. Euro.

documenta-Stadt Kassel


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