Messe Zukunft Personal 2019 – eine Tragödie nun auch ohne Personaler?

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Je weiter der demographische Wandel fortschreitet desto schneller und grundlegender ändert sich der Personalmarkt. Weg vom Arbeitgebermarkt hin zu einem Arbeitnehmermarkt (weg von Verkäufermärkten hin zu Käufermärkten) und mit ihm alles, was bisher wie in Stein gemeißelt galt. Gerade auch und vor allem(!) für das bis dato gottgleiche HR, wie es gern von außen wahrgenommen wird… Von Sascha Rauschenberger

Wo bis vor ein paar Jahren geeignete Fachkräfte Schlange standen und man die Qual der Wahl hatte ist es vielerorts nun so, dass gar kein geeigneter Kandidat auf Anhieb vorhanden ist. Das ist branchen-, orts- und mitunter auch unternehmensabhängig, doch der Trend zeigt nun selbst für Optimisten des Gewerbes stark nach unten.

„Man könnte nun glauben, dass der vielzitierte Fachkräftemangel, und hier speziell die Ursache, nämlich der nun schneller fahrtaufnehmende demographische Wandel sowie die Digitalisierung Kernthemen aller HR- Planungen wäre, doch das wären zu viel erwartet. – GERADE für die Personaler an sich.“

Personaler sind Dienstleister im und für das Unternehmen. Sie sind in Masse das, was man als kognitive Berufsgruppen bezeichnen kann. Spezialisten und Experten in Dingen, die Verwaltung, Planung, Organisation und Analysen rund um das Thema Personal betreffen. Für Personalbuchhaltung, Mitarbeiterentwicklung, Workforce Planning, Recruiting und andere Themen verantwortlich zeichnen. Hier dann das Unternehmen personaltechnisch auf den Wandel vorbereiten, es ggf. neu aufstellen und weiterentwickeln sollen. Demographie und Digitalisierung im Unternehmen machbar machen sollen – und müssen. Digitalaffine Mitarbeiter halten und weniger gebrauchte Mitarbeiter auch mal … ausplanen sollen. Möglichst kostenreduziert.

Das verursacht eine Menge Arbeit. Zum Teil auch ein neues Denken. Denn eher introvertierte Personaler scheitern immer öfters. Personaler müssen innovativer werden. Auf Mitarbeiter wie auch Kandidaten und Talente aktiv zugehen können. Ähnlich einem Vertriebler. Allein das ist nicht leicht. Und auch HR-Abteilungen werden älter. Und dieser gravierende Wandel im eigentlichen Kerngeschäft verdeckt eine Entwicklung, die Personaler so gar nicht (gern) wahrnehmen. Vielleicht auch gar nicht sehen (wollen), eben weil sie gerade so sehr im „Change“ gebraucht werden. – Sie werden mit absoluter Masse selbst Opfer der Digitalisierung werden.

„Vom Täter zum Opfer in nur ein paar Jahren!“

Die Digitalisierung mit den aufkommenden KIs / AIs ist der Jobkiller in jeder Personalabteilung. Nicht nur peripher, sondern mit aller Urgewalt und gerade in den Berufsfeldern, die Personaler als ihre ureigene Kernaufgabe ansehen.

Personalplanung? Kann jede KI besser und schneller bis hin zum evaluierend-dynamischen (!!) Workforce-Planning. Die zugehörigen Algorithmen beherrschen KIs auf der Meisterebene, die ohnehin als Basisprogrammierung hinterlegt ist. Und KI-Kindergartenbildung ist. Wie jedes mathematische Problem.

Recruiting? Unvoreingenommen, rein sachlich und ohne jedes Vorurteil findet diese KI das beste Talent aus jeder beliebigen Menge an Kandidaten. Ein exaktes Ranking aufstellend, dass durch jeden Neuzugang in Echtzeit aktualisiert werden könnte. Und nur den Eingabeparametern verpflichtet ist. Wenn diese Mann/Frau/Divers, Rasse, Aussehen und Herkunft nicht berücksichtigen sollen, dann ist zu 100% sichergestellt, dass das auch nicht berücksichtigt wird.

Analysen? Jedes ERP-System bietet hier heute schon die Grundlage, nur dass Reports noch generiert/definiert(!) werden müssen. Den Rest machen programmeigene Reportingtools. Gern auch mit anderen Spezialprogrammen verbunden. Davon lebt eine ganze Industrie, die auf jeder Messe ihre Produkte anbietet, die gern und immer wieder von Personalern angenommen werden…

Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Personaler sind bis dato im Jugendwahn lebend. Das zeigt zwei Dinge: der demographische Wandel wird unterschätzt – oder die eigenen Fähigkeiten ,neue (junge) Mitarbeiter zu finden, überschätzt – und die schlichte Tatsache, dass auch Personaler älter werden… Also auch überflüssig werden. Per eigener gelebter Philosophie.

Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Der berühmte „Blinde Fleck“ ist nirgends ausgeprägter als im Personalwesen. Befeuert von der Tatsache, dass sie jetzt gerade im „Demographie-Digitalisierungs-Doppel-Change“ wie kaum ein zweiter Bereich im Unternehmen zunehmend gefordert sind. Der „Blinde Fleck“ mit der „Wir-sind-doch-so-wichtig“- Mentalität einhergeht.

Der Personaler doch derjenige ist, der ein Unternehmen personaltechnisch im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig macht.

Stimmt alles. Und am Ende erwartet Ihr was? – Dankbarkeit????

Für was denn? Ihr wurdet doch für euren Job bezahlt, oder nicht?? Also heult nicht rum. „Der Letzte macht das Licht aus“, ist nicht nur eine Phrase. Das hat schon andere Bereiche in Unternehmen betroffen. Vor dem HR. In anderen Zeiten. Und immer kam aus dem HR der Satz, dass der Mitarbeiter den Wandel auch als Chance begreifen sollte.

Nun denn, seht es also nicht als Tragödie, sondern als Chance, deren spaßige Note sich zwar nicht jedem sofort erschließt. Oder gar nicht. Für all die, die nicht „flexibel genug“ oder auch nur „unwillig andere Wege zu gehen“ bereit sind. Kommen diese Phrasen bekannt vor?

Schlimm wird es aber für all die, die diesen Zeitpunkt erreichen, und dann … zu alt sind. So 50Plus… Deren Qualifikation, gern mit Diplomen, Zertifikaten und Urkunden belegt, aber nicht mehr gefragt sind. Zertifikate, die vielleicht auch schon so alt sind, wie die Leute an sich, die sie dann gern als ihre Expertise preisen. Dann allerdings gegenüber einer KI, die strikt unvoreingenommen und konsequent, dafür aber völlig schmerzbefreit und neutral, eben diese Bewerbung bewertet.

Ein deutscher Industrieverbandsführer sagte einmal, und das möge dann auch die Hoffnung all derer sein, die als Personaler ihren Job (garantiert!) verlieren werden, dass immer Leute gebraucht werden, die um die Maschinen herumputzen. Und der meinte das ernst!

Und die, denen man in den 90er Jahren noch sagte, dass man mit einem Doktor in Filmgeschichte dann besser mal den Taxiführerschein macht sei gesagt: Taxis werden künftig OHNE einen Fahrer auskommen.

Daher ist der Autor der festen Meinung, dass Personaler hier ganz sicher vorarbeiten und sich parallel schon jetzt die Expertise aneignen werden, die sie aktuell selbst am Markt so eifrig suchen: MINT-relevante Zusatzqualifikationen! Richtig?

Am 18.09. 2019 sind wir auf der ZP19 um 1610h in Halle 2.1 auf der Activity Stage zu sehen und zu hören. In der Bütt, wie man in Köln so schön sagt. Außerhalb des Karnevals – aber live. Thema wird sein:

Eine böse Tragödie in drei Akten:

Digitalisierung, Demographie und die Zukunft der Personaler!

(Zuhörer haben Taschentücher selbst mitzubringen!)

Bei mancher Tragödie reichte es einfach nicht nur davon gelesen zu haben…


Der Autor Sascha Rauschenberger

Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.

Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.

 


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