Wäre die Fußball-Bundesliga ein Formel 1 Rennen, so würde der FC Bayern München jedes Jahr von der Pole Position starten.
Die Frage lautet eigentlich nicht „Werden die Bayern Meister?“ sondern viel eher, welche Titel kommen noch obendrauf. Doch woran liegt das? Machen die tatsächlich alles besser als der dumme Rest?
Nein, natürlich nicht. Zumindest nicht mehr. In den 70er Jahren, als der Grundstein für die heutigen Erfolge mit den Funktionären Neudecker und Schwan, später dann Hoeneß gelegt wurde, haben sie in München eine Menge richtig gemacht.
Sie haben es im Gegensatz zu Benfica Lissabon oder Ajax Amsterdam verstanden, den Erfolg zu kapitalisieren. Und von diesem Kapital, einhergehend mit dem Bau des Olympiastadions und dem Top-Standort München, zehrt der Verein bis heute.
Daraus resultiert mittlerweile ein Anspruchsdenken bei der Vereinsführung, den Spielern den Triple-A-Sponsoren ADIDAS, ALLIANZ und AUDI und auch bei den Fans.
Mia san mia. Ja, da seid Ihr! Deshalb mag Euch auch keiner abseits Eures bayrischen Kosmos. Ihr habt Erfolg, unbestritten mehr als jeder andere Club in Deutschland, aber dennoch hört man Eure 60.000 Fans im eigenen Stadion nicht, wenn wir mit 10.000 Schalkern anreisen. Das ist aber auch nicht der Münchner Anspruch, sondern das sind Titel.
Je mehr, desto besser.
Doch dieses bayerische Selbstverständnis „Wir kriegen grundsätzlich jeden Spieler den wir aus der Bundesliga haben wollen und das Double gehört uns sowieso und die Champions League eigentlich auch“, kriegt gerade einen gehörigen Tritt in den Arsch. Zumindest international gesehen.
Griff man bislang beim Sommerschlussverkauf ins Regal von Borussia Dortmund oder Anderen, um sich die Sahnestücke (Lewandowski, Hummels, Götze, Neuer, Kimmich) für eine Handvoll Dollars rauszunehmen, hat man nun internationale Konkurrenz. Und die ist mittlerweile noch weit zahlungskräftiger als die Münchener, wie der Transfer von Dembele nach Barcelona belegt. Musste man sich in letzter Zeit vorwiegend mit den beiden Top-Clubs aus Spanien auseinandersetzen, sind jetzt weitere hinzugekommen.
Ob Chelsea, beide Clubs aus Manchester, Liverpool, Paris, Juventus Turin oder auch Atletico Madrid, die Luft an der Spitze wird dünner.
Dass viele der genannten Clubs mit Geld dubioser Geschäftsleute aus Russland oder Katar um sich werfen, verstößt meines Erachtens gegen jegliche sportliche Fairness, muss aber anscheinend von nun an so hingenommen werden.
Was also tun in München? Ein hochmodernes Jugendinternat mit allem was dazu gehört bauen. Gute Idee, bringt aber erst mittel- bis langfristig etwas. Wenn überhaupt. Auf diese Idee sind andere schon längst gekommen. Anstatt Spieler aus dem Ruhrgebiet an die Isar zu
transferieren, versucht man es einfach mal mit dem Scout von Borussia Dortmund oder dem Jugendtrainer vom FC Schalke 04. Dumm nur, dass beide nicht wollen.
Es ziehen dunkle Wolken über der bayerischen Landeshauptstadt auf. Nicht nur, dass Borussia Dortmund seit einiger Zeit sehr clevere Transfers tätigt und ein junges, vielversprechendes Team aufgebaut hat. Nein, mittlerweile haben die auch Geld gehortet. Geld, welches RB Leipzig durch ihren Investor Matteschitz bereits bis zum Abwinken besitzt.
Man kann sich als Fußballfan absolut zurecht über Modelle wie RB Leipzig, TSG Hoffenheim oder auch VfL Wolfsburg aufregen. Eines kann man zumindest den Leipzigern und Hoffenheimern nicht absprechen. Sie machen im Bereich der sportlichen Führung einen verdammt guten Job. Und dieser gute Job trägt einen Namen: Ralf Rangnick!
Lassen wir uns überraschen, wie’s in der nächsten Runde des DFB-Pokals beim Duell Vizemeister gegen Meister, RB Leipzig gegen Bayern München ausgeht. Ein Traum von der Reise ins Pokalfinale nach Berlin wird in jedem Fall früh enden.
Nun in eigener Sache noch ein Wort an die Fans meines Vereins, den FC Schalke 04.
Seit Jahren habe ich alle Heim- und Auswärtsspiele zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München live im Stadion gesehen. Nicht nur, dass seit dem Abgang vom Welttorhüter Manuel Neuer kein Schalker Sieg zu verzeichnen war, nein, eben jener Manuel Neuer wurde bei jedem dieser Spiele mit „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ begrüßt.
Was ist mit Euch los, Schalker? Neuer hat uns unendlich viele Spiele gerettet, womöglich einmal sogar den Klassenerhalt.
Im Champions League Spiel gegen Porto hat er eine Leistung gezeigt, die es in dieser Form nie zuvor gegeben hat. Und er hat dem Verein ein Vermögen eingebracht. Neuer stand seit seiner Kindheit nicht nur in der Nordkurve als Fan, sondern durchlief auch all unsere Jugendmannschaften. Noch heute engagiert er sich für benachteiligte Kinder in Gelsenkirchen mit seiner Kids Foundation.
Die Karriere eines Fußballprofis ist nun mal begrenzt. Wenn ein hochveranlagter Spieler das Verlangen hat, Stammspieler in der Nationalelf zu sein, Titel zu gewinnen und natürlich auch viel Geld zu verdienen, muss man dies akzeptieren. Neuer wurde nach seinem Wechsel mehrfach Deutscher Meister, Champions League Sieger, Weltmeister, Welttorhüter…und nicht zu vergessen: Zu keiner Zeit hatte er Skandale, ist unangenehm aufgefallen oder sonstiges.
Warum kann man trotz Wechsel zum FC Bayern München nicht einfach stolz darauf sein, den besten Torhüter der Fußballgeschichte ausgebildet und in der Bundesliga etabliert zu haben?
In diesem Zusammenhang fände ich es übrigens auch gut, wenn der Hass, der dem Leipziger Timo Werner entgegenschlägt, ein Ende hätte. Der hat einen Fehler gemacht und viel Prügel bezogen. Man sollte jedoch niemals vergessen, dass er noch sehr jung ist. Und wer von uns war mit 20 Jahren fehlerfrei?
Wenn Ihr meint, dass es nicht ausreichend ist, die eigene Mannschaft zu supporten und Ihr unbedingt Euren Unmut im Stadion bekunden wollt, dann nehmt doch bitte die rechtsradikalen Schwachköpfe, die sich bei zahlreichen Vereinen, vorwiegend im Osten, aber auch in Dortmund, breit machen.
Abschließend noch zwei gute Nachrichten.
Für die ca. 200 Verwirrten, welche zum WM-Qualifikationsspiel Tschechien – Deutschland gereist sind und mit „Sieg Heil“-Rufen nicht nur sich selbst, sondern auch unser Land mal wieder blamiert haben: Ihr habt doch sicherlich in Eurem Großraum Dresden zahlreiche Sportplätze, welche frei zugänglich sind. Geht doch da einfach hin und lauft ständig mit dem Kopf vor den Torpfosten.
Das hilft vielleicht und weckt obendrauf Kindheitserinnerungen für diejenigen von Euch, deren Schaukel früher zu nah am Haus stand. Und vergesst nicht Eure Medikamente zu nehmen.
Und zum guten Schluss: Unter allen von Euch, die diese Kolumne bei Facebook teilen,
werden
1 x zwei Eintrittskarten für das Bundesligaspiel
Borussia Mönchengladbach – FC Schalke 04
(15. Spieltag – 08.-10.12.2017)
verlost.
Es handelt sich hierbei um Top-Sitzplätze, welche vom Gladbacher Versicherungspartner,
der AXA-Bezirksagentur Thorsten Vollmer aus Kassel gesponsert werden. Ganz herzlichen Dank hierfür!
Der/die Gewinner/in werden Anfang Oktober im Nordhessen-Journal (www.NordHessen-Journal.de) veröffentlicht, aber selbstverständlich auch von mir persönlich benachrichtigt.
In diesem Sinne, nicht vergessen: Die beste Kondition auf dem Platz hat der Ball!
Deep Blue
http://nordhessen-journal.de/2017/08/05/wer-wischt-das-blut-weg-teil-iii/
http://nordhessen-journal.de/2017/07/01/lichtblicke-des-fussballs-ii/
http://nordhessen-journal.de/2017/06/20/lichtblicke-des-fussballs/
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