FESTIVAL „KEIN SCHLUSSSTRICH!“
Ein bundesweites, dezentrales Theaterprojekt mit künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Interventionen zum NSU-Komplex
vom 21. Oktober bis 7. November 2021
in Chemnitz, Dortmund, Eisenach, Hamburg, Heilbronn, Jena, Kassel, Köln, München, Nürnberg, Rostock, Rudolstadt, Weimar und Zwickau
2021 hat sich ein Kooperationsnetz von Theatern und Institutionen aus 14 Städten zusammengeschlossen, um gemeinsam das interdisziplinäre Theaterprojekt „Kein Schlussstrich!“ zu realisieren – mit dem Anliegen, die Taten und Hintergründe des NSU-Komplex künstlerisch zu thematisieren. Beteiligt sind Akteur:innen in den Städten, die unmittelbar vom NSU-Komplex betroffen waren und sind: die Städte, in denen zehn Bürger:innen von Rassist:innen ermordet wurden. Auch jene Städte sind beteiligt, in denen die Täter:innen des NSU aufwuchsen, Aufenthalt oder Unterstützung fanden. Mit dem Vorhaben sollen die Perspektiven der Familien der Opfer und der (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht werden: Mit Theateraufführungen, musikalischen Interventionen im öffentlichen Raum, Lesungen, Diskussionsveranstaltungen und Workshops möchte das Projekt die Auseinandersetzung mit dem institutionellen und strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft anregen. Gemeinsam planen diese „ungewollt Vereinten“ für den Herbst 2021 themenbezogene Premieren.
Der kuratorische Fokus für das Kasseler Rahmenprogramm zu „Kein Schlussstrich!“ ist die weibliche Perspektive auf diese Thematik, ausgehend von der Schauspiel-Uraufführung „mädchentreu“ von Mirja Biel, die die Perspektive der Frauenbilder der Neuen Rechten und ihr Wirken auf die künftige Generation ins Visier nimmt.
Die künstlerische Klammer des Projekts bilden zwei multilokale Eigenproduktionen: das musikalisch-performative und partizipatorische Oratorium „MANİFEST(O)“ des Komponisten Marc Sinan und die von Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber kuratierte Ausstellung Offener Prozess des ASA-FF. Ein politischer Stadtrundgang von Die Kopiloten e.V. begibt sich mit lokalen Akteur:innen auf Spurensuche.
Das bundesweite Magazin „Kein Schlussstrich!“ ist für 5 Euro an der Kasse erhältlich. Weitere Informationen unter www.staatstheater-kassel.de und https://kein-schlussstrich.de/
Ausstellung „Kein Schlussstrich! – Offener Prozess“
Eröffnung: Freitag, 22. Oktober, 17 Uhr, Opernfoyer
Die Ausstellung „Offener Prozess“ nimmt die Ost-Deutsche Realität, insbesondere in Sachsen, zum Ausgangspunkt, um eine Geschichte des NSU-Komplexes zu erzählen, die von den Migrationsgeschichten und den Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt und des Widerstandes dagegen ausgeht. Mit dem Ansatz eines “lebendigen Erinnerns” rückt sie marginalisierte Perspektiven in den Mittelpunkt. Die Ausstellung besteht aus Arbeiten von Želimir Žilnik, Harun Farocki, Thanh Nguyen Phuong, Sefa Defterli, Pinar Ögrenci, Forensic Architecture, belit sağ, der Initiative 12. August und einer Arbeit zu Oury Jalloh. Die großflächigen QR-Codes in der Ausstellung verweisen auf ausgewählte Arbeiten der Künstler:innen in der Web-Ausstellung. So werden die Smartphones der Besucher:innen selbst zu Bildschirmen der Ausstellung. Über die QR-Codes hinaus können in der Web-Variante alle Werke der Gesamtausstellung betrachtet werden. Für Besucher:innen ohne Smartphone steht außerdem ein Touchscreen samt analoger Version bereit.
Weiterführende Informationen zu Werken, Beteiligten, aber auch zu grundlegenden Begriffen im NSU-Komplex bietet ein Chatbot. Er kann über Whatsapp, Telegram oder per Browser erreicht werden und funktioniert über simple Hashtags als ein fundiertes Nachschlagewerk für alle Informationen während und nach dem Besuch der Ausstellung.
Die Ausstellung wird am Freitag, 22. Oktober, um 17 Uhr im Foyer des Opernhauses durch Intendant Florian Lutz eröffnet und kann im Anschluss täglich zwischen 16 und 18 Uhr besucht werden, der Eintritt ist frei. Termine für Schulklassen und Gruppen sind nach Absprache möglich, unter: Tel. (0561) 1094-222, und online unter www.staatstheater-kassel.de
Das weitere Programm für Kassel:
Kein Schlussstrich – Die Reise
Podiumsgespräch mit der Kabarettistin und Schauspielerin Idyll Baydar und Gästen zum Thema „Wie erinnert Kassel?“ Städtische Erinnerungskultur und Verantwortung aus weiblicher Perspektive.
Sonntag, 24. Oktober, 14 Uhr, Opernfoyer, Eintritt frei, Platzkarten an der Theaterkasse
Kein Schlusstrich! – Ein Gespräch
„Die Perspektive der Frauen auf den Verlust“
Elif Kubaşık und Gamze Kubaşık (Witwe und Tochter von Mehmet Kubaşık, der 2006 in seinem Kiosk kaltblütig ermordet wurde) erzählen aus ihrer Perspektive über den Verlust.
Mittwoch, 27. Oktober, 19:30 Uhr, Opernfoyer, Eintritt frei, Platzkarten an der Theaterkasse
Die Abwesenheit Gottes / Tanri’nin Yokluğu– Manifest(o)
Immersive Performance in Kooperation mit den Kasseler Musiktagen
Freitag, 29. Oktober, bis Freitag, 2. November, je 15 bis 17 Uhr, Martinskirche, Eintritt frei
EBOW – Konzert (Rap / Hip Hop)
Im Spiel mit unseren Erwartungen rappt Ebow gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie, für eine offene und solidarische Gemeinschaft und verweigert sich dabei jeder Kategorisierung.
Sonntag, 31. Oktober, 22 Uhr, Opernfoyer, Eintritt 15 Euro
Geißendes Licht / Parlayan Nur
Ritual des Erinnerns
Dienstag, 2. November, 20 Uhr, Kulturzentrum Schlachthof, Eintritt 10 Euro
mädchentreu – Uraufführung
Eine theatrale Recherche zu Frauenbildern und Erziehung der Neuen Rechten von Mirja Biel
Uraufführung: Samstag, 6. November, 20:15 Uhr, TiF – Theater im Fridericianum
Kein Schlussstrich unter was?!
Politischer Stadtrundgang und Workshop
In Kooperation mit lokalen Akteur:innen wollen Die Kopiloten e.V. sich in der Stadt auf Spurensuche begeben: Was ist eigentlich dieser NSU? Und was hat das mit Kassel und mit uns zu tun?
Sonntag, 7. November, 11 Uhr, Opernfoyer, Eintritt frei
STAATSTHEATER KASSEL
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