Erfolgreiches Stadtprojekt: 11 zugewanderte Frauen erreichen Hauptschulabschluss

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11 Frauen haben es geschafft: Die Projektteilnehmerinnen bekamen am Freitag, 29. Januar, die Zeugnisse über ihren Hauptschulabschluss. Mit Unterstützung des maßgeschneiderten Projektes „Sozialwirtschaft integriert“ der Stadt Kassel konnten die Teilnehmerinnen neben dem Schulabschluss auch Arbeitgeber von sich überzeugen und ihre Ausbildungsverträge unterschreiben. Die zugewanderten Frauen beginnen unter anderem Ausbildungen zur Kranken- oder Altenpflegehelferin.

„Ich bin wirklich sehr stolz auf die Teilnehmerinnen. Sie haben meinen vollen Respekt für diese Leistung. Denn neben ihrer Rolle als Schülerin sind diese Frauen auch Mütter, haben unterschiedliche Biographien, Vorbildungen und Sprachniveaus“, sagt Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Ideengeberin und Initiatorin des Ausbildungsprojektes.

So sei den Migrantinnen jetzt eine Zukunftsperspektive eröffnet worden, die ohne das Projekt so wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Durch „Sozialwirtschaft integriert“ bekommen Frauen mit Migrationshintergrund seit 2018 in Kassel die Chance, in der Sozialwirtschaft als Fachkraft tätig zu werden.

Notendurchschnitt von 2,2
Teil des Projektes ist der Erwerb des Hauptschulabschlusses. Die elf Absolventinnen des diesjährigen Abschlusskurses haben in einem 18-monatigen Vorbereitungskurs zur Hauptschulprüfung die Inhalte der prüfungsrelevante Fächer Deutsch, Mathematik, Gesellschaftslehre und Englisch erlernt. Eine weitere Stärke des Projekts ist neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte ein integrativer Anteil über den die soziale Integration, die Steigerung der gesellschaftlichen Teilhabe, die Allgemeinbildung und das Lernen über gesunde Lebensführung gefördert wird. Die Frauen im Alter zwischen 26 und 42 Jahren haben ihre Prüfungen im Dezember und Januar schließlich mit einem Notendurchschnitt von 2,2 abgeschlossen, die beste Teilnehmerin sogar mit 1,2. „Zuwendung stiftet Erfolg“, erläutert Anette Trayser, Vorstandsvorsitzende der Plansecur Stiftung, die guten Ergebnisse der Projektteilnehmerinnen. Von diesem Erfolg der Absolventinnen könne die Kasseler Gesellschaft auf vielen Ebenen profitieren. Die Plansecur-Stiftung übernimmt die genannten schulischen Vorbereitungen in dem Programm.
„Mit ihr haben wir einen Partner an unserer Seite, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Herzblut dabei sind und sich über die Maße für unsere Projektteilnehmerinnen engagieren“, erläutert Projektleiterin Terhas Andezion vom Sozialamt Kassel.

Lernen auch im Lockdown
Aufgrund der Corona-Pandemie fand zwischen Mitte März und Anfang Mai 2020 kein Präsenzunterricht statt. In diesem Zeitraum erhielten die Schülerinnen ihre Aufgaben regelmäßig per Post. Die Kommunikation mit den Lehrenden erfolgte in dieser Zeit über verschiedene digitale Wege. Nachdem das Studienhaus der Plansecur-Stiftung wieder öffnen konnte, wurden die Frauen in zwei Gruppen unterrichtet, um die Hygienevorschriften einzuhalten.

„Dass die Teilnehmerinnen unter diesen erschwerten Bedingungen so gute Noten erzielt haben, ist wirklich bewundernswert. Dieser Abschlussjahrgang ist für uns wieder der Beweis, dass Qualifizierungsprojekte wie „Sozialwirtschaft integriert“ nachhaltig erfolgreich sind, wenn alle Beteiligten flexibel und sehr individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen eingehen können“, sind sich Friedrich und Andezion einig. Das Projekt würde bereits jetzt als Kasseler Weg angesehen, um einen Teil des Fachkräftemangels nachhaltig und integrativ entgegen zu wirken.

Nur durch eine Zusammenarbeit mit den Frauen auf Augenhöhe, bestehe die Chance, berufliche und soziale Integration zu verwirklichen.

Teilnahme weiterhin möglich
Nach wie vor können sich Frauen mit Migrationshintergrund für das Programm „Sozialwirtschaft integriert“ anmelden. Ab Juni 2021 ist der nächste Kurs zum Erwerb des Hauptschulabschlusses in Teilzeit geplant. Interessierte Frauen wenden sich an Ute Beyer, Tel. 0561/787 5802, Mail: ute.beyer@kassel.de oder Fatima Mohssen, Tel. 0561/787 5255, Mail: fatima.mohssen@kassel.de von der Kommunalen Arbeitsförderung im Sozialamt der Stadt Kassel.

Hintergrund
„Sozialwirtschaft integriert“ ist ein maßgeschneidertes Programm der Stadt Kassel, dass Frauen mit Migrationshintergrund die Chance gibt, in der Sozialwirtschaft als Fachkraft tätig zu werden. Gefördert wird „Sozialwirtschaft integriert“ durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration. Laut Zielvereinbarung sollten von August 2018 bis Dezember 2022 mindestens 120 Frauen in das Programm aufgenommen werden. Bereits jetzt sind es schon 190.

Das Programm soll den unterschiedlichen Biographien, Vorbildungen und Sprachniveaus der Frauen und behördlichen Anforderungen gerecht werden. Jede Projektteilnehmerin wird durch eine Coachin unterstützt. Dadurch kann in Kooperation ein individueller Ausbildungsplan erstellt, Schulabschlüsse nachgeholt und Sprachkurse belegt werden. Ziel ist es am Ende die geplante berufliche Perspektive zu verwirklichen.

Das Projekt richtet sich sowohl an geflüchtete „Neumigrantinnen“ und EU-Bürgerinnen als auch an Frauen mit Migrationshintergrund der zweiten und dritten Generation im Alter von 18 bis 45 Jahren. Voraussetzung sind Deutschkenntnisse auf dem Level B1 und ein Wohnsitz in Kassel oder in Gemeinden, die direkt an die Stadt Kassel angrenzen.

documenta-Stadt Kassel


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