Die schöne neue Welt der WELT

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Ein aktueller Artikel der WELT titelt: 

Die WELT schreibt, dass es sich gerade auf Kurzstrecken bemerkbar machen würde und die Menschen in Deutschland würden nun wegen:

  • Extreme Wetterlagen – die Hitzewelle
  • und das Niedrigwasser vieler Flüsse                              …lieber die Bahn nehmen als den Kurzstreckenflug.

Glauben sie das? Ehrlich?

Die Gründe liegen sicherlich wo ganz anders. Es passt aber grad so wunderbar in den Mainstream.

An sich haben wir das Medium WELT anders kennengelernt und wundern uns schon ein wenig, dass auch die nun ins gleiche Horn stoßen und sich Sachverhalte zusammen illusionieren.

Wir wollen das Ganze mal pragmatisch betrachten, denn wir hatten vor kurzem zufällig ein Gespräch mit einer Kölner Studentin, die eben vor normalen studienbedingten finanziellen Problemen stand.

Sie musste die Strecke KÖLN- HAMBURG an einem Wochenende Hin – und zurück bewältigen. Sie ist tatsächlich geflogen – also NIX mit Flugscham.

Sie erklärte uns das auch warum.

Wir haben das mal nachvollzogen und ein fiktives Datum ausgewählt

Freitag 17.01.2020  hin und am Sonntag 19.01.2020 zurück

Wir haben die verschiedenen Reisemöglichkeiten mal sondiert und sind zu einem Punkt gekommen, dass das Reisen mit dem Flieger absolut alternativlos ist.


AUTOBAHN

Die Strecke Köln Hamburg (425 km) eine Strecke die man mit einem Auto in 4,5 Stunden absolviert haben kann, wenn kein Stau ist. Kosten rund eine Tankfüllung (vom verpönten Diesel verbietet es sich zu sprechen, wenn man schon von Flugscham spricht) Hin und zurück also 850 km und ein ganzer Tag wird auf der BAB geopfert.  Wir haben auch nur Spritkosten von rund 90- 100 € fiktiv angesetzt.

Zeitbedarf also mindestens 9 Stunden


ZUGVERBINDUNGen

Es gibt ja mittlerweile mehr als einen Anbieter auf dem Zugsektor und gerade auch der ganz neue Ableger, der bekannten grünen Busse, die durch ganz Deutschland zum Minipreis fahren, macht sich auf dem Markt breit.

Bei Flixtrain also bezahlen wir Hin 19,99 € und 29,99 € zurück  also 49,98 €  und bin 7 Std 32 min unterwegs

Beim direkten Konkurrenten, nämlich der Deutschen Bahn fahre ich im IC immerhin 4 Std. und 4 Min (zumindest theoretisch) für Hin: 29,90 € und 63,80 €  zurück,

 also insgesamt für 93,70 € bei 8 Std und 8 min Zeitbedarf.

Ein Vorteil ist die Koppelung mit dem City-Ticket also die kostenlose Weiterreise im innerstädtischen Verkehr mit Bussen und Bahnen.


FLUGVERBINDUNG

Die Flugverbindung bekommt man zwischen 29,99 € und 79,99 €

Im günstigsten Fall also also für 59,98 € Hin -und Zurück.  Als wir uns das Ganze angeschaut haben, bekamen wir den  Flug noch günstiger, nun kostet er Hin -und Zurück 69,98 €.

Zeitbedarf für Hin – und zurück 2 Std 20 Min.


Erstaunlicherweise bezieht sich die WELT auf einen einzelnen Professor, der zufällig aus Schweden stammt. Dieser macht die Aussage:

„Für mich ist das der Beweis, dass sich die zunehmende Wahrnehmung des Klimawandels nun auch in den Entscheidungen der Konsumenten widerspiegelt“, so Stefan Goessling, Professor an der Linnaeus-Universität in Schweden, der die ADV-Daten analysiert.

Der Herr Professor bezieht sich auch nur auf die schwedischen Verhältnisse.

Die WELT führt weiter aus: ” Der Flughafenverband ADV erklärt den Rückgang mit anderen Gründen: Eurowings hat Strecken gestrichen, die Lufthansa wurde bestreikt, Kapazität wurde aus dem Markt genommen. Auch Kepler-Cheuvreux-Analystin Ruxandra Haradau-Döser sagt, Kapazitätskürzungen verzerrten das Bild und erhöhten die Ticketpreise. Daher sei es zu früh, Flugscham verantwortlich zu machen.


FAZIT :

Reisende bei denen Zeit = Geld bedeutet werden wahrscheinlich immer fliegen, denn vom Zeitbedarf ist dies alternativlos.

Wem Zeit nichts bedeutet und wer nur nach dem Geld schaut, der kann durchaus mit der Bahn günstiger fahren. Jedoch ist die Sitzplatzgarantie eben nicht gegeben, gerade auf allen Strecken hin nach Köln am Sonntag.

Interessant an dieser Form der oberflächlichen Berichterstattung ist auch, dass offensichtlich alle sofort anspringen, weil ein einziger schwedischer Professor mal was sagt, denn sowohl Focus, Welt, Kieler Nachrichten, Deutschlandfunk und noch viele andere posten mehr oder minder den gleichen Artikel. Herr Professor wird ihn ordentlich an alle übersandt haben. Ist ja auch wichtig für die Meinungsbildung wenn viele den gleichen Ton anschlagen.

Weiterhin interessant ist auch, dass zum Beispiel die Welt die eigene Überschrift relativiert aber höchstwahrscheinlich auf die NUR-ÜBERSCHRIFT-LESER spekuliert um  mal etwas Stimmung zu machen.

Schade, dass die WELT da mitmacht. Verabschiedet sie sich nun von gutem Journalismus und schwenkt zum Mainstream um?


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