In Burkina Faso ist der Schulbesuch lebensgefährlich. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer brennen Terroristen in dem westafrikanischen Krisenstaat immer häufiger Schulgebäude nieder und attackieren gezielt Schüler und Personal. Alleine im vergangenen Jahr wurden laut der Hilfsorganisation sieben Lehrer brutal ermordet, viele befinden sich auf der Flucht. „Die Angriffe zielen bewusst auf das Bildungssystem und haben verheerende und langfristige Folgen nicht nur für die Jugend, sondern für die ganze Gesellschaft“, sagt Bruno Honvo, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Westafrika.
Aktuell sind laut SOS 1.455 Schulen geschlossen, etwa 200.000 Kinder gehen nicht zur Schule. „Wir sind in großer Sorge. Denn die Angriffe auf Schulen folgen einem gefährlichen Kalkül der Terroristen: Die Kinder sollen gemäß ihrer Ideologie erzogen werden, ohne Bildung lassen sie sich leicht manipulieren, sind anfällig für extremistisches Gedankengut und neuerliche Gewalt“, sagt Honvo. „Wenn eine ganze Generation ohne Bildung aufwächst, haben wir keine Chance, uns aus der Armut und der auch daraus resultierenden Gewalt zu befreien.“
Besonders im Norden und im Zentrum des Landes hätten die Terroristen leichtes Spiel: „Der Staat hat sich hier zurückgezogen, es gibt praktisch keine Polizei und keine Sicherheitskräfte.“ Die Terroristen griffen auch Krankenhäuser und Dörfer an, immer mehr Menschen befänden sich auf der Flucht. Seien es 2018 noch 80.000 Binnenflüchtlinge gewesen, so habe sich die Zahl inzwischen versechsfacht: Fast 500.000 Menschen hätten 2019 aus Angst vor Gewalt ihr Zuhause verlassen, allein 300.000 davon in der Zeit von August bis November.
„Die meisten befinden sich inzwischen in Flüchtlingscamps, aber auch da sind sie nicht sicher“, sagt Honvo. So sei die Stadt Djibo im Nordosten des Landes, in der sich ein Camp mit rund 7000 Flüchtlingen befindet, mehrmals angegriffen worden. „Die Terroristen haben den stellvertretenden Bürgermeister getötet, alle Schulen sind inzwischen geschlossen.“ In anderen Regionen seien die noch geöffneten Schulen so überfüllt, dass zahlreiche Schüler keinen Platz bekämen.
Die Nachbarländer Mali und Niger seien ebenfalls massiv betroffen. Insgesamt habe sich die Zahl der Menschen, die durch Terrorangriffe in Burkina Faso, Mali und Niger ums Leben kamen, seit 2016 mehr als verfünffacht: von 770 Toten im Jahr 2016 auf 4000 in 2019. Auch in Mali sei aufgrund der Gefahr der Betrieb in mehr als 1000 Schulen und in Niger in etwa 100 Schulen eingestellt worden. Zusammengenommen wurden 2019 in den drei Ländern fünfmal so viele Schulen geschlossen wie 2017.
„Wenn man Kindern die Möglichkeit nimmt, sich zu bilden, nimmt man ihnen ihre Zukunft“, sagt Bruno Honvo. „Wir müssen alles tun, um das zu verhindern!“
Die SOS-Kinderdörfer setzen sich in der Sahelzone mit verschiedenen Programmen gezielt für Bildung ein. In den drei Ländern Burkina Faso, Mali und Niger betreibt SOS insgesamt acht Schulen, die bislang alle ihren Betrieb fortführen konnten und von 5000 Kindern und Jugendlichen besucht werden.
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