Digitales Detox statt Botox regt Topagemodel Renate Zott an.
Puh, manchmal fühl‘ ich mich, als würde ich über- oder auslaufen – also genauer gesagt: mein Kopf. So richtig abschalten – also den eigenen Rechner komplett runterfahren – das gibt es nicht mehr, weil man ständig „on“ ist und sich noch dazu einredet, es müsste so sein. Und das schlimme ist: es wird immer schlimmer. Jeden Tag wird man mit mehr Infos geflutet, soll mehr an Mitteilungen, News und Dingen aufnehmen, verarbeiten und erledigen. Aber das reicht nicht, hinzu kommt die Bespielung der diversen Kanäle, die vermuten lassen, wichtig zu sein. Das berufliche und soziale Leben ist also voll von digitalen Tools und Kommunikationsmitteln, die man im besten Fall irgendwie gleichzeitig bedienen soll, dabei wichtiges von unwichtigem unterscheiden und am Ende einen super Job machen. Online und Offline.
Digital ausgebrannt
Auch wenn es den Begriff des digitalen Burnouts als medizinische Diagnose (noch) nicht gibt, sind nach meiner persönlichen Einschätzung viele nah dran. Nicht umsonst höre ich auch von anderen immer wieder, dass sie davon total genervt sind. Dies ständige und zwangläufige „Always-on“ sein, das Erwarten von prompten Antworten, Likes oder sonst noch was. Es schlaucht einfach. Ständig summts, klingelts oder poppt irgendwo irgendwas auf. Ich finde das erschöpft auf Dauer enorm.
Gleichzeitig ist das wohl erst der Anfang des digitalen Dauerfeuers, dem sich keiner so richtig entziehen kann – denn wir wollen ja immer höher, besser, schneller, mehr. Auch wenn die Technik das alles theoretisch möglich macht und kann, glaube ich nicht, dass wir Menschen das können, weil wir eben keine Maschinen sind. Langsam aber sicher kommen wir an die Grenzen dessen, was an Datenmengen menschlich verarbeitet, entwirrt, gefiltert, analysiert, bewertet, aufgenommen ja überhaupt von der menschlichen Spezies vertragen werden kann. Zwar bedienen wir uns jeden Tag Algorithmen, die uns vieles leichter machen, aber noch ticken wir selbst nicht so, was die Sache erschwert.
Wir brauchen digitale Pausen
Meine erste Vermutung, dass mir da der Alterungsprozess ein Schnippchen schlägt und mir jüngere Menschen in der Datenmassenverträglichkeit aufgrund der längeren Gewöhnungsphase deutlich im Vorteil sind, hat sich nicht bestätigt, denn erste Studien sagen, dass insbesondere jüngere Berufstätige am erschöpftesten sind. Sieh an, auch die Jungen vertragen die Dauerbespielung nicht ohne Weiteres. Und ja, ich fand eine weitere Bestätigung: Offline. Als wir nämlich dieses Jahr in unser Relax-Urlaubs-Domizil reisten, fanden wir dort eine Menge mehr junger Paare als sonst. Bei diesem vergleichsweisen kleinen, unspektakulären Hotel, in dem außer zum Zeitpunkt der Wassergymnastik, natürlich Water-Gym genannt, keine Beschallung aus den Lautsprechern am Pool stattfindet, darf man sich das schon mal fragen. Keine Action, keine Musik – außer der für die Unterhaltung am Abend, wie kann das junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren anziehen? Ich habe gefragt und die Antwort war: Ruhe. Wir wollen einfach nur unsere Ruhe haben und alles abschalten. Mal eine Woche nichts hören und sehen. Ein ganz normales Buch in der Hand halten, essen, trinken, gammeln, relaxen, auf der Sonnenliege von rechts nach links drehen, viel schlafen und sonst gar nichts. Kein Bock auf Nightlife, Beschallung 24/7, ein Animateur, der einem zum Volleyball von der Liege quält – nein, das wollten sie alles nicht. Nicht einmal Tauchen, weswegen viele andere dort hinreisen. Und sie sprachen auch vom beruflichen Stresslevel, der bisweilen einfach nicht mehr zu ertragen sei. Für Unternehmen bedeutet das, die digitale Belastung als Aufgabe zu begreifen, darüber zu reden und möglicherweise Rahmenbedingungen und Regeln zu finden, wie man damit umgeht.
Es fällt also auf, dass scheinbar immer mehr Menschen eine digitale Pause suchen und brauchen, weswegen Orte, an denen wenig oder nichts passiert an Attraktivität gewinnen. Wir kehren immer
wieder gerne an diesen Ort zurück, weil er für uns den totalen Rückzug bedeutet. Einfach nur Sonne, Strand und Meer. Die Seele in der Hängematte. Und sonst gar nichts.
Wer mag, kann mit den Bildern kurz abtauchen:
https://youtu.be/uQgihdrhVGM
Die Autorin Renate Zott
Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.
Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.
Dieser Artikel erschien zuerst auf unserem Partnermagazin: https://dnews24.de/
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