Den Meeren geht die Luft aus

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Die Klimakrise schädigt Meere und Eisflächen wie Gletscher und Polareis in außergewöhnlichem Maße. Das zeigt ein neuer Sonderbericht des Weltklimarats IPCC, der am Mittwoch in Monaco vorgestellt wurde. Demnach hat sich etwa die Anzahl mariner Hitzewellen seit den 1980er Jahren verdoppelt, rund 90 Prozent dieser Hitzewellen sind mit höchster Wahrscheinlichkeit auf die Erderhitzung zurückzuführen. Die Temperaturänderung unter Wasser, der Verlust an Sauerstoff, die Zunahme von CO2 und die damit einhergehende Versauerung haben enorme Auswirkungen auf alle marinen Lebensräume, u.a. auf Fischbestände und insbesondere Korallenriffe – und nicht zuletzt den Menschen.

„Die Klimakrise hat das Potenzial, unsere Ozeane zu Wüsten zu machen. Denn den Meeresbewohnern geht die Luft aus“, sagt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland und bei den Verhandlungen des Weltklimarats vor Ort. „Für die Korallenriffe der Welt käme eine ungebremst fortschreitende Erderhitzung einem Todesurteil gleich. Auch manche Fischbestände werden einen weiteren Anstieg der Temperatur nicht verkraften, andere ziehen in kältere Gewässer – und damit weg von Küstengemeinden, die auf die Fischerei angewiesen sind. Wieder einmal trifft die Klimakrise besonders diejenigen am erbarmungslosesten, die am wenigsten dazu beigetragen haben.“ Das gilt nicht nur für die Fischerei, sondern auch für den Meeresspiegelanstieg, der 2050 das Zuhause von bis zu einer Milliarde Menschen gefährden könnte. Ohne massive Maßnahmen der Politik wird 2100 mit einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter gerechnet.

Für den Sonderbericht zu Meeren und Kryosphäre – also den Eismassen der Erde – haben mehr als 100 renommierte Wissenschaftler*innen aus aller Welt über Monate den letzten Stand der Forschung zusammengetragen. Die Veröffentlichung kommt nur wenige Tage nach dem internationalen Klimagipfel in New York und den Ergebnissen des Klimakabinetts in Deutschland. „Es ist zum Weinen, dass diesem erneuten Paukenschlag der Wissenschaft wieder nur ein Flüstern der Politik vorangegangen ist. Deutschland wird mit seinem Klimapäckchen keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz und damit zum Schutz unserer Meere und Gletscher beitragen können, die Bundesregierung hat hier versagt. Wir brauchen ein richtiges Klimapaket an Maßnahmen und Gesetzen, das diesen Namen auch verdient“, so Vesper. Bis zur Klimakonferenz im Dezember fordert der WWF die Bundesregierung zum Nachbessern auf.

Gleichzeitig zeigt der neue Sonderbericht, dass wir mehr und qualitativ hochwertige Schutzgebiete brauchen, und die weltweite Fischerei viel besser managen müssen, damit Fischpopulationen angesichts der steigenden Temperaturen eine Chance haben zu überleben. Auch dem natürlichen Küstenschutz kommt eine steigende Bedeutung zu. „Ein ‚weiter so‘ können wir uns nicht mehr leisten. Während die Politik Trippelschritte macht, schafft die Klimakrise wissenschaftliche Fakten in verheerendem Ausmaß. Am Ende wird einzig und allein zählen, um wieviel Grad die Erderhitzung reduziert werden konnte, denn mit der Natur lässt sich nicht verhandeln“, so Vesper. „Den Erkenntnissen der Wissenschaft müssen nun schnell Meilensteine in Politik und Wirtschaft folgen. Noch können wir die schlimmsten Folgen der Klimakrise für unsere Ozeane, die Arktis, Antarktis und die Menschen, die vom und am Meer leben, abwenden.“

 

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