105 Jahre Versenkung SMS Cöln – eine Tragödie zur See 1914

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Sascha Rauschenberger

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Alljährlich findet seit 1915 am 28. August beim Eigelstein in Köln eine Gedenkfeier statt. Sie gilt der SMS Cöln, einem Kleinen Kreuzer der kaiserlichen Kriegsmarine, der bei seiner Indienststellung eigentlich schon veraltet war.
Bei der Seeschlacht gleich zu Beginn des Krieges, die als „Seegefecht bei Helgoland“ in die Geschichte einging, ging eigentlich auf beiden Seiten alles schief. Für die Briten lief diese Pannenserie glücklich. Sie verloren nur 35 Mann und kein einziges Schiff, während auf deutscher Seite die junge kaiserliche Flotte drei Kleine Kreuzer, ein Torpedoboot und 712 Mann verlor. Die meisten Toten gab es auf der SMS Cöln, von der nur ein Mann, der Obermatrose (Heizer) Neumann nach 76 Stunden auf See gerettet werden konnte.

Die SMS Cöln (HIER) war ein Kleiner Kreuzer der Kolberg-Klasse von 130 Metern Länge, mit maximal 4.864 Tonnen Verdrängung und zwölf 10,5cm-Schnellfeuergeschützen in Einzelaufstellung. Die 383 Mann starke Besatzung samt dem Stab von Konteradmiral Leberecht Maaß, der an diesem Tage als Geschwaderkommodore mit an Bord war, setzte sich auch und gerade nicht unwesentlich mit Besatzungsangehörigen aus der Region Köln zusammen. Es war damals durchaus üblich bei der Marine auf Schiffen zu dienen, deren Name die eigne Heimat benannte. Daher war der Verlust des Schiffes für die Stadt Köln eine besondere Tragödie. Gerade auch so kurz nach Kriegsbeginn.

Kleine Kreuzer nahmen damals die Aufgabe von Aufklärung und Sicherung wahr. Deckten schwächere Vorpostenketten aus Torpedobooten, überwachten Seeräume und patrouillierten Sicherungsstreifen ab. Hielten Verbindung zu den Kommandostäben und zeigten auf See Flagge.
Heute wird diese Funktion von Fregatten übernommen, die in ihrer Größe und ihrer Besatzungsstärke denen der damaligen Kleinen Kreuzer gleichkommen.

Zu Kriegsausbruch waren beide Seiten mehr oder weniger unerfahren, wie so ein modernen Seekrieg geführt werden musste. Die einzige Schlacht zwischen Seekriegsverbänden vergleichbarer Ausstattung war 1905 in Fernost in der Seestraße vor der Insel Tsushima (HIER) zwischen Russen und Japanern geführt worden. Die Lehren aus diesem Gefecht wurden mit den neuen Schiffen der Dreadnought-Klasse gezogen, die den Schiffsbau aufs Neue revolutioniert, den Rüstungswettlauf weltweit erneut angeheizt hatte.

Die Britische Aufklärung hatte eine Chance erkannt die deutschen Vorposten vor Helgoland in eine Falle zu locken. Sie aus dem Schutz der Inselfestung Helgoland mit ihren starken 30,5cm-Batterien weg zu locken und sie dann mit überlegenen Streitkräften zu vernichten. Der Plan wurde mehrfach abgeändert. So oft, dass er der deutschen Nachrichtenaufklärung nicht mehr verborgen blieb. Man beschloss nun die Engländer in eine Falle zu locken.

Was danach kam kann man sehr schön und umfassend HIER nachlesen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Kommunikationsroutinen, das Wetter (Nebel mit Sichtweiten unter 1000 Metern), Verwechslungen und ungenaue Meldungen dazu geführt haben, dass die deutschen und britischen Befehlsstellen nur unzureichend wussten, wo der Feind war, wie stark er war oder wie überhaupt das Wetter vor Ort war.

Da die Briten mit weit überlegenen und moderneren Streitkräften ins Gefecht gingen, das mitunter auf Entfernungen von weniger als 1000 Metern geführt wurde, war der Grund für ihren Sieg. Die fünf britischen Schlachtkreuzer mit ihrer schweren Artillerie verwandelten binnen Minuten die deutschen Kleinen Kreuzer in brennende Wracks.
Konteradmiral Hipper, der die eigenen Schlachtkreuzer alarmbereit in der Hinterhand hatte, konnte diese aber nicht einsetzen, da die Gezeiten ein rechtzeitiges Auslaufen verhinderten. Die gedachte Falle so nicht zuschnappen lassen konnte. Daher konnten nur die SMS Cöln, SMS Strassburg und SMS Mainz aus ihren Bereitstellungsräumen dem anbrechenden Gefecht westlich Helgolands zu Hilfe eilen. Und das auch nicht geschlossen, sondern einzeln…
Unvergessen ist die Meldung des Geschwaderkommodores auf der SMS Cöln, der seinen schon im Gefecht befindlichen Einheiten funkte „Cöln kommt“. Ein Hilfsversprechen, dass die Cöln einlöste. So eine deutsche Marinetradition begründete, die bei den Falklands erneuert wurde, wo wenige Wochen später das deutsche Ostindiengeschwader des Vizeadmirals Graf von Spee mit seinen drei Söhnen(!) kämpfend unterging. Zum Bild „Der letzte Mann“ (HIER) inspirierte, das überall in deutschen Wohnzimmern seinen Platz fand.

Die zu Hilfe geeilte SMS Mainz wurde zusammengeschossen, beschädigte drei englische Zerstörer schwer, sank und die Engländer nahmen die überlebende Besatzung gefangen. Rear-Admiral Beatty, der Kommodore der englischen Schlachtkreuzer, signalisierte „Ich bin stolz, so tapfere Männer an Bord meines Geschwaders begrüßen zu dürfen.“
Überhaupt taten die Engländer alles, um die im Wasser treibenden deutschen Gegner zu retten. Verproviantierten Rettungsboote, gaben Kompanten aus und wiesen den Weg nach Helgoland. Das war damals noch so. Vielleicht etwas, was in heutiger Kriegsführung wieder Einzug halten sollte.

Bei der SMS Cöln ging das nicht. Sie wurde auf kürzester Entfernung zusammengeschossen, sank und die im Wasser treibende Restbesatzung von fast 200 Mann konnte im Nebel nicht mehr gefunden und abgeborgen werden. Schwimmwesten gab es, Rettungsinseln nicht. Und die Holzkutter waren von Granatsplittern zersiebt, wie der auf Norderney angespülte Kutter deutlich zeigt, der nun im Eigelstein als Mahnmal hängt und bewahrt wird. Die im Kutter gefundenen Toten, sechs Mann, liegen auf dem Friedhof in Norderney begraben.

Überhaupt tat man alles die Schiffsbrüchigen zu finden. So wurde am 22.September 1914 vom Torpedoboot T-75 noch ein Toter der SMS Cöln geborgen.

 

Bei der diesjährigen Gedenkfeier sagte der Vorsitzende des „Freundeskreises Marineschiffe Köln e.V.“ (HIER), dass kein Mahnmal so geeignet wäre die Schrecken des Krieges zu zeigen, wie der in der Eigelsteintorburg aufgehängte zerschossene Kutter der SMS Cöln.

Dass die Wahrnehmung dieses Gedenktages von Jahr zu Jahr abnimmt, seitens der Stadt Köln in Vergessenheit geraten ist, und das Gedenken schon fast befremdlich von Außenstehenden und Passanten betrachtet wird, mag zu unserer Gesellschaft passen. Doch nur 25 Jahre nach dem Untergang der SMS Cöln kam es erneut zum Krieg, dessen 80. Jahrestag wir am 01.September dieses Jahren wirklich gedenken sollten. Ganz besonders bei all den Rufen, Schiffe unserer Marine erneut ins mögliche Gefecht schicken zu wollen.
Wer das will sollte auch den Opfern vergangener Tage aufrichtig gedenken können.

Bald könnte wieder ein Schiff Namens Köln betroffen sein. Diesmal eine Korvette diesen Namens… (HIER)

Auch zur Geschichte:

105 Jahre Versenkung SMS Cöln – eine Tragödie zur See 1914 – (nordhessen-journal.de)
„Allen voran!“ – Die SMS SEYDLITZ: eine deutsche Schlachtschifflegende – (nordhessen-journal.de)
Der deutsche Flugzeugträger GRAF ZEPPELIN – (nordhessen-journal.de)
Unbekannte wollten Feuerschiff versenken – Spender gesucht! – (nordhessen-journal.de)
Der Schatz im Edersee: ein Königstiger – (nordhessen-journal.de)

Spenden werden gesucht:
Marine-Ehrenmal in Laboe muss saniert werden – (nordhessen-journal.de)
Marine-Ehrenmal in Laboe: Künstler Dierk Osterloh unterstützt die Sanierung – (nordhessen-journal.de)

 

 

Und wie immer auch ein Blick aus der Geschichte nach vorn, da jeder Krieg Opfer hat…:

Keiner bleibt allein: Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. – (nordhessen-journal.de)

Als Interessenverband für alle Einsatzveteranen ist der Bund Deutscher Einsatzveteranen e.V. (HIER). Er ist Ansprechpartner und Anlaufstelle für alle Kameraden, die Hilfe brauchen. Es wird jedem, sofort und  professionell geholfen werden, der durch seinen Dienst für die Bundesrepublik Deutschland zu Schaden kam.

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