In einem aktuellen Bericht von n-tv wird thematisiert, dass trotz der weitgehenden Unterbrechung direkter Gasimporte aus Russland weiterhin Erdgas über die Slowakei nach Österreich fließt. Der genaue Abnehmer bleibt dabei unbenannt, was Raum für Spekulationen eröffnet. Könnte es sein, dass Deutschland indirekt zu den Empfängern gehört, obwohl es offiziell keine russischen Gaslieferungen mehr akzeptiert? Und welche Rolle könnten Pipelines wie Nord Stream 2 (NS2) oder die Verbindung über Österreich in der Zukunft spielen, falls sich die politische oder wirtschaftliche Lage drastisch verändert? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.
Der Status Quo: Gaslieferungen über Umwege
Offiziell sind russische Gaslieferungen nach Deutschland durch Sanktionen und politische Entscheidungen stark eingeschränkt. Dennoch zeigt der Bericht, dass russisches Erdgas weiterhin über die Slowakei nach Österreich geliefert wird. Ein Teil dieses Gases könnte über den europäischen Markt auch nach Deutschland gelangen, ohne dass dies direkt als russische Lieferung gekennzeichnet wird. Es gibt mehrere plausible Szenarien:
- Indirekter Bezug über Zwischenhändler: Deutsche Unternehmen könnten Erdgas von europäischen Partnern kaufen, ohne zu hinterfragen, ob dieses Gas ursprünglich aus Russland stammt. Solche Transaktionen sind auf den liberalisierten Energiemärkten schwer nachzuvollziehen.
- Strategische Verschleierung: Es ist denkbar, dass einige westeuropäische Länder oder Unternehmen bewusst Gasströme anonymisieren, um politische Spannungen zu vermeiden.
Die Tatsache, dass Deutschland stark von russischem Gas abhängig war, lässt es durchaus plausibel erscheinen, dass indirekte Lieferungen nach wie vor eine Rolle spielen könnten. Die Frage bleibt: Könnten wir am Ende tatsächlich der unbekannte Abnehmer sein?
Ist Deutschland der “unbekannte Abnehmer”?
Es gibt keine eindeutigen Beweise, aber mehrere Indizien, die dafür sprechen könnten:
- Energieabhängigkeit: Trotz intensiver Bemühungen, die Gasversorgung zu diversifizieren, bleibt Deutschland in Zeiten hoher Nachfrage auf Importe angewiesen. Die russischen Gasreserven sind dabei nach wie vor eine der kostengünstigsten Optionen.
- Marktmechanismen: Auf dem Spotmarkt für Gas wird die Herkunft der Ware oft nicht transparent ausgewiesen. Deutschland könnte unbewusst oder bewusst russisches Gas über andere Länder beziehen, um die Versorgung sicherzustellen.
- Politische Komplexität: Eine direkte Lieferung aus Russland nach Deutschland würde gegen die öffentliche Position der Bundesregierung verstoßen. Ein Umweg über Österreich oder andere Partnerländer könnte jedoch politisch weniger riskant erscheinen.
Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Deutschland absichtlich auf russisches Gas setzt. Es zeigt jedoch, wie schwierig es ist, die Energiepolitik von wirtschaftlichen Realitäten zu trennen.
Die Zukunft der Nord Stream 2 und anderer Pipelines
Ein weiteres zentrales Thema ist die Frage, ob Pipelines wie Nord Stream 2 (NS2) oder die Transitroute über Österreich in einer Energiekrise oder bei einem politischen Kurswechsel in Deutschland wieder genutzt werden könnten. Hier gibt es unterschiedliche Aspekte zu betrachten:
- Technische Machbarkeit von NS2: Nach der Sabotage von Nord Stream 1 und 2 im Jahr 2022 ist die technische Wiederinbetriebnahme von NS2 fraglich. Die Schäden an der Pipeline sind erheblich, und die Reparatur würde Zeit und erhebliche finanzielle Investitionen erfordern. Doch technisch ist eine Wiederherstellung nicht ausgeschlossen.
- Politische Realitäten: Derzeit gibt es in Deutschland einen klaren politischen Konsens gegen den Einsatz von Nord Stream 2. Sollte sich die politische Lage jedoch ändern – beispielsweise durch eine wirtschaftliche Krise oder eine neue Regierung –, könnte die Pipeline wieder ins Gespräch kommen. Dies würde jedoch bedeuten, dass Deutschland von seiner bisherigen Linie abrückt und die Beziehungen zu Russland neu bewertet.
- Pipeline über Österreich: Die Pipeline über die Slowakei und Österreich könnte eine weniger kontroverse Alternative sein, da sie bereits aktiv ist. Eine intensivere Nutzung wäre denkbar, falls die Energiesituation in Europa angespannt bleibt.
Man kann diesen Hasardeuren in Berlin durchaus zutrauen, dass sie lautstark protestieren, während sie dennoch heimlich Gas aus Russland beziehen.