Ja – ich kann Dich gut verstehen: Ein Stück Spekulatius in den Tee eintauchen – klingt beinahe nach perfekter Vorweihnachts-Routine. Aber wenn wir genauer hinschauen, steckt da mehr drin als reine Lust am Gewürz-Gebäck.
Der nostalgische Kick
In Deutschland hat Spekulatius eine starke Tradition: Gewürze wie Zimt, Nelke, Kardamom und Muskat riechen nach Winter, nach Advent, nach Familie. Die festen, knusprigen Kekse haben eine angenehme Konsistenz beim Eintauchen in heißen Tee – sie geben etwas nach, brechen aber nicht sofort dabei. Genau diese Kombination macht den Reiz aus. Und hey – beim Eintauchen fühlt man sich fast wie ein Gourmet, obwohl’s eigentlich nur ein Keks ist.
Der Gemeinschafts-Moment
Vorweihnachtszeit heißt: Keksteller, Gäste, Plauderei, vielleicht ein Glühwein (oder eben Tee…) – und mitten drin der Spekulatius. Für viele gehört das einfach dazu. Der Duft aus der Verpackung, das Rascheln beim Öffnen, das erste Knacken beim Keks – kleine Freuden, die den Alltag etwas auflockern. Und seien wir ehrlich: Wer will in der dunklen Jahreszeit nicht ein wenig Wärme und Vertrautheit?
Die wirtschaftliche Seite
Der Handel hat’s längst begriffen: Spekulatius wird früh verfügbar gemacht (oft schon im Herbst), Premium-Varianten, günstige Sorten, Bio–Optionen. Der Keks ist ein Umsatzbringer in der Saison – und wir greifen gern zu. Diese Kombination aus Genuss, Tradition und Kaufhemmung – „ach, nur ein kleines Stück“ – macht den Spekulatius zum Gewinner der Adventszeit.
Der Blick hinter die goldene Verpackung – Der Tests der Stiftung Warentest
So schön das alles klingt – der Teekeks hat auch eine Schattenseite. Denn: Nicht jeder Spekulatius ist gleich gut, und „gut“ meint hier nicht nur Geschmack, sondern auch gesundheitliche Unbedenklichkeit.
Was wurde getestet?
Die Stiftung Warentest hat im Rahmen ihres Untersuchungsprogramms „Weihnachtsgebäck“ insgesamt 49 Produkte geprüft – darunter ˘Lebkuchen, Vanillekipferl und eben Spekulatius. Stiftung Warentest
Im Fokus stand vor allem der Schadstoff Acrylamid, der entsteht, wenn Teig mit vielen Kohlenhydraten (z. B. Weizenmehl + Zucker) bei hohen Temperaturen gebacken wird.
Für Spekulatius gilt ein Indikatorwert von 350 Mikrogramm pro Kilogramm als Richtwert.
Das Ergebnis: Meist gut – aber nicht durchgängig
Die gute Nachricht zuerst: Von den geprüften Produkten haben 13 von 17 Spekulatius-Sorten eine sehr geringe Belastung gezeigt – also zwischen 1 % und 25 % des Richtwerts.
Das heißt: Ja, Du kannst ruhig Dein Stück Keks in den Tee tunken – bei vielen Produkten besteht kein Grund zur Panik.
Und jetzt die Alarmglocken
Aber: Einige Produkte fielen negativ auf. Beispielsweise wurden Sorten der Discounter-Ketten Aldi und Kaufland als „deutlich belastet“ eingestuft (also zwischen 50 % und 100 % des Richtwerts).
Ein konkretes Beispiel: Die “Winteredition Gewürz-Spekulatius” von Kaufland wies z. B. einen Acrylamidgehalt von etwa 200 µg/kg auf – damit näherte sich der Wert dem Richtwert deutlich. Ruhr24+1
Auch von Borggreve gibt es eine Variante mit „deutlicher Belastung“.
Was heißt das konkret?
- Acrylamid gilt als potenziell krebserregend für den Menschen.
- Je dunkler das Gebäck, je stärker die Bräunung – desto höher tendenziell der Acrylamidgehalt.
- Zwar ist die Belastung bei vielen Produkten niedrig – aber es gibt keine unschädliche Mindestmenge laut aktueller Einschätzung.
- Hersteller können durch bessere Produktionsbedingungen (z. B. niedrigere Backtemperaturen) die Belastung senken.
Mein Fazit – Mit Genuss und Augenmaß
Christian, Dein Spekulatius-im-Tee-Moment ist absolut nachvollziehbar und – wenn das Produkt passt – völlig in Ordnung. Dennoch: Es lohnt sich, beim Erwerb ein bisschen genauer hinzusehen.
Tipps für bewussten Genuss
- Achte beim Keks auf Helle Farbe statt tiefes Braun – das deutet auf geringere Bräunung und tendenziell weniger Acrylamid.
- Beim Online- oder Ladenkauf kannst Du schauen, ob Testurteile oder Angaben zur Belastung vorhanden sind (z. B. Hinweise wie „gering belastet“).
- Vermeide Sorten, bei denen ausdrücklich von „deutlicher Belastung“ gesprochen wird – z. B. bestimmte Discountprodukte, die im Test schlechter abschnitten.
- Starte gut – z. B. eine Keksdose, mit der Du experimentierst – und ziehe dann Rückschlüsse für die gesamte Saison.
Der Genuss darf bleiben
Denn – und das ist wichtig: Der Keks soll Freude bringen, Stil in die Vorweihnachtszeit. Mit einer Portion Skepsis und Blick auf die Qualität muss die Freude nicht kleiner werden. Im Gegenteil – wenn man weiß, dass man ein gutes Produkt erwischt hat, bleibt der Genuss umso unbeschwerter.
hier ist eine verkürzte Tabelle mit ausgewählten Produkten aus dem Stiftung Warentest-Test von Spekulatius (Ausgabe 12/2024) und deren Einstufung bei Acrylamidbelastung. Bitte beachte: Einige Details (genaue Werte) sind hinter der Bezahlschranke, daher sind manche Angaben nur als Kategorien („sehr gering“, „deutlich belastet“) verfügbar.
| Produkt | Händler/Marke | Gewicht/Preis* | Einstufung Acrylamid | Bemerkung |
|---|---|---|---|---|
| Hammermühle Glutenfrei Gewürz-Spekulatius | Hammermühle | ~600 g / 0,28 €/100 g | Sehr gering belastet (ca. 7 µg/kg) | Spitzenreiter im Test. |
| Beste Wahl Butter-Spekulatius | Rewe | 200 g / 1,69 € | Sehr gering (ca. 15 µg/kg) | Gute Wahl zum moderaten Preis. |
| Herzstücke Butter-Spekulatius | Edeka | 200 g / 1,99 € | Sehr gering (ca. 18 µg/kg) | Auch hier: unproblematisch im Test. |
| Douceur Gewürz-Spekulatius | Penny | 600 g / 1,69 € | Sehr gering (ca. 44 µg/kg) | Discounter-Produkt mit gutem Ergebnis. |
| Borggreve Gewürz-Spekulatius | Borggreve | – | Deutlich belastet (ca. 200 µg/kg) | Hersteller offenbar serien-Probleme. |
| Winteredition Gewürz-Spekulatius | Kaufland | 600 g / 0,28 €/100 g | Deutlich belastet (ca. 200 µg/kg) | Eines der schlechteren Produkte im Test. |