Bewegung stärkt das Immunsystem und schützt so vor schweren Verläufen der COVID-19-Erkrankung. Außerdem ist sie eine wichtige therapeutische Intervention bei Long/Post-COVID. Darauf weist der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) anlässlich der Überarbeitung der medizinischen Leitlinie zu Long/Post-COVID hin. Die Bewegungstherapie ist gemäß aktualisierter AWMF-Leitlinie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Rund drei Millionen Menschen leiden derzeit in Deutschland an den mittel- und langfristigen Folgen einer COVID-19-Erkrankung. Die Probleme sind vielfältig und umfassen unter anderem kognitive, neurologische, pneumologische, kardiologische und psychosomatische Störungen. Daher erfordert die Erkrankung eine systemische Therapie, die nicht nur die körperlichen und psychischen, sondern gegebenenfalls auch die sozialen Probleme adressiert. Der Präsident des DVGS, Professor Dr. Gerhard Huber, betont: “Körperliche Aktivität gehört zu diesen Therapieoptionen, wenn sie richtig gewählt und angewendet wird. Gemeint ist hier nicht Sport, sondern zunächst einmal eine Rückkehr zu Bewegung im Alltag”.
Inzwischen gilt als gesichert, dass Bewegung das Immunsystem stärkt und vor schweren COVID-19-Krankheitsverläufen schützt. Hierfür scheinen die Entzündungshemmung und die Stimulierung des Immunsystems, mit der jede Form der Muskelaktivität verbunden ist, verantwortlich zu sein. Darüber hinaus zeigen Studien, dass körperliche Aktivität ein wichtiger Bestandteil der therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen nach einer COVID-19-Infektion darstellt. Huber erläutert: “Aufgrund der Studienlage wurde der Sport-/Bewegungstherapie in der aktuellen Überarbeitung der S1-Leitlinie Long/Post-COVID der medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ein eigenes Kapitel gewidmet”. Dr. Stefan Peters, Ressortleiter Wissenschaft des DVGS, war ebenso wie Professor Huber im Expertengremium der Leitlinie vertreten. Er ergänzt: “Bei Betroffenen und Gesundheitsberufen herrscht oft Unsicherheit, wie mit körperlicher Aktivität nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 umzugehen ist. Das ist verständlich, aufgrund des sehr individuellen Krankheitsverlaufs und der bisher fehlenden Erfahrung damit. Seitens des DVGS haben wir daher ein Factsheet zur Verfügung gestellt, welches Empfehlungen zu Bewegung und zum Selbstmanagement liefert. Dabei steht die Rückkehr zu körperlicher Aktivität im Vordergrund. Langfristig ist anzustreben, dass Betroffene wieder mindestens 150 Minuten in der Woche aktiv sein können und in der Lage sind, zwei Kräftigungseinheiten durchzuführen, wie es die Weltgesundheitsorganisation allgemein empfiehlt”.
Die vorliegende Leitlinie betont, dass der Einsatz von Bewegungstherapie bei einem Long-COVID- bzw. Post-COVID-Syndrom ein sehr individuelles Vorgehen unter professioneller Anleitung erfordert. Professor Huber erklärt: “Alle von Long/Post-COVID-Betroffenen benötigen eine auf ihre individuelle Symptomatik abgestellte Form der Bewegungstherapie. Sie müssen vor allen Dingen lernen, wie sie die eigenen Kräfte einteilen können, um Bewegung in den Alltag integrieren zu können, ohne sich dabei zu über- oder auch zu unterfordern.
Auch der hauptamtliche Vorstand des DVGS, Angelika Baldus, ist sich bewusst: “Komplexe Probleme wie Long-COVID benötigen differenzierte Konzepte und eine professionelle Umsetzung. Deshalb sichtet der DVGS die Evidenz zum Thema Bewegung bei Long/Post-COVID, beteiligt sich an der Leitlinienerstellung und arbeitet an der konzeptionellen Gestaltung entsprechender Bewegungsinterventionen. Darüber hinaus entwickeln wir auch spezifische Qualifizierungsangebote für Sport-/Bewegungstherapeuten und sorgen für eine Implementierung in der Reha-Landschaft.”
OV von Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e. V. (DVGS)
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