Mehr Wohnungen, geeignetere Wohnungen und für alle Gruppen verfügbarer und zugänglicher Wohnraum – das ist die Quintessenz der Anforderungen und Vorgaben, die Kassels Stadtbaurat Christof Nolda und Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich an die Wohnungspolitik für die Stadt Kassel und das in den nächsten Monaten zu erarbeitende Wohnraumversorgungskonzept haben.
Im Vorfeld der Erstellungsphase des Konzepts äußerten sich die beiden Magistratsmitglieder zu ihren Situationsbewertungen und Erwartungen und kündigten bereits konkrete Schritte an, die handlungsleitend bei der Erstellung des Wohnraumversorgungskonzepts berücksichtigt werden sollen.
Stadtbaurat Christof Nolda hält es angesichts des anhaltenden Bedarfs für zusätzliche Wohnungen für unabdingbar, das hohe Tempo bei den Entwicklungsmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Die laufenden oder konzipierten Wohnbauvorhaben im Innenbereich mit rund 2.500 Wohneinheiten und im Außenbereich mit rund 1.000 Wohneinheiten müssten durch konkrete Schritte beschleunigt werden.
So trete er für den Kauf eines für Wohnbebauung vorgesehenen Teilgrundstücks der Jägerkaserne am Auestadion durch die Stadt ein und werde konkrete Schritte zur Entwicklung des Wohnbaugebiets Wolfsanger-Nord in die Wege leiten. Nolda: „Wir bringen bereits zahlreiche von Investoren betriebene Vorhaben mit Volldampf voran, sind als Stadt aber gut beraten, die Entwicklung auch in die eigene Hand zu nehmen.“
Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich stellt die grundgesetzlich verankerte Verpflichtung des Abbaus von Benachteiligungen in den Mittelpunkt ihrer Anforderungen an die Wohnungspolitik und das Wohnraumversorgungskonzept. So müssten das Angebot an barrierearmen und barrierefreien Wohnungen verbessert, gemeinschaftliche Wohnformen gefördert und Möglichkeiten zum Wohnungswechsel bei veränderten Bedarfen geschaffen werden.
Aber auch die soziale Infrastruktur dürfe an dieser Stelle nicht aus dem Blick geraten. Friedrich: „Die demografische Entwicklung, die Einkommenssituation und die vielschichtigen Anforderungen unterschiedlicher Personenkreise an den Wohnungsmarkt – z. B. von Menschen mit Unterstützungsbedarfen, Familien mit vielen Kindern, Jugendlichen, die die erste eigene Wohnung suchen oder Personen mit ausländisch klingenden Namen – stellen eine Herausforderung für die Wohnungswirtschaft und die Stadtgesellschaft insgesamt dar. Diese gilt es auszugleichen und Benachteiligungen abzubauen.“
Wichtiges Instrument dafür sei die Erhaltung und der Ausbau des Bestands an Sozialwohnungen und eine gute Durchmischung der Wohnquartiere, so Friedrich: „Denn sozial durchmischte Quartiere sind die Basis für den Stadtfrieden.“
Bei den derzeit in der konkreten Planung befindlichen in verschiedenen Stadtquartieren angesiedelten Wohnungsbauvorhaben gehe es auch um die Realisierung von ca. 500 Sozialwohnungen, bilanziert Stadtbaurat Christof Nolda. Dass es nach Jahren des Stillstands beim Neubau von Sozialwohnungen jetzt in größeren Schritten vorangehe, sei den deutlich verbesserten Förderkonditionen des Landes Hessen und vor allem der Sozialwohnungsquote zu verdanken, die die Stadtverordnetenversammlung 2019 festgelegt hatte. Die Anwendung dieser Quote verlaufe im Übrigen weitestgehend reibungslos, Investoren hätten sich auf diese Vorgabe eingestellt und sie akzeptiert. Nolda: „Das Instrument Sozialwohnungsquote funktioniert so gut, dass ich selbst eine Erhöhung der Quote von derzeit 25 Prozent auf 30 Prozent für richtig und vertretbar halte.“
Diese wie auch andere Festlegungen und Forderungen wurden mit Interessenvertretungen verschiedener Personengruppen in einer Fachveranstaltung „Wohnungen und Wohnungsmarkt in Kassel – Anforderungen aus sozialpolitischer Sicht“ diskutiert und um weitere Aspekte ergänzt. Sie sollen nun in die Erstellung des Wohnraumversorgungskonzepts einfließen und im kommenden Jahr der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden.
Für die Erarbeitung des Wohnraumversorgungskonzepts läuft derzeit ein Vergabeverfahren für eine externe Unterstützung durch ein Fachbüro. In dem Konzept sollen die aktuelle Entwicklung und Aktivitäten auf dem Wohnungsmarkt bewertet, die verschiedenen Handlungsoptionen geprüft und entsprechende zusätzliche Maßnahmen vorgeschlagen werden.
documenta-Stadt Kassel
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