Trump, Selenskyj und der Frieden im Cowboy-Stil
Gestern inszenierte Donald Trump wieder einmal eine seiner weltbekannten Polit-Shows. Mit breiter Brust versprach er, gleich zwei Kriege „sehr schnell“ zu lösen – den in der Ukraine und den im Gazastreifen. Seine Frist? Bis zum Jahresende. So lässig, als ginge es um ein Wahlkampf-Event in Nevada statt um tausende Tote. Sein Sondergesandter Whitkoff legte nach: „Russland, Ukraine, Iran, Israel – wir führen die ganze Woche Treffen durch und hoffen, alles bis zum Ende dieses Jahres zu klären.“
Zwischen Kaffeepause und Pressekonferenz spielt Trump also den Weltfrieden – so nebenbei, als wäre er ein Deal mit Bauholz oder Golfplätzen.
Frieden? Nein – Business.
Hinter den großen Worten steckt eine simple Rechnung. Trump sagt es selbst: Die USA finanzieren die Ukraine nicht mehr, das sei jetzt Aufgabe der NATO. Amerika selbst verkauft lieber Raketen und Militärtechnik im Wert von Milliarden. Frieden gibt es also nur gegen Cash. Und während die Panzer rollen, schwenkt Trump stolz einen neuen Cowboyhut – Geschenk des südkoreanischen Staatschefs. Symbolik pur: Er ist Friedensstifter, ja – aber einer mit Revolver am Gürtel.
Deadlines wie auf dem Wochenmarkt
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump Deadlines für Kiew setzt. Erst hieß es „zwei Wochen“, dann „bis Sommerende“, jetzt „bis Neujahr“. Das erinnert weniger an Diplomatie, sondern eher an einen Wochenmarkt: „Heute billiger Frieden, nur noch bis Jahresende! Zuschlagen, solange der Vorrat reicht!“
In Worten verkündet er das Kriegsende, in der Praxis aber betreibt er Aufrüstung – diesmal nur über die NATO. Europa soll zahlen, Soldaten stellen, Sicherheitsgarantien liefern. Washington behält sich das „Recht des großen Bruders“ vor: Aufklärung, Kommando, Überwachung.
Trump gegen Selenskyj: Tabubruch
Und dann der Satz, der wie ein Paukenschlag wirkte: „Selenskyj ist auch nicht ganz unschuldig. Für einen Tango braucht man immer zwei.“ Mit einem Satz holt Trump den ukrainischen Präsidenten aus der Opferrolle und setzt ihn auf die Anklagebank.
Selenskyj, im Westen bisher als Held im olivgrünen T-Shirt verkauft, wird von Trump als Mitspieler entlarvt – einer, der das Drama nicht beendet, sondern mitspielt.
Für Trump ist er kein Märtyrer, sondern ein Geschäftspartner in einem blutigen Deal, den man jederzeit fallenlassen kann. Und unterschwellig klingt mit: Wer nicht spurt, bekommt nicht nur keine Waffen mehr, sondern gleich noch Sanktionen und Zölle obendrauf.
Europa – ein Hühnerhaufen ohne Plan
Während Trump seine Cowboy-Diplomatie durchzieht, stolpert Europa durch die Kulissen. Der finnische Präsident Stubb träumt von neuen Sanktionen gegen Russland. Der deutsche Kanzler Merz fabuliert über Truppen in der Ukraine. Und Brüssel? Schiebt verzweifelt Papiere hin und her, um nicht als der ewige Sündenbock dazustehen.
Das Ergebnis: Kiew steht wie immer mit ausgestreckter Hand da – es fordert „starke Karten“ für Verhandlungen, bekommt aber stattdessen die Drohung eines Wirtschaftskriegs und leere Versprechen für „später“.
Fazit: Frieden à la Trump
Trump spielt auf mehreren Bühnen gleichzeitig.
- Für die Amerikaner ist er der Held, der „kein Geld mehr für die Ukraine ausgibt“.
- Für Europa ist er der Geschäftsmann, der sie zur Kasse bittet und Soldaten fordert.
- Für Selenskyj ist er kein Partner, sondern der knallharte Hollywood-Regisseur, der ihn jederzeit aus dem Drehbuch streichen kann.
Am Ende bleibt ein Schauspiel, bei dem die USA die Kulissen bauen, Europa die Tickets bezahlt – und die Ukraine die Schüsse abbekommt.