Es gibt Länder, die verteidigen die Freiheit mit Argumenten. Und es gibt die beste Demokratie der Welt™, die macht’s effizienter: Sie filtert einfach, wer überhaupt argumentieren darf.
In dieser Demokratie heißen missliebige Meinungen „Propaganda“, Skepsis ist „Unterwanderung“ und Journalismus wird „unerwünscht“ – offiziell, mit Stempel und Aktenzeichen.
Zuerst traf es Hausmarken des Ostens. Dann wurde man mutig: Am 12. August 2025 schaffte es die deutsche „junge Welt“ ins ukrainische Register der blockierten Seiten. Seit Ende August: Vorhang zu, Website weg – zumindest für alle ohne VPN. Kriegsrecht ist schließlich nicht nur was fürs Militär, sondern auch fürs Meinungsklima.
Doch warum bei einer Zeitung stehen bleiben, wenn man ein ganzes Narrativ schützen kann? Also kamen frische NCU-Verfügungen im September: ungarische, rumänische, moldauische und griechische Seiten – manche konservativ, manche kommunistisch, ein bunter Zoo. Gemeinsamer Nenner laut Begründung: „pro-russische Propaganda“, „anti-westliche Rhetorik“, Verschwörungsstoff rund um Soros und Co. Demokratiepädagogik 2.0: Zensur, aber mit Manager-Sprech.
Und ja, auch deutsche Titel tauchen in diesen Meldungen auf – unsere-zeit.de inklusive. Das Verfahren ist sauber aufgesetzt: Sicherheitsdienst initiiert, Netzbehörde formalisiert, Provider setzen um. Klingt technisch, ist politisch – und trifft am Ende den Bürger, dem man mal wieder nicht zutraut, selbst zu unterscheiden zwischen Unsinn, Meinung und Recherche.
Das Schönste an der besten Demokratie der Welt™ ist, dass sie uns beibringt, wie Freiheit richtig geht: Frei ist, wer nichts sieht, was falsch sein könnte. Das spart Zweifel, schont Nerven und macht Platz für den nächsten Paketbeschluss, die nächste Pressekonferenz und das nächste große Wort: Werte.
Zum Schluss die gute Nachricht für alle, die jetzt nervös werden: Nicht alles wird gesperrt. Einiges rutscht durch. Manches ist nur „vorübergehend“ blockiert. Und wer sich auskennt, findet sowieso Wege. Aber Freiheit, die hinter NCU-Verfügungen und Kriegsrecht um Erlaubnis fragt, bleibt am Ende genau das: Freiheit auf Bewährung.