Viele Gewässer fließen auf den ersten Blick idyllisch durch die Landschaft, bei näherem Hinsehen offenbaren sich jedoch deutliche Defizite Im Laufe der Zeit wurden innerhalb unserer Kulturlandschaft viele ehemals gewunden verlaufende Bäche auf schmale, oft eher geradlinig verlaufende Gewässer reduziert, die wenig Raum zur Ausbildung naturnaher Strukturen wie Kiesbänke oder Kolken bieten; Querbauwerke wie z. B. Wehre oder Abschnitte mit glatten Betonsohlen stellen Hindernisse für wandernde Wasserlebewesen dar; mit Steinschüttung befestigte Ufer traten an die Stelle steiler Böschungspartien und flacher Gleitufer mit breiten Wasserwechselzonen. Häufig reicht die Nutzung der umliegenden Flächen bis an die Böschungsoberkante heran, sodass kein Platz für eigendynamische Entwicklungen bleibt und Einträge aus der Landwirtschaft schnell ins Gewässer gelangen.
Um diese aus gewässerökologischer Sicht zu bewertende „Missstände“ zu beheben, ist im Gebiet der Gemeinde Bad Zwesten an Schwalm, Urff und Wälzebach eine Vielzahl von Maßnahmen geplant, um Wanderhindernisse umzugestalten und die Gewässerstruktur z. B. durch die Entnahme von Ufersicherungen oder Aufweitungen zu verbessern sowie durch Ausweisen von Uferstreifen Pufferzonen zur Landwirtschaft und Raum zur Gewässerentwicklung zu schaffen. Teilweise positiver Begleiteffekt dieser Maßnahmen ist, dass der Rückhalt in der Fläche bei Hochwasserabflüssen erhöht wird. Flankierende Maßnahmen, wie die Anlage von Querverwallungen aus geeigneten Bodenüberschussmassen der Strukturmaßnahmen steigern den Retentionseffekt, vermeiden längere Transportwege und sparen Deponieraum ein. Einige Maßnahmen verbessern auch die Erlebbarkeit der Fließgewässer und bereichern so zusätzlich das Landschaftsbild.
Die Verbesserung des ökologischen Zustandes unserer Flüsse und Bäche ist auch ein zentrales Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtline (EU-WRRL), vor deren Hintergrund das Land Hessen ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt hat, dass die Kommunen in diesen Bemühungen unterstützt.
Bürgermeister Michael Köhler betont: „Uns als Gemeinde und Kurort ist Gewässerschutz sehr wichtig. Daher haben wir ein Konzept erstellt mit vielen nachhaltig ausgerichteten Maßnahmen. Der Startschuss für die Renaturierung erfolgt im Spätherbst mit dem anstehenden Baubeginn an der Urffmündung in die Schwalm.“
Bis zu 100 % Förderung erleichtert Gemeinde Umsetzung
Die Projekte an der Urff werden wegen der Lage im FFH-Gebiet als „Synergiemaßnahmen“ zu 100 % vom Land finanziert. Bei den anderen Maßnahmen, bei denen der Fördersatz in Abhängigkeit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kommune bei bis zu 95 % liegt, teilt sich die Gemeinde die Kosten des Eigenanteiles mit dem Wasserverband Schwalm. Da auch Flächen zum Ausweisen von Uferrandstreifen in ihrem Geldwert eingebracht werden können (siehe unten), sind die finanziellen Aufwendungen für die Gemeinde sehr gering.
In einem ersten Bauabschnitt mit einem Gesamtkostenvolumen von ca. 500.000 Euro (brutto) werden zwei Absturzbauwerke im Mittellauf der Urff und der Mündungsbereich in die Schwalm umgestaltet. Weitere Bauabschnitte zur Revitalisierung der Gewässer werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren folgen.
OV von Gemeinde Bad Zwesten
+ There are no comments
Add yours