MT schlägt Hagen – Darmoul reisst Fans von den Sitzen

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Die MT Melsungen hat ihren zweiten Test bestanden und gegen den Zweitligisten VfL Eintracht Hagen mit 31:26 (13:15) gleichzeitig den zweiten Vorbereitungs-Sieg zur neuen Saison eingefahren. Bester Torschütze des Spiels war MT-Neuzugang Amine Darmoul mit sechs Treffern.

Dass dabei nicht alles rund lief, ist schon am Halbzeitstand abzulesen. “Wir kamen nicht so richtig rein“, sagte Arnar Freyr Arnarsson. Was prinzipiell stimmte, auf ihn selbst aber weniger zutraf. Denn der Isländer zeigte vor 600 Zuschauern in der ausverkauften Sporthalle in Heiligenrode ein richtig gutes Spiel. Was insbesondere den herrlichen Anspielen von Neuzugang Aaron Mensing geschuldet war. Die Ausbeute der ersten Halbzeit nach Pässen des Deutsch-Dänen: ein Tor direkt gemacht, zwei Siebenmeter rausgeholt. Nach dem Seitenwechsel erhöhte sich der Zähler nochmal jeweils um eins. Eine Erklärung hatte Arnarsson direkt parat: „Aaron ist ein Shooter. Wenn er draufgeht, zieht er die Abwehr raus und ich habe dahinter mehr Platz.“ Den Rest machen dann Mensings Auge und Arnarssons Durchsetzungskraft. Oder, wie es Trainer Roberto Garcia Parrondo kurz und knapp formuliert: „Sie sind im Spiel zwei gegen zwei sehr stark“.

Das allein reichte lange Zeit aber nicht gegen frisch, unbekümmert und vor allem unglaublich zielstrebig aufstrebende Hagener. Während die MT noch sortierte und ihre Linie suchte, nutzte die Eintracht jeden Fehler kompromisslos aus. 3:8 stand es nach zehn Minuten, 5:9 nach deren zwölf, ehe der Pole gegen Niklas Pieczkowski erstmals parierte. Und weil vorn Aaron Mensing neben seinen Anspielen an den Kreis und auch auf Linksaußen zu Florian Drosten selbst zweimal erfolgreich abschloss, hätte es noch vor der Pause zu einer Wende kommen können. Doch nach dem Tempogegenstoß von David Mandic zum 13:13 (28.) waren erst einmal wieder die Gäste aus dem Westen am Zuge und nahm durch zwei Tore ihres Halbrechten Tim Voss-Fels eine durchaus verdiente Führung mit in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel wurde es besser mit der rot-weißen Konzentration. Nebojsa Simic profitierte von der nun wesentlich besser stehenden Deckung, in der Dainis Kristopans überraschend den Part im Innenblock neben Arnar Freyr Arnarsson innehatte. Dafür tauchte er im Angriff eine dreiviertel Stunde lang praktisch überhaupt nicht auf. Was aber keinesfalls die Regel werden soll, wie der Lette hinterher schmunzelnd erklärte, sondern hinten allein am Fehlen von Elvar Örn Jonsson (noch verletzt) und Adrian Sipos (für Ungarn bei Olympia) lag. „Außerdem“, sagte der Rückraum-Rechte, „brauchen unsere beiden Neuen Nikolaj Enderleit und Jonas Riecke auf meiner Position Zeit, um sich einzuspielen.“

Was sich als Thema beim Erstligisten eigentlich die komplette Partie über durchzog. Das Einspielen aufeinander stand im Vordergrund, das Gewöhnen gerade der frisch hinzugekommenen Spieler an Taktiken und Abläufe. „Wir haben mit ihnen vor allem in der Breite dazugewonnen. Aber natürlich müssen sie unser System erst lernen“, sagte Kapitän Timo Kastening. Dass dabei noch nicht alles auf Anhieb klappte, war offensichtlich. Für die Zuschauer in Heiligenrode aber zu verschmerzen. Die freuten sich zuerst über einen starken Testgegner aus Hagen, der den heimischen Profis alles abverlangte. Dann aber zunehmend auch über die Steigerung der Melsunger, die spätestens nach dem umjubelten Volltreffer von Nebojsa Simic ins gerade verlassene Eintracht-Tor zum 21:20 (43.), und damit der ersten MT-Führung, volle Fahrt aufnahmen.

Nicht zuletzt, weil ein weiterer Neuzugang herausstach: Amine Darmoul. Ob allein auf der Spielmacherposition oder aber auf Halblinks neben Erik Balenciaga, er riss bei Hagen Lücken, seine eigene Mannschaft mit und das Publikum von den Sitzen. Vor allem das kongeniale Zusammenspiel mit Balenciaga beeindruckte. Mit zwei Entscheidungsspielern gleichzeitig blickte der Zweitligist nicht mehr durch. Immer wieder kam Darmoul explosiv über die Mitte, hatte das Auge für Möglichkeiten zum Durchbruch und nutzte sie. „Meine Stärke“, sagte der Tunesier. Und bekannte, dass das gerade in Zusammenarbeit mit dem Spanier nicht nur Spaß macht, sondern auch effektiv ist: „weil wir ziemlich gleich denken und einen ähnlichen Stil haben“.

Das passte dann ganz einfach zum Ende hin und führte gar zu einem Ausbau der Führung gegen einen kräftemäßig nachlassenden Zweitligisten. Wozu die Förderkader-Spieler Bruno Eickhoff und Jonas Riecke, der sich noch in die Torschützenliste einreihen konnte, ihren Teil beitrugen. Unter dem Strich war es also ein gelungener Test, wenngleich mit kleinen Anlaufschwierigkeiten. Die Zuschauer fühlten sich gut unterhalten und beim gastgebenden TSV Heiligenrode war die Freude über ein hervorragend organisiertes Event auf allen Gesichtern abzulesen.

MT Melsungen – VfL Eintracht Hagen 31:26 (13:15)

MT Melsungen: Morawski (4 Paraden / 15 Gegentore), Simic (1 Tor, 9 P. / 12 G.) – Enderleit 1, Balenciaga 2, Mandic 3, Kristopans 1, Ignatow 4/1, Moraes, Drosten 1, Arnarsson 4, Mensing 3, Riecke 1, Eickhoff, Darmoul 6, Kastening 4/1, Barrufet 1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

VfL Eintracht Hagen: Bochmann (9 P. / 17 G.), Brockmeyer (5 P. / 14 G.) – Öhler 2, Norouzi 3, Pröhl 3, Alves 1, Pieczkowski 2, Panisic 1, Voss-Fels 4, Israel 2, Granlund, Pfalzer 1, Jukic 3, Richter, Busch 3/1, von Boenigk 2.

Schiedsrichter: Leonard Bona (Remscheid) / Malte Frank (Radevormwald)

Zeitstrafen: 4 – 8 Minuten (Moraes 28:54, Kristopans 42:04 – Panisic 15:32, Öhler 18:57, Norouzi 31:05, Pieczkowski 41:34)

Strafwürfe: 4/2 – 2/1 (Kastening scheitert an Bochmann 3:45, Kastening scheitert an Brockmeyer 36:43, Busch scheitert an Simic 46:06)

Zuschauer: 600 in der WLS-Halle, Niestetal – Heiligenrode (ausverkauft)

Verlauf: 0:1 (1.), 1:4 (5.), 3:5 (7.), 3:8 (9.), 5:9 (11.), 8:10 (18.), 10:13 (25.), 13:13 (28.), 13:15 (Halbzeit) – 16:16 (34.), 17:19 (41.), 19:20 (43.), 21:20 (43.), 24:24 (50.), 26:25 (53.), 31:25 (59.), 31:27 (Ende).

Das nächste Vorbereitungsspiel:

Do., 08.08.24, 19:30 Uhr

TSV Hannover-Burgdorf – MT Melsungen

Sporthalle Emmerthal, Sültstraße 27, 31860 Emmerthal

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