Mephisto

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Von Thomas Jonigk nach dem Roman von Klaus Mann

Uraufführung  am 24. Januar 2020, Staatstheater Kassel, Schauspielhaus

„Er liebte es nicht, den Vorhang zu öffnen…“ so die Inschrift auf dem Denkmal Gustaf Gründgens am Düsseldorfer Hofgarten. Genau zwischen diesem zweigeteilten kolossalen roten Samtvorhang  am äußersten Bühnenrand tritt Gustaf Gründgens zum Monolog hervor. „Ich habe immer zu viel gearbeitet und vergessen zu leben. Jetzt will ich vor Toresschluss noch lernen, wie man lebt.“

Hervorragend die sich anschließende Performance von Bernd Hölscher und dem Ensemble insgesamt. Eine aufgeräumte Bühne (Ric Schachtebeck) aus einer unaufgeräumten Nazistischen Zeit, in der die Romanfiguren Klaus Mann‘s von Thomas Jonigk (Regie) angesiedelt sind.

GG (Gustaf Gründgens) protegiert von Göring und schon allein wegen seiner Homosexualität von Goebbels angefeindet, verstand es Chamäleon artig sich einzurichten. Er zog alle Register seines Schauspiels ob auf der Bühne oder außerhalb. „Seine Falschheit ist seine Echtheit“. Das eine nicht ohne das andere?

Burleske, Groteske, Klamauk, Revue von allem etwas, mit Schauspielern, die in mehreren Rollen in Erscheinung treten, ausgenommen Bernd Hölscher mit dem Alleinstellungsmerkmal eines Gustaf Gründgens eben. Gustaf, mit F am Ende.

Mephisto selbst, einst die Paraderolle Gründgens in unzähligen Vorstellungen von „Faust“, hier als Tod verkörpert, mit einem glänzend aufgelegten Sandro Sutalo. Der Tod kokettiert nicht nur mit Gründgens, nein er bläst ihm einen, dass einem in den Zuschauerrängen „Hören und Sehen vergeht“. Rahel Weiss spielt unter anderem als Emmy Sonnemann (Braut Görings)  mit voller Inbrunst die naive Dorf Pomeranze und gehört doch auch zu jenen, die Gründgens in der Zeit des Entnazifizierungslagers den „Arsch retten“.

Unter jenen, die genau den nicht retten konnten, war Hans Miklas (Marius Bistritzky). Vormals anhängender Verfechter der Naziideologie und später sich genau von deren einstigen Versprechungen verraten und verkauft fühlt. Nicht anders erging es Otto Ulrichs (Artur Spannagel) als KPD Mitglied vom Arbeiter Theater. Großartig die Szenerie.  wie er beim nicht enden wollenden „unHEILsamen“ Gruße, den zum Himmel „stinkenden“ Mittelfinger als Zeichen zum Zeichen des unbeugsamen Widerstands erhebt. Elektrisierend!

Alexandra Lukas unter anderem als zweifache Ehefrau Gründgens (Erika Mann/Marianne Hoppe) zu sehen. Des weiteren Stephan Schäfer u.a. in der Rolle Görings, der einem so gar nicht teuflisch erscheint, in seiner Aufmachung.

„Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“ trällert der Tod. Verhüllt unter der Haken X Fahne, eingewickelt, wie ein ganzes  Volk.     

Wenn dann Gründgens, mit aller Akribie diesen Bann der Fahne zusammen gelegt in der Leere des Schranks hinterlegt, schließt er den Schrank und die Vorstellung.

Nicht enden wollender Applaus, für eine etwas andere Aufführung.  

Nächste Termine 8./14./21./27./29. Februar

Von p. Brauer


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