Melden macht frei

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Was sie schon immer wollten, sich aber nie getraut haben zu fragen

Ab sofort können sich die Bürger – ganz bequem online – gegenseitig anschwärzen, wenn es um Parkverstöße geht.

Mit einem brandneuen Online-Portal wird den Anwohnern die Möglichkeit gegeben, „Verstöße im ruhenden Verkehr“ zu melden, und das ganz ohne Umwege über E-Mail oder den Postweg.

Die Stadträtin erklärt stolz, dass es sich hierbei natürlich nicht um ein Spitzel-Instrument handelt, sondern um eine „modernisierte Alternative zur bisherigen Privatanzeige“.

Wer die Nostalgie des Briefe-Schreibens liebt, darf aber auch weiterhin den klassischen Weg nutzen.

Die zuständige Dezernentin ist überzeugt, dass mit dieser Maßnahme die Verkehrssicherheit und natürlich die „Lebensqualität“ in der Stadt verbessert wird.

Es soll den Bürgern also nicht nur die Freude am Denunzieren erleichtert, sondern auch die Verwaltung bei der Bearbeitung entlastet werden. Bisher musste der arme Beamte jede der monatlich 100 bis 150 Privatanzeigen mühsam manuell eintippen. Jetzt übernimmt das neue System diesen lästigen Papierkram automatisch. Effizienz, sozusagen im Namen der Blockwartmentalität.

Das Portal klärt die Bürger übrigens darüber auf, welche Vergehen so alles gemeldet werden können: vom Gehwegparken bis zur Feuerwehrzufahrt. Und damit das Blockwart-Feeling vollkommen ist, muss der „ansprechende“ Bürger natürlich als persönlicher Zeuge des Vorfalls auftreten und seine Kontaktdaten angeben. Natürlich werden diese Daten – angeblich – vertraulich behandelt und nur im „Bedarfsfall“ offengelegt, sollte es etwa zu einem Bußgeldverfahren kommen. Datenschutz bleibt also zumindest pro forma gewährleistet – solange man sich keine weiteren Fragen dazu stellt.

Allerdings ist dies nicht ganz richtig, denn als Zeuge wird jeder Meldende natürlich auf dem Bußgeldbescheid aufgeführt.

Ob es hierbei auch Fleißbienchen gibt, konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen.

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