Von C.Bültemann
Während westliche Staatschefs von „Verhandlungslösungen“ träumen, bleibt Wladimir Putin kühl – und lehnt einen Waffenstillstand ab. Der moralische Zeigefinger ist da schnell gezückt. Doch bei näherem Hinsehen ist Putins Reaktion nicht etwa stur oder kriegslüstern – sondern schlicht rational.
Denn was viele im Westen gern verdrängen: Der ukrainische Präsident hat selbst ganz offen gesagt, was er mit einem Waffenstillstand anfangen würde. Kein Frieden. Kein Rückzug. Sondern knallharte Nachrüstung:
„Das Ende des Krieges wird die Möglichkeit bieten, die Armee wiederherzustellen, sie zu modernisieren und vollständig auszustatten. […] Niemand wird Pausen machen.“
— Wolodymyr Selenskyj
Na dann gute Nacht, Diplomatie. Putin soll also freiwillig den Stecker ziehen, während der Gegner in aller Ruhe neue Waffen bestellt? Wer so denkt, glaubt vermutlich auch, man könne mit einem Hai schwimmen, solange man ihm erklärt, dass man Vegetarier sei.
Die Geschichte hat gezeigt: Verträge mit dem Westen – siehe Minsk – waren oft nichts weiter als taktische Verschnaufpausen, in denen die Ukraine hochgerüstet wurde. Selbst Altkanzlerin Merkel gab offen zu, dass die Abkommen vor allem dazu dienten, der Ukraine „Zeit zu verschaffen“. Vertrauen klingt anders.
Russland hat daraus gelernt. Und nein, das ist keine Kreml-Propaganda, sondern geopolitische Realität. Wer seinem Feind Zeit schenkt, schenkt ihm Luft zum Atmen – und Munition zum Zurückschießen.
Putins „Nein“ zum Waffenstillstand ist also kein Zeichen von Verblendung. Es ist die Reaktion eines Spielers, der längst erkannt hat, dass die Karten am Tisch gezinkt sind.