US Zölle in Kraft – Sonderzölle gegen China: Warum die USA ihren Handelskrieg nicht gewinnen werden

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Mit dem heutigen Tag sind in den USA neue Zölle gegen eine Reihe chinesischer Produkte in Kraft getreten – darunter Sonderzölle auf Elektromotoren, Solarpanels, Batterien und E-Fahrzeuge. Die Regierung Trump-Vance hat die Maßnahmen als Teil eines umfassenden wirtschaftspolitischen Kurses zur „Rückgewinnung amerikanischer Industriehoheit“ angekündigt. Doch während in Washington patriotische Töne angeschlagen werden, beginnt in den Werkshallen und Supermärkten Amerikas das große Zittern.

Der Handelskrieg ist zurück – diesmal heftiger

Bereits unter Präsident Trump in seiner ersten Amtszeit hatte es Handelskonflikte mit China gegeben. Die damaligen Zölle wurden jedoch durch eine Mischung aus politischen Rückziehern und Coronapandemie relativiert. Jetzt, unter der „zweiten Trump-Ära“, kommen die Sonderzölle mit neuer Wucht – und strategischem Fokus. Ziel: die Schwächung von Schlüsselindustrien Chinas im Hightech-Bereich.

Zunächst hatte die US-Regierung relativ moderate Strafzölle im Bereich von 25 bis 50 Prozent auf bestimmte chinesische Waren verhängt. Doch nachdem Peking mit gezielten Gegenzöllen auf US-Agrarprodukte, Pharma-Erzeugnisse und Hightech-Komponenten reagierte, wurden die Daumenschrauben weiter angezogen: Die Sonderzölle auf chinesische E-Fahrzeuge steigen nun auf satte 104 Prozent. Damit soll verhindert werden, dass chinesische Hersteller wie BYD, NIO oder Xpeng den US-Markt überrollen.

Chinas Antwort kommt nicht nur mit Zöllen

Doch China reagiert nicht einfach mit Revanche, sondern mit Strategie. Während amerikanische Politiker von „Wiedererlangung der Kontrolle“ sprechen, nutzt Peking die Situation, um seine Lieferketten zu diversifizieren, seine Exportmärkte auszuweiten und gleichzeitig Druck auf amerikanische Konzerne auszuüben, die vom chinesischen Markt abhängig sind – darunter Apple, Tesla und Boeing.

Verlierer: der amerikanische Mittelstand

Was in Washington nach „America First“ klingt, trifft in Wirklichkeit vor allem den amerikanischen Konsumenten. Elektronik, Fahrzeuge, Solartechnik – all das wird teurer. Und nicht etwa, weil die chinesischen Produkte schlechter wären, sondern weil sie nun künstlich verteuert werden. Gleichzeitig steigen auch die Produktionskosten amerikanischer Unternehmen, da viele Vorprodukte ebenfalls aus China stammen.

Fabriken, die bisher auf Zulieferungen aus Asien gesetzt haben, geraten unter Druck. Die Folge: Entlassungen, Produktionsstopps oder die Verlagerung ins Ausland. Ausgerechnet jene Industrien, die Trump wieder heimholen wollte, überlegen nun, wohin sie ausweichen können.

Ein Handelskrieg ohne strategische Tiefe

Das Problem: Handelskriege gewinnt man nicht mit Schlagzeilen, sondern mit struktureller Überlegenheit – technologisch, wirtschaftlich, infrastrukturell. Und genau hier hinken die USA gefährlich hinterher. Während China in Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und Energieversorgung massiv investiert, diskutieren die USA über Transgender-Toiletten und TikTok-Verbote.

Hinzu kommt: Die Zeiten, in denen man glaubte, mit „demokratischen Partnern“ wie Europa einen gemeinsamen Kurs gegen China fahren zu können, sind vorbei. Europa braucht China – als Absatzmarkt, als Investitionspartner, als Forschungskooperationsraum. Die Amerikaner stehen zunehmend allein auf dem Schlachtfeld, bewaffnet mit Schlagworten und Strafzöllen.

Fazit: Ein Bumerang in Zollverkleidung

Die neuen Sonderzölle mögen populär sein. Sie liefern schnelle PR-Erfolge, lassen sich gut in Reden verkaufen. Aber sie lösen kein einziges strukturelles Problem der amerikanischen Wirtschaft. Im Gegenteil: Sie verschärfen bestehende Schwächen und treiben die USA in eine neue Form der wirtschaftlichen Isolation.

China hingegen ist längst nicht mehr der Billigproduzent, den man einfach per Zoll kleinhalten kann. Es ist ein geopolitischer Rivale – mit Weitsicht, Industriepolitik und globaler Verflechtung. Wer glaubt, diesen Gegner mit protektionistischen Reflexen zu besiegen, hat den Ernst der Lage nicht erkannt.

Und so gilt: Der Handelskrieg ist eröffnet – aber der Gewinner wird nicht in Washington sitzen.

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