Die wesentlichen Schlüssel zur Integration von geflüchteten Menschen sind Bildung und Arbeit. Dieser Überzeugung folgend veranstalteten das ver.di Bildungswerk Hessen e.V. in Kooperation mit dem Hessencampus Kassel in den Räumen der vhs Kassel und Region am Weltflüchtlingstag, trägerübergreifend für die Region Nordhessen den 3. Fachtag. Walter Lochmann vom ver.di Bildungswerk Hessen e.V. konnte über 40 Teilnehmende aus Betrieben, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Behörden, Gewerkschaften und ehrenamtlich Engagierten zur dritten Fachtagung im Arbeitsfeld Geflüchtetenarbeit begrüßen. Für den HessenCampus betonte die Sprecherin und Leiterin der Volkshochschule, Katharina Seewald die Wichtigkeit dieser Fachtagung und den konstruktiven Austausch der PraktikerInnen in diesem Feld. Der Projektverantwortliche Thomas Markhof leitete und moderierte den Fachtag und bat um Verständnis, dass trotz aktueller medial zugespitzter Berichterstattung über die Morde in Mainz und Kandel, den sogenannten BAMF-Skandal und die Koalitionskrise der Focus der Veranstaltung beim Thema Kooperation von Behörden, Organisationen und Aktiven in der Geflüchtetenarbeit bleiben soll.
Vielfältiges Angebot und beeindruckendes Engagement
In der Region Kassel gibt es ein beeindruckendes Angebot und eine Vielfalt von Dienstleistungen sowie Bildungs- und Beratungsangeboten von Ämtern, Behörden, Vereinen, Institutionen und die Arbeitsleistung von vielen engagierten und motivierten ehrenamtlichen HelferInnen zeugen von einer beeindruckenden Anstrengung und dem Willen zur qualifizierten Arbeit in Richtung Integration von Geflüchteten.
Am Vormittag gab es einen intensiven Austauschs mit der Arbeitsebene der Ausländerbehörde der Stadt Kassel, den Jobcenter von Stadt und Landkreis Kassel und der Arbeitsagentur zu beschäftigen. Im Focus standen Information über gesetzliche Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe auf der einen Seite und ein Verständnis für die Bedarfe der PraktikerInnen, die vor Ort praktische Arbeit mit Geflüchteten leisten. Der Vorteil telefonischer Erstkontakte, bei denen 87% der Fragen geklärt worden, eine angestrebte Terminvergabe von 14 Tagen und die Bitte, nicht über direkten E-Mailkontakt die Tätigkeit der SachbearbeiterInnen zu verzögern, waren die Themenschwerpunkte. Problematisch bleibt, dass die es an Personal mangelt und die Fluktuation hoch ist. Kompetente Referenten und Ansprechpartner waren Dirk Netzker von der Ausländerbehörde, Matthias Henkel von der Arbeitsagentur, Carsten Schweitzer vom Jobcenter der Stadt Kassel sowie Wolf-Detlev Zeising und Christopher Horst vom Jobcenter im Landkreis Kassel.
Jobcenter personell besser ausstatten und migrantische Frauen durch Kurse mit Kinderbetreuung gezielt fördern
Am Nachmittag diskutierten Christian Nübling, Leiter des Jobcenter Kassel und Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Landesbezirks Hessen-Thüringen über politische Perspektiven. Ziel sei es, in Qualifizierung, Bildung und Spracherwerb zu investieren, um Einstiege und Integration in Ausbildung und Beruf zu ermöglichen und zu sichern. Konkrete vorgeschlagen wurde beispielsweise die Arbeitsbedingungen im Jobcenter durch Entfristung verbessern und neue Stellen als Integrationsmanager oder Casemanager im Jobcenter schaffen sowie das Angebot von Coaching in schwierigen Fällen erweitern. ,Da Spracherwerb eine hohe Hürde ist, sollte die Ausbildungszeit um ein Jahr verlängert werden können. Gezielte Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen und interkulturelle Schulungen für alle Beteiligten wurden als außerordentlich hilfreich eingeschätzt. Perspektivisch hielten viele angesichts des Fachkräftemangels eine Entkoppelung vom Aufenthaltsstatus und Arbeitserlaubnis für wichtig. Generell wurden mehr Begegnungsräume zwischen Einheimischen und Menschen mit Fluchthintergrund als sinnvoll erachtet.
Das Problem fehlender Mobilität in einem Flächenkreis wurde angesprochen, ohne kurzfristige Lösungsmöglichkeiten. Angedacht wäre eine stärkere finanzielle Förderung mit der Möglichkeit, wohnortnah in kleineren Gruppen Integrationskurse anzubieten. Als Anregung aus der Fachtagung griff Nübling die Idee auf, verstärkt Kurse für migrantische Frauen mit Kinderbetreuung anzubieten. Auf Nachfrage kündigte die Geschäftsführerin des ver.di Bildungswerks, Doris Batke, an, im Herbst 2018 mit einer weiteren Tagung die Vernetzung zum Thema “Geflüchtete in Nordhessen” weiter zu unterstützen.
Bildungswerks der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
im Lande Hessen e.V.
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