Erste vorläufige Ergebnisse der Todesursachenstatistik für 2020 mit Daten zu COVID-19 und Suiziden

Estimated read time 8 min read

WIESBADEN – Bei insgesamt 36 291 Todesbescheinigungen war im Jahr 2020 laut vorläufigen Daten der Todesursachenstatistik COVID-19 als Erkrankung vermerkt. In 30 136 Fällen war dies die Todesursache, in den anderen 6 155 Fällen war es eine Begleiterkrankung. Nach diesen ersten vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) starben somit in 83 % dieser Fälle die betroffenen Personen an COVID-19 als sogenanntem Grundleiden, das heißt die Krankheit war die für den Tod verantwortliche Todesursache. In 17 % der Fälle starben die Personen mit COVID-19 als Begleiterkrankung, jedoch an einem anderen Grundleiden. Dies geht aus den vorläufigen Ergebnissen der Todesursachenstatistik hervor, die ab dem Berichtszeitraum Januar 2020 erstmals monatlich veröffentlicht werden und die bis zur vorliegenden Auswertung knapp 92 % aller Sterbefälle umfassen. 

„Mit den neuen monatlichen Berichten zu ausgewählten vorläufigen Daten der Todesursachenstatistik stehen erste Ergebnisse der amtlichen Statistik nun schneller zur Verfügung“, so Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts. „Damit reagiert die amtliche Statistik auf den großen Informationsbedarf der Öffentlichkeit und der Fachwelt nicht nur zum Thema Corona, sondern generell zu den Gesundheitsstatistiken“. 

Ausgewertet werden wichtige Diagnosegruppen und Einzeldiagnosen. Ein Fokus liegt dabei auf Sterbefällen im Zusammenhang mit COVID-19. Somit enthalten die Monatsberichte sowohl Sterbefälle, in denen COVID-19 die eigentliche Todesursache ist („an“ COVID-19 Verstorbene), als auch nachrichtlich jene Sterbefälle, bei denen COVID-19 eine Begleiterkrankung war („mit“ COVID-19 Verstorbene). Allerdings konnten drei Bundesländer diejenigen Fälle, in denen COVID-19 als Begleiterkrankung aufgeführt war, nicht erfassen. In diesen Ländern wurden lediglich die Fälle der „an“ COVID-19-Verstorbenen erfasst. 

Vorläufige Daten der Todesursachenstatistik zeigen kaum Veränderung bei Suiziden 

Die Zahl der Suizide lag im Jahr 2020 nach der vorläufigen und noch nicht vollständigen Auswertung bei 8 565. Sie lag damit bislang leicht unter der Zahl von 2019 (9 041 Suizide). 

Methodische Hinweise

Die Daten bilden den jeweiligen Bearbeitungsstand zum monatlichen Stichtag ab und können sich durch Nachmeldungen oder Korrekturen noch verändern. Die Monatsberichte der Todesursachenstatistik stellen fortlaufend revidierte und vervollständigte Ergebnisse dar, das heißt die Qualität der Berichte erhöht sich mit zunehmendem Vollständigkeitsgrad. Dennoch handelt es sich grundsätzlich weiterhin um vorläufige Daten. Zeitlich verzögerte Nachmeldungen, der späte Versand von Todesbescheinigungen oder Korrekturen zum Beispiel des Wohnortes oder des Geschlechts können erst mit der Zeit – also mit späteren Veröffentlichungen – integriert und korrigiert werden. 

Krankheiten, die als Begleiterkrankung auftreten, werden auf der Todesbescheinigung vermerkt, da es oft nicht nur eine, sondern mehrere Ursachen gibt, die zum Tod eines Menschen führen können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt daher vor, dass auf der Todesursachenbescheinigung „all diejenigen Krankheiten, Leiden oder Verletzungen, die entweder den Tod zur Folge hatten oder zum Tode beitrugen, und die Umstände des Unfalls oder der Gewalteinwirkung, die diese Verletzungen hervorriefen“, einzutragen sind. 

Unterschiede zwischen Ergebnissen der Todesursachenstatistik und der Meldungen nach Infektionsschutzgesetz 

COVID-19-Sterbefälle werden auf zwei Meldewegen erfasst: Zum einen über die amtliche Todesursachenstatistik, zum anderen über die Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG). Das Robert Koch-Institut (RKI) und die Landesgesundheitsbehörden veröffentlichen COVID-19-Sterbefallzahlen nach dem IfSG.

Die Unterschiede in den beiden Dokumentationsformen führen dazu, dass die Fallzahlen der COVID-19-Sterbefälle in beiden Statistiken nicht identisch sind. 

1. Die Datenbasis differiert in beiden Statistiken. In die Todesursachenstatistik gehen alle COVID-19-Fälle ein, die auf der Todesbescheinigung einen entsprechenden Eintrag haben. Die Todesursachenstatistik unterscheidet nach nachgewiesenen (U07.1) und Verdachtsfällen (U07.2) sowie nach Grundleiden und Begleiterkrankung. In die unikausale Jahresstatistik der Todesursachenstatistik gehen nur die Fälle mit Grundleiden ein, während in den Monatsberichten der Todesursachenstatistik auch jene Sterbefälle nachrichtlich ausgewiesen werden, bei denen COVID-19 als Begleiterkrankungen auftrat.

Gesundheitsämter melden an die zuständige Landesbehörde und das RKI COVID-19-Todesfälle gemäß §6 Absatz 1 des Infektionsschutzgesetzes. Vom RKI werden diejenigen COVID-19-Todesfälle publiziert, bei denen ein laborbestätigter Nachweis von SARS-CoV-2 vorliegt und die in Bezug auf diese Infektion verstorben sind. Die Zahl der COVID-19-Sterbefälle wäre theoretisch dann deckungsgleich mit der Sterbefallzahl des RKI, wenn jedem U07.1-Sterbefall der Todesursachenstatistik ein positiver Labortest zu Grunde liegen würde. Da die Todesursachenstatistik auf den Angaben der Ärztin/des Arztes beruhen, werden all jene Fälle zu „nachgewiesenen“ Fällen, bei denen durch die Ärztin/den Arzt eine COVID-19-Erkrankung auf der Todesbescheinigung vermerkt wurde. Ob diese Gewissheit auf Grundlage eines positiven PCR-Tests besteht, ist aus der Todesbescheinigung nicht immer ersichtlich. 

2. In der Todesursachenstatistik ist die Unterscheidung zwischen den an und den mit COVID-19 Verstorbenen wesentlich. In der Todesursachenstatistik wird das Grundleiden (verstorben an) anhand aller Angaben auf der Todesbescheinigung auf Basis des Regelwerks der WHO bestimmt. Jedoch kann es insbesondere bei fehlerhaften oder unvollständigen Todesbescheinigungen schwierig sein, beide Gruppen verlässlich voneinander abzugrenzen. Bei den Statistiken nach dem IfSG findet eine solche Unterscheidung nicht immer statt. 

3. Die Datenstände können zu einem jeweiligen Stichtag in den beiden Dokumentationen unterschiedlich weit aufgearbeitet sein. 

4.  Bei einem Vergleich der Zahlen muss beachtet werden, ob die Ergebnisse nach Sterbedatum (Todesursachenstatistik) oder Meldedatum (IfSG) ausgewiesen werden. 

Aufgrund dieser Dokumentationsunterschiede kann es zwischen den beiden Statistiken somit verfahrenstechnisch bedingt zu Diskrepanzen bezüglich der COVID-19-Sterbefälle kommen. Ein Vergleich dieser beiden Statistiken sollte daher immer vor dem Hintergrund dieser differierenden Datengrundlagen und Meldewege erfolgen.

   Pos.Nr
ICD-10
Todesursache 2020
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Insgesamt
*: Diese Codes können erst ab Januar 2021 benutzt werden
1 A00-B99 KAPITEL I: Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 1 494 1 368 1 466 1 235 1 134 1 039 1 128 1 317 1 146 1 043 822 832 14 024
2 C00-D48 KAPITEL II: Neubildungen 20 240 19 479 20 456 18 978 19 327 19 172 19 786 19 897 19 208 18 999 13 695 13 717 222 954
darunter: 
3 C00-C97 Bösartige Neubildungen 19 513 18 811 19 693 18 296 18 681 18 495 19 169 19 229 18 540 18 373 13 221 13 269 215 290
4 C15-C26 Bösartige Neubildungen der Verdauungsorgane 6 138 5 809 6 103 5 704 5 879 5 697 5 953 5 936 5 687 5 767 4 147 4 190 67 010
5 C30-C39 Bösartige Neubildungen der
Atmungsorgane und sonstiger intrathorakaler Organe
3 892 3 874 3 949 3 652 3 746 3 712 3 918 3 891 3 798 3 744 2 652 2 588 43 416
6 C50         Bösartige Neubildung der Brustdrüse 1 563 1 445 1 602 1 476 1 503 1 521 1 552 1 564 1 470 1 438 1 056 1 070 17 260
7 E00-E90 KAPITEL IV: Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 3 036 3 034 3 438 3 099 2 858 2 702 2 732 2 974 2 754 2 701 2 207 2 496 34 031
darunter: 
8 E10-E14 Diabetes mellitus 2 124 2 134 2 392 2 263 2 055 1 942 1 893 2 036 1 880 1 936 1 567 1 812 24 034
9 F00-F99 KAPITEL V: Psychische und Verhaltensstörungen 5 235 4 852 5 347 5 014 4 361 4 283 4 463 5 243 4 560 4 431 3 429 3 956 55 174
darunter: 
10 F00-F03 Demenz 4 552 4 200 4 644 4 315 3 607 3 644 3 740 4 607 3 896 3 771 2 982 3 397 47 355
11 F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen  

520

 

488

 

526

 

516

 

552

 

483

 

525

 

475

 

487

 

495

 

323

 

408

5 798
12 G00-G99 KAPITEL VI: Krankheiten des Nervensystems 3 143 2 991 3 103 2 908 2 605 2 519 2 722 3 180 2 745 2 714 1 964 2 211 32 805
13 I00-I99 KAPITEL IX: Krankheiten des Kreislaufsystems 30 072 28 433 30 360 28 112 26 375 25 295 25 515 26 555 25 479 25 391 20 243 22 471 314 301
darunter:  
14 I10-I15 Hypertonie (Hochdruckkrankheit) 4 048 3 816 4 255 4 213 3 841 3 479 3 624 3 726 3 542 3 623 3 016 3 647 44 830
15 I20-I25 Ischämische Herzkrankheiten 10 873 10 125 10 646 10 146 9 549 9 137 9 115 9 469 9 125 9 184 7 425 8 137 112 931
16 I21 Akuter Myokardinfarkt 4 059 3 690 3 710 3 628 3 499 3 393 3 381 3 406 3 429 3 410 2 772 3 079 41 456
17 I30-I52 Sonstige Formen der Herzkrankheit 8 113 7 808 8 190 7 241 6 674 6 634 6 499 6 892 6 567 6 523 5 149 5 669 81 959
18 I60-I69 Zerebrovaskuläre Krankheiten 4 567 4 387 4 811 4 379 4 195 3 997 4 179 4 400 4 080 4 009 3 092 3 355 49 451
19 I64 Schlaganfall, nicht als Blutung oder Infarkt bez. 930 827 979 929 892 840 842 833 841 824 680 713 10 130
20 I70-I79 Krankheiten der Arterien, Arteriolen und Kapillaren 1 029 949 1 015 968 950 889 929 911 1 009 909 733 795 11 086
21 J00-J99 KAPITEL X: Krankheiten des Atmungssystems 6 444 6 643 7 699 5 154 4 385 4 040 4 000 4 471 4 012 4 102 3 161 3 377 57 488
darunter:
22 J09-J18 Grippe und Pneumonie 1 986 2 247 2 707 1 476 1 061 939 934 1 172 1 008 1 066 825 887 16 308
23 J40-J47 Chronische Krankheiten der unteren Atemwege 3 396 3 320 3 759 2 824 2 551 2 334 2 309 2 468 2 223 2 205 1 765 1 892 31 046
24 K00-K93 KAPITEL XI: Krankheiten des Verdauungssystems 3 652 3 387 3 673 3 458 3 466 3 246 3 343 3 331 3 381 3 381 2 453 2 605 39 376
darunter: 
25 K70-K77 Krankheiten der Leber 1 405 1 292 1 424 1 341 1 352 1 257 1 239 1 317 1 243 1 236 932 1 015 15 053
26 N00-N99 Kapitel XIV: Krankheiten des Urogenitalsystems 2 175 2 142 2 245 2 067 1 956 1 930 1 911 2189 1 992 1 885 1 547 1 646 23 685
darunter: 
27 N17-N19 Niereninsuffizienz 1 450 1 489 1 471 1 391 1 291 1 238 1 219 1 359 1 288 1 268 1 056 1 134 15 654
28 R00-R99 KAPITEL XVIII: Symptome und abnorme klinische und Labor-befunde, die a.n.k. sind 2 827 2 497 2 639 2 570 2 556 2 575 2 362 2 822 2 230 2 344 1 659 1 818 28 899
29 V01-Y98 KAPITEL XX: Äußere Ursachen 3 589 3 383 3 427 3 203 3 318 3 349 3 478 3 472 3 374 3 085 2 264 2 265 3 8207
darunter: 
30 V01-V99 Transportmittelunfälle 237 213 196 244 256 277 305 292 292 238 143 132 2 825
31 X60-X84 Vorsätzliche Selbstbeschädigung 755 767 768 724 820 823 780 768 731 684 519 426 8 565
32 U00- U49 KAPITEL XXII: Schlüssel-nummern für besondere Zwecke 0 2 978 5 636 1 512 336 171 186 214 1 195 5 589 14 320 30 139
darunter: 
33 U07.1 COVID-19, durch einen Labortest nachgewiesen   2 824 5 149 1 362 305 140 160 193 1 149 5 530 14 192 29 006
34 U07.2 COVID-19, Virus ist klinisch-epidemiologisch bestätigt, jedoch nicht durch einen Labortest nachgewiesen     154 487 149 31 31 26 20 46 59 127 1 130
U10.9*

Multisystemisches Entzündungssyndrom in Verbindung mit Covid-19, nicht näher bezeichnet 

    sonstige Kapitel (D50-D89; H00-H95; L00-L99; M00-M99; O00-O99; P00-P96; Q00-Q99) 1 308 1 289 1 409 1 274 1 162 1 121 1 207 1 258 1 196 1 134 817 817 13 992
  A00-Y98 Todesursachen insgesamt 83 215 79 500 86 240 82 708 75 015 71 607 72 818 76 895 72 291 72 405 59 850 72 531 905 075
  nachrichtlich: Anzahl der Fälle, in denen COVID-19 als Begleiterkrankung angegeben wurde, aber nicht ursächlich für den Tod gewesen ist     251 959 432 190 107 110 88 255 1 006 2 757 6 155
davon: 
  U07.1 Begleiterkrankung COVID-19, durch einen Labortest nachgewiesen     130 625 314 130 70 77 61 214 946 2646 5213
  U07.2 Begleiterkrankung COVID-19, Virus ist klinisch-epidemiologisch bestätigt, jedoch nicht durch einen Labortest nachgewiesen     121 334 118 60 37 33 27 41 60 111 942
Prozentsatz der verarbeiteten Daten 99,58 99,45 99,46 98,84 98,79 98,67 98,32 97,69 97,17 90,78 69,84 65,58 91,83
NBB (Stand: 25.06.2021) 83 562 79 939 86 708 83 675 75 930 72 570 74 066 78 715 74 394 79 763 85 699 110 599 985 620

 

 

DESTATIS | Statistisches Bundesamt


More From Author

+ There are no comments

Add yours