NABU Hessen gibt Tipps zur Vogelfütterung während der Brutzeit
Wetzlar – Vielen Menschen liegen die Vögel in ihrem Garten sehr am Herzen. Gerade jetzt zur Brutzeit, wo die Vogeleltern kaum zur Ruhe kommen, möchten daher viele „ihre“ Gartenvögel bestmöglich unterstützen. Was liegt da näher, als ihnen die anstrengende Futtersuche zu ersparen und ein reichhaltiges Futterbuffet anzubieten? „Gut gemeint, ist aber nicht immer gut gemacht, denn gerade zur Brutzeit sollte man bei der Vogelfütterung ein paar Grundregeln beachten“, rät Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Mit diesen Tipps können Sie die Vogelwelt optimal dabei unterstützen gut durch die anstrengende Brutsaison von April bis Juli zu kommen:
Für eine gesunde Entwicklung – Finger weg vom Fettfutter!
Die Versorgung der Jungen kostet jede Menge Energie. Daher sollte Energiefutter die die beliebten Meisenknödel doch eine optimale Unterstützung sein. Doch das übliche Wintervogelfutter kann für Jungvögel schädlich sein, die zumeist natürlicherweise von Ihren Eltern in den ersten Wochen ausschließlich mit frischen proteinreichen Insekten gefüttert werden. „Das ist leider ein Fehler, den viele machen. An großen Erdnuss-Bruchstücken oder ganzen Sonnenblumenkernen können Jungvögel ersticken und sie können das Verdauungssystem der Kleinen regelrecht verstopfen. Fettreiches Futter ist für sie schwer zu verdauen und führt zu Fehlernährung. Daher gilt für diese Zeit: Kein Fettfutter, keine Erdnüsse (ganz oder als Bruch) und möglichst keine Sonnenblumenkerne“, empfiehlt Gerhard Eppler. Stattdessen sollte man möglichst auf kleine (fettarme) Sämereien von heimischen Wildkräutern zurückgreifen. Geeignet sind meist auch Mischungen die als „Waldvogelfutter“, „Sommerstreumischung“, „Wildsamenmischung“ oder „Zeisigfutter“ angeboten werden. Dabei sollte man allerdings immer einen kritischen Blick auf deren Zusammensetzung werfen. Denn manchmal werden auch diesen Mischungen Sonnenblumenkerne, gefettete Flocken oder Nussbruch zugesetzt. Und auch Geschmacks-, Farb- und Konservierungsstoffe, Zucker oder Honig sowie Vitamin und Mineralzusätze haben in keinem Futtermittel für Wildtiere etwas zu suchen. Möchte man zusätzlich noch Insektenfutter anbieten, dann sollte es frisch oder tiefgefroren sein, da das getrocknete Futter in der Regel kaum noch Nährstoffe enthält.
Ein naturnaher Garten ist die optimale Vogelfütterung
Wer Gartenvögeln helfen möchte ihre Jungen erfolgreich aufzuziehen, der sollte auf einen gut strukturierten, naturnahen Garten mit reichlich natürlichen Brutplätzen und Futterquellen achten. „Heimische Pflanzen und reichlich Insekten bieten alles, was Vogel braucht um sich und die Kleinen gesund zu ernähren. Daher sollten im eigenen Garten auf Pestizide und exotische Pflanzen verzichtet werden“, weiß der Biologe Eppler. In einem abwechslungsreichen Garten mit vielen verschiedenen Pflanzen und guten Bedingungen für Nützlinge fühlen sich Mensch und Tier wohl. Wichtig, damit die Vögel auch genügend Sämereien finden ist es natürlich, die Pflanzen nach der Blüte nicht direkt zurück zu schneiden, sondern die Samenstände für die Vögel stehen zu lassen. Verstecke in Stauden oder dichtes Gebüsch (gerne auch mit Stacheln und Dornen) bieten den Altvögeln und ihren ausfliegenden Jungen sichere Rückzugsorte vor Greifvögeln und Katzen. „Es ist eine Freude zu sehen, wie emsig die Vogeleltern Raupen, Larven und Würmer für die Küken heranschaffen und dabei ganz nebenbei helfen die Schädlinge im Garten in Schach zu halten. Im naturnahen Garten finden sie genau was ihre Kleinen für einen gesunden Start ins Leben brauchen. Wer den Vögeln dann noch einen Anteil an der Beerenernte gönnt, der hat alles richtiggemacht“, freut sich Gerhard Eppler.
Trink- und Badespaß – aber sicher
Wer Vögel gerne unterstützen möchte, kann dies auch unabhängig vom Futter tun: „Eine Trink- und Badestelle ist auch eine großartige Möglichkeit die Vögel im eigenen Garten sinnvoll zu unterstützen. Gerade jetzt, wo die Sommer oft lange trocken-heiße Perioden haben müssen die Vogeleltern so nicht mehr lange Strecken zur nächsten Wasserquelle fliegen“, sagte Gerhard Eppler. Die Tränke sollte möglichst auf einem gut einsehbaren Platz nicht in unmittelbarer Nähe von Büschen eingerichtet werden. Sonst kann es passieren, dass ein ‘Stubentiger’ der fröhlichen Badeschar ein jähes Ende bereitet. Beim Anbieten von Trink- und Badewasser im Sommer besteht jedoch die Gefahr der Infektion der Vögel mit Krankheitserregern. Damit sich die gute Tat also nicht ins Gegenteil verkehrt, ist folgendes zu berücksichtigen: Zunächst muss darauf geachtet werden, dass das Wasser sauber bleibt. Allzu schnell können sich sonst Salmonelle, Trichomonade & Co. vermehren. „Täglicher Wasserwechsel, Ausspülen und Sauberwischen gehören zum Pflichtprogramm des verantwortungsvollen Vogelfreundes“, so Eppler. Allerdings sollte keine Chemie zur Desinfektion der Vogeltränke verwendet werden, eine Bürste und kochendes Wasser reicht vollkommen aus. Als Alternative können auch zwei Wasserschalen abwechselnd benutzt werden. „Wenn eine Tränke 24 Stunden, am besten in der Sonne, trocken steht, sind die Parasiten tot“, erklärt der Biologe. Sollten Sie kranke oder tote Vögel im Garten beobachten, dann helfen auch Hygienemaßnahmen wenig. Stellen Sie in diesem Fall eventuelle Sommerfütterungen sofort bis zum nächsten Winter ein. „Übrigens baden Vögel auch gerne im Sand, das hilft ihnen gegen Parasiten. Wer nur einen gepflasterten Hof hat, kann dort auch ein Sandbad in einer flachen Schale einrichten“, gibt der Landesvorsitzende noch einen Tipp.
Ist eine Vogelfütterung zur Brutzeit überhaupt sinnvoll?
Die Vogelfütterung ist vor allem in strengen Wintern und bei geschlossener Schneedecke sinnvoll. Denn dann haben es die Wildvögel oft schwer an Futter zu gelangen. Vogelfreund*innen sollten sich aber immer bewusst sein, dass man mit einer Vogelfütterung keine gefährdeten Vogelarten rettet. Vogelfütterungen in Städten und Dörfern erreichen selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten, nämlich vor allem Meisen, Finken, Rotkehlchen und Amseln. Diese Arten haben stabile oder wachsende Populationen, keine ist in ihrem Bestand gefährdet. Ihr Beitrag zum Artenschutz sollte daher nicht überschätzt werden. Wer also zur Brutzeit füttern will, sollte dies nur tun, weil er sich an den Vögeln an der Futterstelle erfreut, nicht, weil man den Vögeln helfen möchte. Und wo sonst lässt sich lebendige Natur selbst mitten in der Stadt und aus nächster Nähe so gut erleben? Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche, die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur haben. Nicht selten weckt der Spaß dann auch das Interesse, selber aktiv zu werden und sich im Naturschutz zu engagieren. Viele Menschen haben ein tiefes Bedürfnis, zu helfen, einfach etwas zu tun. So ist der nächste Schritt oft der, den eigenen, häufig viel zu eintönigen Garten nun auch vogelfreundlich zu gestalten.
Zum Vormerken: „Stunde der Gartenvögel“, NABU-Vogelzählaktion vom 13. bis 16. Mai 2021
Eine Stunde lang vom Fenster oder Balkon aus, auf der Terrasse, im Garten oder im Park die Vielfalt der Vogelwelt beobachten, die Vögel notieren und melden. Alle Infos online unter www.stunde-der-gartenvoegel.de.
Mehr Infos:
NABU-Tipps zur Vogelfütterung
Tipps zum Thema Vogeltränke und- Bad
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten
Infos zu Vogelkrankheiten
NABU Landesverband Hessen e.V
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