Jeden Tag schließt ein Pflegeheim – Die Pflegeversorgung im freien Fall
Mitten in einem der reichsten Länder der Welt bricht ein zentraler Pfeiler der sozialen Daseinsvorsorge zusammen: die Pflege. Jeden Tag schließen im Jahr 2024 durchschnittlich vier Pflegeheime. Die Zahl ist ebenso erschreckend wie aufrüttelnd: Bereits 1.264 Pflegeeinrichtungen haben in nur wenigen Monaten Insolvenz angemeldet – ein noch nie dagewesener Kollaps. Und das, obwohl die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigt. Parallel dazu explodieren die Beitragssätze zur Pflegeversicherung. Die Bundesregierung wirkt in diesem Szenario nicht wie ein Rettungsanker, sondern eher wie ein Steuermann, der das Schiff bewusst auf ein Riff zusteuert.
Sind unsere Älteren überhaupt noch in Sicherheit? Diese Frage drängt sich auf – und sie verlangt unbequeme Antworten.
Pflegenotstand trotz Rekordausgaben – wie passt das zusammen?
Die öffentliche Hand und die Versicherten pumpen Jahr für Jahr Milliarden in das Pflegesystem. Die Beitragssätze zur Pflegeversicherung wurden mehrfach angehoben, zuletzt auf ein Niveau, das viele Geringverdiener stark belastet. Trotzdem fehlt es an allen Ecken und Enden: Pflegekräfte fehlen, Heime schließen, Angehörige werden allein gelassen. Wie kann das sein? Wo versickert das Geld?
Ein großer Teil verschwindet in der Bürokratie. Pflegeeinrichtungen berichten von einem massiven Dokumentations- und Verwaltungsaufwand, der Pflegekräfte aus der direkten Betreuung der Menschen zieht. Gleichzeitig steigen die Betriebskosten – Energie, Miete, Lebensmittel – während die Pflegesätze hinterherhinken. Die Konsequenz: Die Pflegeheime arbeiten defizitär, viele können schlicht nicht überleben.
Politisches Versagen mit Ansage
Die demografische Entwicklung ist kein überraschendes Ereignis, sondern seit Jahrzehnten bekannt. Dass die Babyboomer-Generation ins Rentenalter kommt, war absehbar – ebenso die steigende Zahl Pflegebedürftiger. Trotzdem wurden keine nachhaltigen Strukturen geschaffen. Im Gegenteil: Die Politik verstrickte sich in Reformstückwerk, während die Herausforderungen stetig größer wurden. Pflegekräfte wandern in andere Branchen ab, weil sie dort mehr verdienen und weniger belastet sind. Wer will es ihnen verdenken?
Die Ampel-Regierung scheint sich der Tragweite des Problems nicht bewusst zu sein – oder sie nimmt es bewusst in Kauf. Statt sich um eine grundlegende Pflegereform zu bemühen, wird über Gender-Sprache gestritten und das Klima auf Pflegeheimbauten umgelenkt, während ganze Regionen bald keine Versorgung mehr garantieren können.
Die soziale Frage unserer Zeit: Wie gehen wir mit unseren Alten um?
Wenn Senioren heute ins Pflegeheim müssen, ist die Angst oft groß: Nicht nur vor dem Verlassen des eigenen Zuhauses, sondern vor der Ungewissheit – wird das Heim nächste Woche noch geöffnet sein? Wer kein Geld hat, ist doppelt bedroht. Immer häufiger berichten Angehörige von Notlösungen, Umzügen quer durchs Land, weil die nächste verfügbare Einrichtung hunderte Kilometer entfernt liegt.
Wer jetzt noch sagt, dass „wir in einem Sozialstaat leben“, sollte sich fragen, ob dieser Staat seiner Aufgabe noch gerecht wird. Altenpflege ist mehr als nur ein Kostenfaktor. Sie ist ein Maßstab für unsere Menschlichkeit.
Was jetzt passieren müsste – und was wohl nicht passieren wird
Ein radikaler Kurswechsel ist nötig:
- Eine auskömmliche Finanzierung der Pflegeheime, die sich an den tatsächlichen Kosten orientiert.
- Entlastung der Pflegekräfte von sinnloser Bürokratie.
- Ein fairer Lohn und bessere Arbeitsbedingungen, um den Beruf wieder attraktiv zu machen.
- Ausbau ambulanter Pflegeangebote, um stationäre Einrichtungen zu entlasten.
- Förderung von Pflege-WGs und neuen Wohnformen.
Doch realistisch betrachtet: Die Zeit der warmen Worte ist vorbei. Ohne politischen Mut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – etwa über notwendige Steuerreformen oder die Umverteilung von Mitteln – wird das Pflegesystem weiter kollabieren. Und mit ihm der gesellschaftliche Konsens, dass in Deutschland niemand im Alter allein gelassen wird.
Fazit
Die tägliche Schließung von Pflegeheimen ist kein Betriebsunfall. Sie ist das Ergebnis einer jahrelangen politischen Vernachlässigung. Die Bundesregierung steuert sehenden Auges in die Pflegekatastrophe. Für unsere älteren Mitmenschen bedeutet das: Unsicherheit, Vereinsamung und Entwürdigung.
Es ist Zeit für einen Aufschrei – denn Pflege geht uns alle an.