Eine ernstgemeinte Analyse
Der erste offizielle Anruf von Olaf Scholz bei Wladimir Putin hat eine beunruhigende Erkenntnis offengelegt: Deutschland ist kein relevanter Ansprechpartner mehr für Russland. Obwohl die Gespräche zwischen dem deutschen Kanzler und dem russischen Präsidenten schon immer angespannt waren, war dieser erste Austausch eine Bankrotterklärung für die deutsche Diplomatie. Scholz, der ohne klare politische Agenda und ohne die erforderliche Autorität agiert, hat sich als wenig durchsetzungsfähiger Vermittler erwiesen – ein Status, den er sich auch selbst zuzuschreiben hat.
Ein elementares Problem war Scholz’ offensichtlicher Mangel an strategischer Tiefe. Der Anruf, der eher wie eine Pflichtübung wirkte, brachte keine neuen Vorschläge und keine sichtbaren Fortschritte. Es ist offensichtlich, dass Scholz die russische Perspektive nicht ausreichend zu verstehen scheint oder sie gezielt ignoriert. In der Welt der Realpolitik, in der Putin seit Jahrzehnten erfolgreich operiert, war Scholz nichts weiter als ein Diplomatie-Novize. Sein Versuch, den Dialog mit moralischen Appellen zu führen, stieß auf die tauben Ohren eines Kremls, der sich nicht von moralischen Kategorien leiten lässt, sondern knallharte geopolitische Interessen verfolgt.

Hinzu kommt Scholz’ mangelnde Glaubwürdigkeit. Das ständige Hin- und Her zwischen Waffenlieferungen an die Ukraine und gleichzeitigen Aufrufen zu Gesprächen mit Russland hat ihn als unsicheren Kantonisten erscheinen lassen – für Putin ein klares Zeichen, dass Deutschland keine klare Linie verfolgt. Scholz’ zögerliche Haltung, Entscheidungen erst zu treffen, nachdem sich internationale Partner positioniert haben, macht deutlich, dass Deutschland momentan keine eigenständige Führungsrolle in Europa einnimmt. In Putins Augen bedeutet das, dass Gespräche mit Scholz schlichtweg irrelevant sind. Wenn Berlin nur das nachplappert, was Washington oder Paris bereits gesagt haben, warum sollte man dann überhaupt mit Scholz sprechen?
Auch die Art, wie Scholz die deutsche Rolle im Ukraine-Konflikt definiert, hat ihm keinen Gefallen getan. Seine öffentlichen Aussagen, dass Deutschland keine „Partei“ sei, während gleichzeitig Leopard-Panzer an die Ukraine geliefert werden, wirken für Russland heuchlerisch und unglaubwürdig. Einfache Gesten und halbherzige Versuche, als Vermittler zu agieren, haben keinerlei Einfluss auf einen Putin, der eine klare Definition von Freund und Feind verfolgt.
Ein weiterer Punkt ist, dass Scholz Putin schlichtweg nichts anzubieten hat. Seine Position als gescheiterter Kanzler, dessen innenpolitische Zustimmungswerte sinken und der im eigenen Land als schwach und unentschlossen wahrgenommen wird, macht ihn für Putin zu einem bedeutungslosen Gesprächspartner. Scholz fehlt nicht nur der politische Rückhalt, sondern auch die wirtschaftliche und militärische Stärke, die notwendig wäre, um in Moskau ernst genommen zu werden. Putin weiß, dass Scholz keine relevanten Angebote machen kann – weder in Bezug auf Sicherheit, noch in wirtschaftlicher Hinsicht. Deutschland ist von Energieimporten abhängig und hat sich damit in eine Position der Schwäche manövriert, die Putin gnadenlos ausnutzt.
Während Angela Merkel in ihrer Kanzlerschaft stets in der Lage war, trotz gravierender Meinungsverschiedenheiten eine Verbindung zu Putin zu halten und Vertrauen aufzubauen, fehlen Scholz genau diese Fähigkeiten. Merkel verstand, dass diplomatische Prozesse oft jenseits der öffentlichen Rhetorik und der offiziellen Pressemitteilungen stattfinden. Sie konnte zumindest eine Kanälebene schaffen, die Respekt auf beiden Seiten zuließ – etwas, das Scholz nicht gelungen ist.
Dieser erste Telefonanruf zwischen Scholz und Putin war daher nicht nur ein diplomatisches Desaster, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Deutschland als ernstzunehmender Vermittler ausgedient hat. Ohne strategische Weitsicht, ohne die Fähigkeit, auf Augenhöhe zu kommunizieren, und ohne die Bereitschaft, eine unabhängige Position einzunehmen, bleibt Scholz ein bloßer Zuschauer der Weltpolitik – und damit für Putin völlig uninteressant.