Ein Kommentar über eine Volkspartei im freien Fall
Was ist eigentlich schlimmer: Die SPD als Koalitionspartner – oder die eigene Parteibasis?
Für die CDU-Führung scheint die Antwort klar: Die Basis ist die eigentliche Gefahr.
Denn was sich derzeit in der Union abspielt, hat mit Volkspartei nur noch den Namen gemein. Die Führung um Friedrich Merz agiert wie eine abgehobene Vorstandsetage, die ihre Aktionäre – pardon, Mitglieder – am liebsten nur noch zum Klatschen einlädt. Kritische Fragen unerwünscht. Mitsprache? Schon gar nicht.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Koalitionsarithmetik. Es geht um das nackte Überleben einer Partei, die sich zwischen Selbstverleugnung und Panikmache zerreibt.
Abstimmung über Koalitionen? Lieber nicht – könnte ja schiefgehen.
Dass die CDU-Führung ihren Mitgliedern eine Abstimmung über eine mögliche Koalition verweigert, ist kein Zufall. Es ist pure Angst.
Denn es brodelt gewaltig an der Basis. Viele Mitglieder haben schlicht die Nase voll, ausgerechnet mit der SPD – dem personifizierten Stillstand und Niedergang der Republik – gemeinsame Sache zu machen. Und noch schlimmer: Der Burgfrieden innerhalb der CDU ist längst brüchig.
Die Brandmauer – ein Märchen für die Tagesschau
Jens Spahn hat es bereits zweimal durchblicken lassen: Man könnte ja mal reden mit der AfD. Und er ist längst nicht allein. In den Kreisverbänden, in der Fläche, in den Ortsvereinen wackelt die sogenannte Brandmauer zur AfD gewaltig.
Nicht weil man plötzlich blau wählt – sondern weil man merkt, dass die eigenen Positionen sich immer weiter von den Lebensrealitäten der Menschen entfernen.
Merz weiß das. Spahn weiß das. Die CDU weiß das. Und genau deswegen haben sie Angst vor der Basis.
Was, wenn Merz scheitert?
Und dann steht die CDU noch vor einem ganz anderen Problem: Was, wenn Friedrich Merz eben nicht Kanzler wird?
Was bleibt dann von der CDU?
Eine entkernte Funktionärspartei, die sich in jede Koalition rettet, nur um noch ein paar Ministerposten abzugreifen? Eine Partei, die ihre eigenen Werte wie alte Wahlplakate im Keller vergammeln lässt?
Oder eine Partei, die sich eines Tages ernsthaft fragen muss, ob sie nicht doch mit der AfD reden muss – weil sie selbst keine Mehrheiten mehr organisiert bekommt?
Die Wahrheit ist bitter: Die CDU-Führung fürchtet nicht die SPD. Sie fürchtet auch nicht die AfD.
Sie fürchtet ihre eigene Basis.
Denn dort sitzt das wahre Problem – aus Sicht der Machtpolitiker in Berlin: Menschen, die noch wissen, was konservative Werte sind. Die noch wissen, was Heimat bedeutet. Die noch wissen, dass man Versprechen hält und nicht nach der Wahl alles über Bord wirft.
Fazit: Volkspartei? Nein. Verwaltungseinheit zur Machtsicherung.
Die CDU ist auf dem besten Weg, sich selbst zu demontieren. Nicht durch die politischen Gegner – sondern durch Feigheit, Opportunismus und eine unfassbare Arroganz gegenüber den eigenen Mitgliedern.
Wer so mit seiner Basis umspringt, braucht sich nicht zu wundern, wenn bald keiner mehr übrig bleibt, der die Plakate klebt.
Denn Volksparteien sterben nicht an Wahlniederlagen.
Sie sterben an sich selbst.