Betrachtungen über das ausländische Halloween

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Ach, Halloween – das angeblich so “ausländische Fest,” das mit gruseligem Kitsch und amerikanischem Kommerz die zart besaiteten Traditionalisten angeblich in den Wahnsinn treibt.

„Das ist nichts für uns!“, heißt es dann immer.

„Sowas passt nicht zu unserer Kultur.“ Man könnte fast meinen, Halloween sei der pure Angriff auf alles, was deutsche Gemütlichkeit ausmacht – dabei steckt in Halloween mehr deutsche Geschichte, als es den meisten je bewusst ist.

Tatsächlich geht Halloween auf Bräuche zurück, die bereits die alten Kelten – ja, jene Ureuropäer! – kannten.

Samhain hieß das Fest, das den Übergang in die dunkle Jahreszeit markierte und genau am 31. Oktober stattfand. Nach der Erntezeit gedachte man der Toten, denn, so glaubte man, an diesem Abend verschwimme die Grenze zwischen den Lebenden und den Geistern. Also zündete man Lichter an, um böse Seelen fernzuhalten, und legte Speisen aus, um die Ahnen gnädig zu stimmen.

Hört sich vertraut an? Kein Wunder: Auch unsere eigenen Vorfahren aus Deutschland kannten solche Bräuche, bis sie irgendwann in Vergessenheit gerieten und Halloween dann als “amerikanischer Konsum-Import” zurückkehrte.

Dass Halloween mit ein wenig Pommes- und Burgerkultur in die Welt zog, war ohnehin keine amerikanische Erfindung, sondern das Werk irischer Einwanderer. Sie brachten das Fest im 19. Jahrhundert über den Atlantik – und Amerika machte einfach nur das, was es am besten kann: Es nahm das Traditionelle, verwandelte es in Spektakel und verkaufte es als eigenes Event. Und siehe da: Nun muss der deutsche Bürger glauben, dass er da etwas völlig Fremdes vor sich hat, ein Halloween, das nie für ihn bestimmt war.

Selbst das Kürbisschnitzen, das seit den 1990ern wieder hierzulande Einzug gehalten hat, ist keine neumodische Erfindung. Jack-o’-Lanterns wurden bereits in Europa geschnitzt, nur eben aus Rüben und Zuckerrüben statt aus Kürbissen. Irische Bauern, die nach Amerika kamen, fanden dort statt Rüben Kürbisse vor – und schwupps, entstand ein Kultsymbol, das heute als „typisch amerikanisch“ gilt.

Aber lieber lehnen wir Halloween als “fremdes Zeug” ab und feiern stattdessen den Martinstag – das deutsche Fest, bei dem Kinder mit Laternen umherziehen und Süßigkeiten einsammeln. Der Unterschied? Dass wir die Geister ausgespart haben und die Angst durch Martinslieder ersetzten.

In diesem Sinne wünsche ich ihnen ein schönes gruseliges Halloween .

Tagestipp: Behalten sie ihren Kopf auf den Schultern

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