Wer in diesen Tagen in den Himmel schaut, hat sie längst bemerkt: Zugvögel, die in Schwärmen, in Reihen oder in V-Formation gen Süden unterwegs sind. Manchmal sind es nur noch schwarze kleine Punkte, die wir sehen. Manchmal können wir aber auch beobachten, wie etwa Kraniche oder Gänse spielerisch während des Fluges die Plätze wechseln. Faszinierend: Wird ein Vogel vorne an der Spitze schwächer, lässt er sich nach hinten fallen und ein Nachfolger übernimmt. Aber woher weiß dieser, wo es langgeht? Wie schätzt er mögliche Gefahren richtig ein? Wo findet er Rast- und Nahrungsplätze für die Mitreisenden? “Viele Geheimnisse der Zugvögel sind noch immer ungeklärt. Darum ist die Forschung gerade bei seltenen Arten so wichtig”, sagt Dr. Sebastian Brackhane, Natur- und Artenschützer der Deutschen Wildtier Stiftung.
Am 9. Oktober ist Welt-Zugvogel-Tag, ausgerufen vom AEWA, dem “Abkommen zur Erhaltung afrikanisch-eurasischer wandernder Wasservögel.” “Solche Tage helfen, um auf die Bedürfnisse und Probleme von Zugvögeln aufmerksam zu machen und die Bedeutung der Zugvogelforschung herauszustellen”, sagt Brackhane. Der Bereichsleiter Naturschutz des Stiftungsgutes Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern betreut Artenschutzprojekte, die den Lebensraum und die Populationen bedrohter Zugvögel schützen sollen. Ein schwieriges Unterfangen: “Seit 2004 bieten wir den seltenen Trauerseeschwalben alljährlich auf unseren Gewässern Brutplätze zur Bestandssicherung an”, sagt er. Dennoch schwanken die Bestände stark. Es kommen immer weniger Trauerseeschwalben zurück, als im Jahr zuvor losgeflogen sind. Dabei ist die Trauerseeschwalbe in Bezug auf ihren Brutplatz eine sehr standorttreue Art.. Die Gründe für die Verluste können die Artenschützer nur erahnen: Nahrungsmangel, Schwäche, aber auch Beutegreifer, Stromleitungen oder illegaler Abschuss können für den Tod eines Zugvogels verantwortlich sein. Im nächsten Jahr sollen die Trauerseeschwalben von der Deutschen Wildtier Stiftung mit Sendern versehen werden. “So wollen wir den Flug einzelner Trauerseeschwalben genau nachverfolgen, um mehr über ihren Lebensraum südlich der Sahara und ihre Reise dorthin und zurück nach Klepelshagen zu erfahren”, sagt Brackhane.
Auch den seltenen und faszinierenden Waldrapp unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung zusammen mit dem Tiergarten Schönbrunn in Wien und dem deutsch-österreichischen Projekt “Waldrappteam”. Eine absolute Besonderheit: “Denn hier liegt die Migration der Waldrappe allein in Menschenhand. Damit der Waldrapp sich als wilder Kulturfolger bei uns zu Hause fühlt, muss er sein altes Verhalten, nämlich das Wegziehen im Winter, erst wieder erlernen”, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung und Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Findet der junge Waldrapp nicht im ersten Lebensjahr die Route zu seinem Winterquartier in der Toskana, fällt das Lern-Zeitfenster zu. Die Deutsche Wildtier Stiftung stattete in diesem Jahr 16 junge Waldrappe mit winzigen Sendern aus. “Das Tracking erlaubt eine Beobachtung und somit einen besseren Schutz dieser so seltenen und besonderen Tiere”, erläutert Hackländer.
Der Schreiadler ist wohl der Greifvogel, der auf seiner Reise nach Afrika mit am häufigsten illegalem Abschuss zum Opfer fällt. Dr. Andreas Kinser, Leiter des Schreiadlerprojektes der Deutschen Wildtier Stiftung, sagt: “Noch immer gelten Adler in einigen Mittelmeerländern als lebende Schießscheiben.” Nur noch etwa 130 Brutpaare von Deutschlands kleinstem Adler zählen Ornithologen in seinem letzten deutschen Verbreitungsgebiet in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Damit der Schreiadler, der ungestörte Brutplätze benötigt und gern Frösche aus umliegenden Feuchtgebieten frisst, bei uns heimisch bleiben kann, sorgt die Deutsche Wildtier Stiftung auf ihren Flächen in Klepelshagen, in Bredenfelde und auf ihren NNE-Flächen Mecklenburg-Vorpommern für einen adlergerechten Lebensraum.
OV von Deutsche Wildtier Stiftung
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