Auf kurze Transportwege, regionalen Anbau und Ökolabel achten
Wetzlar – Mit Beginn der Adventszeit kommt der Verkauf von Weihnachtsbäumen auch in Hessen wieder voll in Gang. Denn für viele ist der festlich geschmückte Weihnachtsbaum der Inbegriff der Feiertage. So werden in den nächsten knapp drei Wochen in Deutschland über 30 Millionen junge Fichten und Tannen den Besitzer wechseln. Leider sind viele Weihnachtsbäume alles andere als nachhaltig. „Die Zeiten, als Weihnachtsbäume noch als Abfallprodukt heimischer Forstwirtschaft anfielen, sind schon seit den 50er Jahren vorbei. Über 80 Prozent der verkauften Gehölze stammen heute aus Weihnachtsbaumplantagen in denen kräftig gespritzt und gedüngt wird: Insektizide gegen Rüsselkäfer und Läuse, Herbizide gegen konkurrierendes Gewächs und Mineraldünger für einen gleichmäßigen Wuchs und für eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln“, gibt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen zu bedenken. Wenn das Fest ohne Weihnachtsbaum nicht denkbar ist, empfehlt der NABU deshalb den Kauf von Fichten, Kiefern oder Tannen aus Weihnachtsbaum-Kulturen, die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden.
Wer Wert auf giftfreie Bäume in der guten Stube legt, kann zu einem der noch wenigen Weihnachtsbäume mit Siegel greifen: „Mit dem Kauf eines Baumes mit Siegel von Naturland, Bioland, Demeter oder Forest Stewardship Council (FSC) setzen Verbraucher*innen ein Zeichen für den giftfreien Anbau von Weihnachtsbäumen“, so Sommerhage. Denn das garantiere, dass die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen für Weihnachtsbaum-Kulturen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von Aufwuchs befreit werden. Auch später werden Wildkräuter im Ökoanbau nicht durch Pestizide vernichtet.
Bio-Weihnachtsbäume werden aktuell in Hessen an über 90 Verkaufsstellen angeboten, darunter sogar einige Baumärkte, die Bio-Bäume in geringer Stückzahl anbieten. Eine bundesweite Karte von Anbietern von Öko-Weihnachtsbäumen gibt es bei Robin Wood.
Als gute Alternative sieht der NABU Fichten, Kiefern und Weißtannen von forstlichen Sonderstandorten wie z.B. Hochspannungstrassen an. Diese Bäume seien in der Regel unbehandelt und müssten sowieso gefällt werden. Diese Bäume sind über einige hessische Forstämter erhältlich. Hierbei sei aber darauf zu achten, nicht zu lange Transportwege zurückzulegen. „Die Umweltbilanz eines unbehandelten Weihnachtsbaums, den man extra mit dem Auto aus einem zwanzig Kilometer entfernten Wald holt, fällt deutlich negativ aus“, erklärt Sommerhage. Der Landesvorsitzende warnt vor möglichen Gesundheitsschäden durch giftbehandelte Weihnachtsbäume. „Mit einem Baum aus dem Ökoanbau oder aus Sonderstandorten erspart man sich und seiner Familie eine mögliche Belastung der Raumluft mit Pestizid-Ausdünstungen während der Feiertage.“
An die Weihnachtsbaum-Produzenten appelliert der NABU Hessen, künftig stärker auf ökologische Kriterien zu achten. Es sei nicht zu verantworten, mit zu Schmuckzwecken gezüchteten Nadelbäumen massiv die Umwelt und die Gesundheit von Menschen zu gefährden. Allerdings müsse auch der Verbraucher seine Ansprüche überdenken: „Den perfekt gerade und dicht gewachsenen, rundum schön grünen Weihnachtsbaum gibt es kaum ohne chemische Sonderbehandlung“, so Sommerhage. Und vielleicht reiche auch manchmal ein deutlich kleineres Exemplar, ein schön geschmückter Zweig schon aus. Sinnvolle Alternativen sind auch Holzgestelle oder Bäume aus Filz, die sich jedes Jahr nutzen lassen.
Für viele Deutsche stellt auch ein Baum aus Plastik eine bequeme Alternative zum „Wegwerfbaum“ dar. Er nadelt nicht und nach den Feiertagen kann er, zusammen mit Kugeln, Lichterkette und Baumspitze, für das nächste Jahr im Keller verstaut werden. Von diesen Plastikversionen rät Sommerhage aber entschieden ab: „Mit Plastikmüll haben wir ja wirklich genug Sorgen. Muss es da auch noch ein Baum aus Plastik sein?“. Denn die Kunststoffbäume halten zwar mehrere Weihnachtsfeste aus, sie enthalten aber oft gefährliche und schwer abbaubare Chemikalien. Hinzu kommen die Transportwege (meist werden die Bäume ja nicht in Europa hergestellt), der Energieverbrauch bei der Produktion und nicht zuletzt die Schadstoffe, die bei der Entsorgung entweichen. Um das auszugleichen, lohnt sich eine Tanne aus Plastik aus ökologischer Sicht erst nach 17 bis 20 Weihnachtsfesten. Keine ökologische Alternative also, bei dem ganzen Plastik!
Um eine Verwertung der Weihnachtsbäume zu ermöglichen, sollte man übrigens auf Schnee- oder Glitzersprays verzichten. Der Glitzer besteht häufig aus PET, das dann als Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Außerdem können Tannen mit Glitzerspray nicht kompostiert werden.
Informationen zum ökologischen Weihnachtsbaum
NABU