…dann haben wir kein Justizsystem mehr.
Dann haben wir einen Basar – und die Preise sind verdammt hoch.
Vertrauen? Nur für die Naiven.
Rechtsstaat? Nur für die, die ihn sich leisten können.
Gerechtigkeit? Vielleicht. Mit Glück. Und teurem Anwalt.
Unsere Justiz? Im freien Fall. Und wir schauen besser genau hin – bevor sie uns alle mit in den Abgrund reißt.
Es ist eigentlich eine Grundsäule unserer Gesellschaft: das Vertrauen in eine unabhängige, integre Justiz. Doch je mehr Skandale ans Licht kommen, desto berechtigter wird die Frage: Ist unsere Justiz noch glaubwürdig – oder ist sie längst Teil des Problems geworden?
Staatsanwälte auf der Anklagebank – ein Offenbarungseid
Staatsanwälte gelten als die Sachwalter des Rechts, diejenigen, die im Namen des Staates für Gerechtigkeit kämpfen sollen.
Doch die Realität ist düsterer:
- Frankfurt: Ein Oberstaatsanwalt wurde wegen massiver Korruption verurteilt. Über Jahre hinweg hatte er private Firmen bevorzugt und sich dafür großzügig bezahlen lassen. Millionen flossen über fingierte Gutachteraufträge. Die Anklage selbst war ein Schlag ins Gesicht für alle, die noch an den sauberen Staat glauben.
- Hannover: Noch krasser ist der aktuelle Fall: Ein Staatsanwalt wird beschuldigt, die Justiz an eine Kokain-Mafia verraten zu haben. Für monatliche Schmiergelder von rund 5.000 Euro – plus Bonuszahlungen bei besonderen „Leistungen“ – soll er interne Informationen an eine kriminelle Bande durchgestochen haben. Die Folge: geplante Razzien wurden vereitelt, Verdächtige konnten sich ins Ausland absetzen.
Hier reden wir nicht mehr über Vetternwirtschaft, sondern über den massiven Verrat an Recht und Bürgern – ein Justizskandal epischen Ausmaßes.
Rechtsanwälte: Loyalität gegen Vorauszahlung
Auch bei den Anwälten bröckelt das Idealbild gewaltig. Wo einst der engagierte Kämpfer für das Recht stand, regiert heute oft der schnöde Mammon. Wer zahlt, bekommt Service. Wer nicht zahlen kann oder will, spürt schnell die Kälte der Ignoranz.
Gerade bei niedrigeren Streitwerten wird das Engagement sichtbar reduziert. Statt leidenschaftlicher Vertretung gibt’s dann Textbausteine und freundlich gemeinte Absagen. Der Gedanke, dass Recht für alle gilt und nicht nur für die Zahlungskräftigen, ist offensichtlich aus der Mode gekommen.
Richter: Unabhängig oder einfach angepasst?
Bleiben noch die Richter – die letzte Bastion, so will man glauben.
Doch auch hier gibt es genügend Gründe, skeptisch zu sein:
- Urteile, die auffällig milde ausfallen, wenn der Angeklagte gut vernetzt ist.
- Härte, wo der Angeklagte arm, schwach oder schlicht ein Niemand ist.
- Entscheidungen, bei denen man sich fragt, ob hier wirklich Recht gesprochen wurde – oder ob politische Opportunität, eigene Karriereambitionen oder pure Bequemlichkeit die Oberhand gewannen.
Natürlich: Es gibt viele anständige Richter. Aber es reicht eine kritische Masse an Fehlurteilen und Skandalurteilen, um das Vertrauen in den ganzen Berufsstand zu erschüttern.
Die Justiz als Selbstbedienungsladen?
Wenn Staatsanwälte sich kaufen lassen, wenn Anwälte Mandanten nach Portemonnaie behandeln und wenn Richter mehr an Aktenstapeln als an Gerechtigkeit interessiert wirken – dann ist der Rechtsstaat nicht mehr gesund. Dann wird aus der Justiz ein Selbstbedienungsladen für die, die sich den besseren Zugang leisten können.
Das Bittere daran: Es geht hier nicht um Einzelfälle. Es geht um eine Systemfrage. Wenn die Justiz ihre eigene Unbestechlichkeit verspielt, dann verspielt sie auch ihre Legitimation – und mit ihr den sozialen Frieden.
Fazit: Vertrauen? Ja – aber nur, wenn es verdient ist.
Wir Bürger dürfen und sollen der Justiz nicht blind vertrauen.
Vertrauen muss sich verdient werden – durch Transparenz, durch harte Konsequenzen bei Fehlverhalten, durch echte Unabhängigkeit und Charakterstärke.
Was wir brauchen, ist kein „Weiter so“, kein Wegsehen, kein Schönreden.
Wir brauchen eine Justiz, die wieder Vorbild ist – nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag.
Und solange das nicht der Fall ist, gilt: Wachsam bleiben. Fragen stellen. Unbequem sein.
Denn eine Demokratie ohne funktionierende Justiz ist wie ein Auto ohne Bremsen – irgendwann kracht es.
„Justizirrtümer“
Ein paar kleine aber sehr bekannte „Justizirrtümer“, wobei der Fall Mollath einer der haarstäubensten ist. Dieses Fehlverhalten der Justiz ist einfach nur als skanalös zu bezeichnen
1. Gustl Mollath – Der Mann, der zu viel wusste
Gustl Mollath wurde 2006 wegen angeblicher Körperverletzung und Paranoia in die Psychiatrie eingewiesen. Tatsächlich hatte er Schwarzgeldgeschäfte seiner Ex-Frau und ihrer Bank aufgedeckt – was sich später als wahr herausstellte. Nach sieben Jahren wurde er freigelassen. Sein Fall gilt als Paradebeispiel für institutionelles Versagen. National Geographic
2. Ulvi Kulac – Der Fall Peggy
Der geistig behinderte Ulvi Kulac wurde 2004 wegen Mordes an der neunjährigen Peggy Knobloch verurteilt – basierend auf einem nicht aufgezeichneten Geständnis, das er später widerrief. Es fehlten Leiche, Spuren und belastende Zeugenaussagen. 2014 wurde er freigesprochen. Peggys Leiche wurde 2016 gefunden; der wahre Täter bleibt unbekannt. National Geographic+1KLUGO+1
3. Harry Wörz – Der unschuldig Verurteilte
Harry Wörz wurde 1998 wegen versuchten Totschlags an seiner Ex-Frau zu elf Jahren Haft verurteilt. Nach Jahren des Kampfes und mehreren Wiederaufnahmeverfahren wurde er 2010 endgültig freigesprochen. Der wahre Täter wurde nie ermittelt. National Geographic+3Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+3Aktuelle Nachrichten | BILD.de+3
4. Josef Jakubowski – Hingerichtet trotz Zweifel
Der polnische Landarbeiter Josef Jakubowski wurde 1925 wegen Mordes an einem Kind zum Tode verurteilt und 1926 hingerichtet. Die Beweislage war dürftig, ein Dolmetscher wurde ihm verweigert. Sein Fall gilt als einer der schwerwiegendsten Justizirrtümer der Weimarer Republik. mkg-jura-studis.de+1Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+1
5. Günther Kaufmann – Falsches Geständnis aus Liebe
Der Schauspieler Günther Kaufmann gestand 2002 einen Mord, den er nicht begangen hatte, um seine kranke Ehefrau zu schützen. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Später stellte sich heraus, dass andere die Tat begangen hatten; Kaufmann wurde freigesprochen. National Geographic
6. Donald Stellwag – Opfer eines fehlerhaften Gutachtens
Donald Stellwag wurde 1992 wegen eines Banküberfalls verurteilt, basierend auf einem fehlerhaften Gutachten. Nach acht Jahren Haft wurde er freigesprochen. Der Gutachter wurde später zu einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt – ein Novum in Deutschland. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
7. Adolf S. und Bernhard M. – Falsche Beschuldigungen
Adolf S. und sein Schwager Bernhard M. wurden 1995 wegen angeblicher Vergewaltigung ihrer Tochter bzw. Nichte verurteilt. Später stellte sich heraus, dass die Anschuldigungen erfunden waren. Beide wurden nach vollständiger Haftverbüßung freigesprochen. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
8. Vera Brühne – Der Doppelmord am Starnberger See
Vera Brühne wurde 1961 wegen Doppelmordes verurteilt. Der Fall war von Beginn an umstritten; viele sahen in ihr ein Justizopfer. 1979 wurde sie begnadigt. Ihr Fall bleibt einer der bekanntesten Justizskandale der Bundesrepublik. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
Diese Fälle zeigen, dass Justizirrtümer keine Einzelfälle sind. Sie werfen Fragen auf über die Fehlerkultur in der Justiz, die Rolle von Gutachtern und die Mechanismen, die solche Irrtümer ermöglichen.