Von allen Dingen, die unsere Zeit beschäftigen könnten – Krieg, Inflation, Migration, Spaltung der Gesellschaft – schafft es ausgerechnet ein Osterhase, die Republik in Erklärungsnot zu bringen. Denn ein Plüschhase in einem Geschäft in Baden-Württemberg hieß plötzlich nicht mehr Osterhase, sondern Sitzhase. Und zack! – da standen sie auf der Matte: die Faktenfinder der Tagesschau, um den „rechten Erregungsreflex“ zu entlarven.
Si tacuisses, philosophus mansisses…
Denn eines muss man der ganzen Posse lassen: Hätte keiner was gesagt – es hätte vermutlich niemand gemerkt. Ein Hase bleibt ein Hase, ob er nun zu Ostern, Weihnachten oder zur Tagesschau durchs Regal hoppelt. Aber durch das bemüht-überkorrekte Dementieren, das Herunterspielen und Einordnen, rückt man den Fall überhaupt erst ins grelle Licht der Aufmerksamkeit.
Ein klassischer Fall von: Getroffene Hunde bellen.
Da wird plötzlich in langen Sätzen erklärt, dass es sich bei „Sitzhase“ keinesfalls um eine Vermeidung christlich geprägter Begriffe handelt – Gott bewahre! Nein, das sei einfach der Fantasie der Hersteller geschuldet, und ohnehin sei der Begriff „Osterhase“ ja auf dem Preisschild drauf gewesen. Na dann! Aufatmen.

Doch der Verdacht bleibt: Ist das wirklich einfach nur ein harmloser Etikettenwechsel – oder wieder so ein typischer vorauseilender Kotau vor der alles durchdringenden „Diversitätslogik“? Schließlich leben wir in einer Zeit, in der Weihnachtsmärkte zu „Wintermärkten“ mutieren, Martinsumzüge zu „Lichterfesten“ werden und Weihnachten mancherorts am liebsten gar nicht mehr erwähnt wird, um niemanden zu kränken.
Warum also nicht auch der Osterhase? Vielleicht ist das Wort Ostern ja schon bald zu religiös, zu kulturell „exklusiv“ – oder gar ein „Trigger“ für Menschen, die mit hoppelnden Hasen nichts verbinden außer den nächsten Halal-Schlachttag. Wer weiß das schon so genau. Und Sitzhase – das klingt wenigstens schön neutral. Fast schon therapeutisch. Hauptsache, er läuft nicht weg.
Ein bisschen erinnert das Ganze an den legendären „Jahresendzeitbaum“ der DDR – eine Verlegenheitslösung, weil Weihnachten ideologisch nicht so recht ins sozialistische Weltbild passen wollte. Jetzt also Sitzhase statt Osterhase – Willkommen im neuen, pseudotoleranten Tugendstaat, wo keiner mehr sagt, was er meint, aber alle fleißig in die Kamera beteuern: „Das ist doch gar nicht so gemeint!“
Und während die Tagesschau mit erhobenem Zeigefinger klarstellt, dass hier niemand etwas umbenannt hat, bleibt ein fader Beigeschmack. Denn wenn sich die großen Medienhäuser schon auf solche Petitessen stürzen müssen, um „rechte Narrative zu entkräften“, dann zeigt das vor allem eins: Die Realität scheint ihnen längst entglitten.
Man kann sich seinen Teil denken. Oder lachen. Oder beides. Aber eines ist sicher: Der Osterhase wird diesen Frühling wohl im Sitzen verbringen. Vielleicht, weil ihm von all dem Unsinn ganz schwindelig geworden ist.