Ein unangenehmer Erfahrungsbericht
Es war ein schöner Tag. Die Vögel zwitscherten, der Wind rauschte leise durch die Hecken – und ich freute mich über eine neue Pflanze im Garten, die sich ganz ohne mein Zutun angesiedelt hatte. Groß, stattlich, mit hübschen Blüten. Eine willkommene Überraschung? Von wegen.
Was wie ein freundlicher Neuzugang aus dem Pflanzenreich aussah, entpuppte sich als echter biologischer Attentäter: Die Wolfsmilchpflanze – hübsch, aber hochtoxisch.
Der verhängnisvolle Fehler
Ein kräftiger Windstoß knickte das grüne Monster um. Tierfreundlich, wie ich bin, stützte ich die Pflanze mit einem Stab und etwas Draht. Ich berührte den Stängel, band sie aufrecht, wie es sich gehört. Doch die Pflanze hatte andere Pläne: Aus ihrem verletzten Stiel trat eine weißliche, klebrige Flüssigkeit aus – typisch Wolfsmilch.
Was ich nicht wusste: Der Milchsaft enthält reizende Diterpenester – Substanzen, die in der Medizin als haut- und schleimhautreizend bekannt sind. Ein Tropfen genügt, und du wirst zur menschlichen Reizreaktion auf zwei Beinen.
Die Reaktion – blitzartig und massiv
Zurück im Haus rieb ich mir unbewusst das Auge. Sekunden später:
- Heftiger Brennschmerz
- Das Auge lief, schwoll an, wurde knallrot
- Und zur Krönung: ein Schwall von Allergie-Symptomen – wie aus dem Lehrbuch
Das Ganze war so unangenehm, dass ich abends beim Notarzt landete. Diagnose: allergisch-chemische Konjunktivitis durch Pflanzengift. Die Lösung: Kortison- und antibiotische Tropfen. Hätte ich länger gewartet, wären noch schlimmere Schäden möglich gewesen.
Was man über Wolfsmilch wissen muss
- Es gibt viele Arten, darunter auch beliebte Zierpflanzen wie Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) oder Zypressen-Wolfsmilch.
- Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders der Milchsaft.
- Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten führt zu Reizungen, Entzündungen, teils auch zu schweren allergischen Reaktionen.
- Augenkontakt ist ein Notfall!
- Haustiere (besonders Katzen und Hunde) können durch Knabbern an der Pflanze schwere Vergiftungserscheinungen zeigen.
Was tun im Notfall?
- Sofort gründlich Hände waschen – mit Seife, nicht nur Wasser!
- Augenkontakt? Nicht zögern, ausspülen mit Wasser oder Kochsalzlösung – und sofort zum Arzt!
- Pflanze nicht kompostieren, sondern im Restmüll entsorgen – mit Handschuhen!
- Kinder und Haustiere fernhalten!
Fazit: Nicht jede schöne Pflanze ist dein Freund
Die Wolfsmilch zeigt: Nicht alles, was wächst und blüht, ist harmlos. Sie kommt oft als blinder Passagier in den Garten – dekorativ, ungebeten und hochgefährlich. Also: Augen auf beim Pflanzenkauf – oder bei freiwilligen Gästen im Beet. Wer sich nicht schützen will, zahlt mit roten Augen.
Bleibt wachsam – euer Garten ist keine Kuschelecke, sondern manchmal ein Biotop für kleine Natur-Giftzwerge.