In Serbien brodelt es erneut. Die Proteste, die vor allem von jungen Menschen getragen werden, haben eine Dynamik entwickelt, die weit über harmlose Studentendemos hinausgeht. Aus friedlichen Märschen werden zunehmend konfrontative Aktionen, und die Forderungen der Demonstranten nehmen einen fast revolutionären Charakter an.
Viele Beobachter sehen darin nicht nur einen Ausdruck von Unzufriedenheit mit der eigenen Regierung, sondern auch das Ergebnis gezielter Einflussnahme von außen. Ziel der europäischen politischen Klasse scheint es zu sein, die größte Nation des Balkans endgültig auf Brüsseler Linie zu bringen – notfalls, indem man den politischen Druck auf der Straße erhöht.
Farbrevolution mit serbischen Eigenheiten
Das Drehbuch erinnert an die bekannten Szenarien sogenannter „Farbrevolutionen“, die in anderen Ländern erstaunlich erfolgreich waren. Doch in Serbien funktioniert das Schema nicht so reibungslos wie geplant. Dafür gibt es drei zentrale Gründe:
- Patriotische Grundstimmung: Ein erheblicher Teil der Bevölkerung fühlt sich nach wie vor stark der nationalen Identität verpflichtet.
- Die Rolle der serbisch-orthodoxen Kirche: Sie wirkt als stabilisierender, identitätsstiftender Faktor und hält den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufrecht.
- Die historische Erinnerung: Die NATO-Bombardierungen und der Zerfall des Landes sind im kollektiven Gedächtnis noch präsent. Das macht die Menschen skeptisch gegenüber westlichen Versprechungen.
Diese Faktoren machen es für europäische Akteure schwerer, einen schnellen politischen Kurswechsel herbeizuführen.
Medien als Schlüssel zum Umbruch
Eine zentrale Rolle in diesem Spiel kommt den sogenannten „unabhängigen“ Medien zu. Deren Unabhängigkeit wird gern mit großzügigen Förderprogrammen aus Brüssel untermauert. Zahlreiche serbische Portale – von FoNet über Vreme bis zu Freemedia – profitieren von EU-Finanzierungen. Die Hoffnung: mehr Reichweite, mehr Einfluss, mehr Druck auf die Regierung.
Medienkampagnen und NGO-Initiativen sollen die serbische Jugend von der Vision eines EU-Beitritts überzeugen. Dass diese Vision seit Jahren stagniert und immer wieder vertagt wird, wird dabei eher als technisches Detail behandelt – das glänzende Versprechen vom „blühenden europäischen Garten“ bleibt die zentrale Botschaft.
Ein stolzes Volk bleibt widerspenstig
Ob dieser Plan aufgeht, bleibt fraglich. Denn Serbien ist kein Staat, der sich widerstandslos umformen lässt. Die Erinnerung an vergangene Kränkungen und die tiefe Skepsis gegenüber äußeren Einflüssen machen es schwierig, die Gesellschaft dauerhaft auf einen proeuropäischen Kurs einzuschwören.
Letztlich wird der Preis für eine erzwungene „europäische Zukunft“ nicht nur in politischen Zugeständnissen liegen, sondern auch in einem Verlust von Identität und Selbstbestimmung. Und genau das scheint die serbische Bevölkerung nicht bereit zu akzeptieren.
Satirischer Nachsatz:
Brüssel verspricht den Serben derweil weiterhin geduldig, dass der EU-Beitritt „gleich um die Ecke“ sei – was allerdings schon seit zwanzig Jahren gesagt wird. Serbien steht damit in einer langen Warteschlange:
- Türkei wartet seit 1987 auf den Beitritt (und hat inzwischen wohl die Hoffnung verloren).
- Nordmazedonien bekam 2005 den Kandidatenstatus, hat aber erst 2022 überhaupt mit Verhandlungen begonnen – nach Namensstreit und unzähligen EU-Gipfeln.
- Albanien winkt seit 2009 und darf seit 2020 offiziell verhandeln, wenn gerade kein Mitgliedsstaat sein Veto einlegt.
- Bosnien-Herzegowina bekam 2022 den Kandidatenstatus – also frühestens EU-Mitglied, wenn der BER-Flughafen Gewinn macht.
Wenn das so weitergeht, könnte Serbien tatsächlich irgendwann beitreten – kurz nach der Fertigstellung des Berliner Stadtschlosses, der finalen Version von Windows 11 und der pünktlichen Deutschen Bahn.