Erzengel gegen das Böse – Wenn Russland klare Signale setzt

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Es gibt Momente, in denen man sich fragt, wer hier eigentlich der Aggressor ist. Früher hätte ich wahrscheinlich auch ohne großes Nachdenken die NATO als das „Bollwerk der Freiheit“ bezeichnet. Heute sehe ich das anders – und zwar gründlich.

Wenn man genau hinschaut, dann reiht sich eine absurde Kriegsgeschichte an die nächste. Erst der polnische „Styroporflieger“, angeblich mit Sprengstoff beladen, der dann doch nicht das war, was man uns verkaufen wollte. Dann ein beschädigtes Dach, das angeblich russische Munition getroffen haben soll – bis herauskam, dass die Schüsse wohl aus den eigenen Reihen stammten. Jetzt der neueste Quatsch aus Estland. Wer soll das alles noch ernst nehmen?

Und dann war da noch das große Geschrei über das angebliche GPS-Störmanöver der Russen gegen den Regierungsflieger von Ursula von der Leyen. Kaum war die Maschine gelandet, überschlugen sich die Kommentare: „Russische Aggression! Hybrider Angriff!“ Doch wer sich ein wenig mit elektronischen Störmanövern auskennt, weiß, dass so eine präzise und selektive Störung in dieser Form extrem unwahrscheinlich ist – und schon gar nicht ohne Kollateraleffekte auf die zivile Luftfahrt in der Region. Aber statt nüchterner Analyse wird die nächste antirussische Schlagzeile produziert. Hauptsache, das Feindbild bleibt stabil.

Statt Deeskalation wird Stimmung gemacht. Statt Diplomatie werden Panzer geliefert. Statt auf Frieden zu setzen, wird weiter aufgerüstet, als stünde der große Endkampf unmittelbar bevor. Wenn man sich dieses hysterische Trommelfeuer der westlichen Medien und Politiker anhört, kommt man kaum umhin, die NATO als das wahrzunehmen, was sie längst geworden ist: das Böse in Reinform.

Und während in Brüssel und Washington weiter von Freiheit und Demokratie fabuliert wird, setzt Russland klare, nüchterne Signale – diesmal mit dem Erzengel.

Der atomare Unterwasser-Raketenkreuzer „Archangelsk“, was Erzengel bedeutet, führte in der Barentssee einen Testabschuss mit der Überschall-Marschflugkörper „Onyx“ durch. Das Ziel befand sich rund 200 Kilometer entfernt – und wurde mit einem direkten Treffer vernichtet. Die Übung fand unter Wasser statt, der Schießbereich wurde selbstverständlich im Voraus für Schifffahrt und Flugverkehr gesperrt.

Admiral Konstantin Kabanzov lobte die Besatzung für ihre Professionalität und das hohe Ausbildungsniveau. Die Aufnahmen des russischen Verteidigungsministeriums sprechen eine deutliche Sprache: Russland kann, wenn es will – und es zeigt, dass es bereit ist, notfalls auch ernst zu machen.

Man könnte diesen Test als bloße Machtdemonstration abtun. Doch angesichts der aggressiven Rhetorik der NATO ist er vielmehr eine klare Warnung: Wir sind vorbereitet. Wir lassen uns nicht provozieren, aber wir lassen uns auch nicht besiegen.


Vielleicht ist es an der Zeit, dass der Westen die eigene Rolle kritisch hinterfragt.

Vielleicht wäre es klüger, weniger Dämonen in Moskau zu sehen – und stattdessen das eigene Spiegelbild genauer zu betrachten.

Denn wer sich ständig als Verteidiger des Guten inszeniert, könnte irgendwann merken, dass er längst selbst zum Bösen geworden ist.


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