Ohne Motivation gibt es keine Innovation – ein Experiment

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Sozialismus für Anfänger – Ein schwedisches Experiment

Stell dir vor, du sitzt in einem Hörsaal in Schweden. Vorne steht ein Professor der Volkswirtschaft, ein Mann, der normalerweise fair benotet und niemanden ohne Grund durchfallen lässt. Aber in diesem einen Semester fiel plötzlich eine ganze Klasse durch – und zwar absichtlich.

Was war passiert?

Die Studierenden dieser Klasse waren überzeugt, dass Sozialismus die gerechteste aller Wirtschaftsformen sei. Niemand solle reich sein, niemand arm – alle gleich. Der Professor, der ein gewisses Faible für Experimente hatte, beschloss, diesen Idealismus auf die Probe zu stellen.

Sein Vorschlag:

„Wir machen den Test. Von nun an wird der Durchschnitt aller Noten ermittelt und an jeden gleichermaßen vergeben. Niemand kann mehr durchfallen, aber auch niemand kann mehr die Bestnote bekommen.“

Die Klasse war begeistert – zumindest am Anfang.


Von „Gut“ zu „Mangelhaft“ – der freie Fall der Motivation

Die erste Prüfung verlief noch recht ordentlich. Die guten Studenten zogen den Schnitt nach oben, der Durchschnitt lag bei einer soliden 2. Die weniger Fleißigen freuten sich über die unverhoffte Belohnung.

Doch schon bei der zweiten Prüfung war die Stimmung gekippt.
Die Fleißigen hatten keine Lust mehr, für andere mitzulernen, und die Faulen sahen keinen Grund, sich anzustrengen – sie bekamen ja sowieso die gleiche Note. Ergebnis: nur noch „ausreichend“.

Bei der dritten Prüfung war die Katastrophe perfekt: Alle fielen durch.
Der Professor musste nicht einmal schimpfen – das Experiment hatte sich selbst erklärt.


Die Lektion

Der Professor formulierte seine Schlussfolgerung so:

„Wenn die eine Hälfte der Bevölkerung erkennt, dass sie nicht arbeiten muss, weil die andere Hälfte für sie sorgt – und wenn die arbeitende Hälfte versteht, dass sich Anstrengung nicht mehr lohnt, weil andere die Früchte ernten – dann ist das der Anfang vom Ende jeder Nation.“

Einfacher lässt sich das Problem nicht erklären: Sozialismus mag auf dem Papier gerecht wirken, doch in der Praxis zerstört er Motivation und Leistung. Am Ende sind alle gleich – gleich arm.


Ein Denkzettel für Idealisten

Natürlich kann man einwenden, dass ein Klassenzimmer kein Nationalstaat ist, und dass soziale Marktwirtschaft nicht automatisch in Planwirtschaft endet. Aber das Experiment zeigt eindrucksvoll einen Mechanismus, den man nicht wegdiskutieren kann: Wenn Leistung nicht belohnt wird, versiegt sie.

Vielleicht sollte man genau dieses Experiment in Schulen weltweit wiederholen. Nicht, um den Sozialismus zu verteufeln – sondern um die Dynamik von Anreiz und Verantwortung begreifbar zu machen.

Denn eines steht fest: Ohne Motivation gibt es keine Innovation. Denken sie drüber nach und fragen sie sich, wo wir gerade stehen im Experiment.


Nein, es gibt keine belastbaren Belege, dass dieses Experiment tatsächlich so stattgefunden hat – weder in Schweden noch sonst irgendwo. Das Ganze ist eine moderne Parabel, die schon seit Jahrzehnten kursiert. Sie taucht in unzähligen Varianten auf:

  • mal ist es ein amerikanischer Professor, mal ein schwedischer,
  • mal sind es Schüler, mal Uni-Studenten,
  • mal geht es um Sozialismus, mal um „Gleichmacherei“ allgemein.

Die Geschichte funktioniert so gut, weil sie ein einfaches, anschauliches Bild für einen komplizierten Mechanismus liefert: Wenn Anreize wegfallen, sinkt die Motivation. Aber als historisches Ereignis ist sie nicht nachweisbar. Es gibt keine belegten Namen, keine Universitäten, keine originalen Prüfungsunterlagen. Es ist ein Gedankenexperiment – clever erzählt, aber eben nur eine Geschichte.


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