Janetje Johanna Schaft, Freddie und Truus Oversteegen – Heldinnen des niederländischen Widerstands

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Vor kurzem hörte den Podcast: „Die Nazijägerinnen“ aus Serie Weird Crimes. Diese werden sehr spannend vorgetragen von @inesanioli & @visavieofficial. Leider hören die beiden auf und die Serie wird eingestellt. Diese Geschichte hat mich sehr beindruckt, weshalb ich sie an meine Leser weitergeben will.

Ich habe versucht sie etwas nachzuerzählen unter mithilfenahme so mancher Quelle, die ich unten angegeben habe.

Am besten, sie hören sich die Folge von Weird Crimes im Original an und lesen dabei meinen Text?

https://weird-crimes.podigee.io/76-72-die-nazi-jagerinnen

Der Zweite Weltkrieg war eine Zeit der Dunkelheit, Unterdrückung und unvorstellbaren Gräueltaten.

Doch inmitten dieses Chaos gab es Menschen, die den Mut aufbrachten, sich gegen die nationalsozialistische Besatzung zu erheben.

Drei solcher Menschen waren Janetje Johanna Schaft, besser bekannt als Hannie Schaft, sowie die Schwestern Freddie und Truus Oversteegen. Diese Frauen traten nicht nur als Symbole des Widerstands hervor, sondern leisteten auch aktiv und effektiv ihren Beitrag zum Kampf gegen die Nazis.

Hannie Schaft – „Das Mädchen mit den roten Haaren“

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Hannie Schaft wurde am 16. September 1920 in Haarlem, Niederlande, geboren. Sie wuchs in einer gebildeten und politisch bewussten Familie auf, was ihre moralische Haltung und ihre Bereitschaft, Ungerechtigkeit zu bekämpfen, prägte.

Schon früh zeigte sie eine starke Abneigung gegen die nationalsozialistische Ideologie.

Schaft begann ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Amsterdam, wo sie schnell mit den Auswirkungen der deutschen Besatzung konfrontiert wurde.

Als von Studierenden verlangt wurde, einen Treueeid auf die Besatzungsmacht zu leisten, verweigerte sie diesen aus moralischen Gründen und wurde gezwungen, ihr Studium abzubrechen.

Diese Entscheidung markierte den Beginn ihrer aktiven Teilnahme am Widerstand. Hannie Schaft schloss sich dem kommunistischen Widerstand an und engagierte sich in verschiedenen Operationen.

Ihre Aufgaben umfassten das Verstecken von Juden, das Überbringen von geheimen Nachrichten und das Sammeln von Informationen über deutsche Militärzähle.

Ihre bekanntesten Einsätze waren jedoch gezielte Angriffe auf deutsche Soldaten und niederländische Kollaborateure.

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Bilder vor der Exekution

Laut der offiziellen Webseite, die ihrem Leben gewidmet ist (hannieschaft.nl), zeichnete sie sich durch ihre Entschlossenheit aus und wurde von ihren Mitkämpfern als eine Person beschrieben, die unermüdlich für die Sache arbeitete. Ihr auffallendes rotes Haar machte sie zu einer leicht erkennbaren Figur im Widerstand. Trotz der Gefahr entschied sie sich, es nicht zu verbergen, da sie stolz auf ihre Identität war.

Hannie Schaft wurde schließlich am 17. April 1945, nur wenige Wochen vor der Befreiung der Niederlande, von den Deutschen hingerichtet. Ihre letzten Worte – „Ich schieße besser“ – sollen eine letzte Herausforderung an ihre Peiniger gewesen sein, denn der erste Polizist, der die Hinrichtung durchführen sollte schoss daneben. Ihr Mut und ihre Opferbereitschaft haben sie zu einer der bekanntesten Widerstandskämpferinnen der niederländischen Geschichte gemacht.

Freddie und Truus Oversteegen – Junge Schwestern im Kampf gegen die Nazis

Freddie Oversteegen wurde 1925 geboren, ihre ältere Schwester Truus 1923. Die beiden wuchsen in einer Arbeiterfamilie auf, die tief in sozialistischen Idealen verwurzelt war. Ihre Mutter lehrte sie von klein auf, dass es wichtig sei, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen und den Schwächeren zu helfen. Diese Erziehung legte den Grundstein für ihren späteren Einsatz im Widerstand. Bereits vor dem Krieg half die Familie, Flüchtlinge aus Deutschland aufzunehmen, die vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten flohen.

Als Teenager traten Freddie und Truus einer Widerstandsgruppe bei, die sich auf Sabotageaktionen und Spionage spezialisiert hatte. Sie begannen mit relativ kleinen Aufgaben, wie dem Verteilen von Flugblättern und dem Verstecken von Juden. Doch bald wurden sie in gefährlichere Missionen involviert. Ihr jugendliches Aussehen und ihr selbstbewusstes Auftreten erlaubten es ihnen, deutsche Soldaten und Kollaborateure zu täuschen. Sie lockten ihre Ziele oft in abgelegene Gebiete, wo diese von anderen Widerstandskämpfern ausgeschaltet wurden. Es wird berichtet, dass sie sogar selbst an gezielten Tötungen teilnahmen, obwohl dies eine enorme psychische Belastung für die jungen Frauen bedeutete.

Freddie, die jüngere der beiden, zeichnete sich durch ihre Tapferkeit aus. Trotz ihrer zierlichen Erscheinung war sie bereit, alles zu riskieren, um die Ziele des Widerstands zu erreichen. Truus hingegen übernahm oft eine führende Rolle in der Gruppe und war bekannt für ihre strategische Planung und ihre Redekunst. Nach dem Krieg widmete Truus einen Großteil ihres Lebens der Erinnerungskultur und hielt zahlreiche Vorträge über die Widerstandstätigkeit. Freddie hingegen sprach selten öffentlich über ihre Erlebnisse, litt jedoch unter den Traumata des Krieges.

Die Zusammenarbeit der drei Frauen

Hannie Schaft, Freddie und Truus Oversteegen trafen sich im Widerstand und arbeiteten eng zusammen. Ihre Missionen erforderten Mut, strategisches Denken und absolute Loyalität zueinander. Gemeinsam gelang es ihnen, zahlreiche Sabotageakte erfolgreich durchzuführen und unzählige Leben zu retten. Sie entwickelten kreative Methoden, um ihre Ziele zu erreichen, und hielten dabei auch unter extremem Druck zusammen. Ihre Freundschaft und Zusammenarbeit waren geprägt von gegenseitigem Respekt und einem tiefen Verständnis für die Bedeutung ihrer Mission.

Ihr Vermächtnis

Die Geschichten von Hannie Schaft, Freddie und Truus Oversteegen sind bis heute Beispiele für Mut, Entschlossenheit und Opferbereitschaft. Sie zeigen, dass auch in den dunkelsten Zeiten des menschlichen Daseins Einzelne einen Unterschied machen können. Ihre Aktionen retteten zahllose Leben und trugen dazu bei, den nationalsozialistischen Apparat zu schwächen.

Hannie Schaft wurde posthum vielfach geehrt, unter anderem durch ein Denkmal in ihrer Heimatstadt Haarlem. Freddie und Truus Oversteegen wurden ebenfalls später mit hohen niederländischen Auszeichnungen wie dem Mobilisation War Cross geehrt. Truus schrieb ein Buch über ihre Erlebnisse, um die Erinnerung an den Widerstand lebendig zu halten. Beide Schwestern betonten jedoch stets, dass sie nur taten, was sie für richtig hielten, und dass die wahren Helden diejenigen waren, die ihr Leben verloren.

Fazit

Hannie Schaft, Freddie und Truus Oversteegen stehen stellvertretend für den Mut und die Widerstandskraft, die Menschen in extremen Situationen entwickeln können. Ihre Geschichten erinnern uns daran, wie wichtig es ist, für Gerechtigkeit einzustehen, auch wenn dies große persönliche Opfer erfordert. Ihr Vermächtnis bleibt eine Quelle der Inspiration für kommende Generationen. Ihre Taten zeigen, dass Widerstand in jeder Form möglich ist – selbst unter den schwierigsten Bedingungen.

Ashampoo Snap Samstag 18. Januar 2025 07h58m47s 008
Freddie Dekker-Oversteegen (links) mit ihrer Schwester Truus Menger-Oversteegen

Quellen:

https://resources.huygens.knaw.nl/bwn1880-2000/lemmata/bwn2/schaft

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/schaft-100.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Freddie_Oversteegen

https://noord-hollandsarchief.nl/bronnen/archieven?mivast=236&mizig=210&miadt=236&miaet=1&micode=3631&minr=4162853&miview=inv3&milang=nl&mialg=

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