| Der Gutachterausschuss für Immobilienwerte für den Bereich der documenta-Stadt Kassel hat den Immobilienmarktbericht 2023 vorgelegt. In einer Pressekonferenz am 28. August 2023 stellten die Vorsitzende des Gutachterausschusses Sandra Rus, der stellvertretende Vorsitzende Dr. Hans-Jürgen Kampe gemeinsam mit Stadtbaurat Christof Nolda die wichtigsten Entwicklungen auf dem Kasseler Immobilienmarkt im Jahr 2022 vor. |
| „Der Immobilienmarkt zeigte sich im letzten Jahr uneinheitlich“, erläuterte die Vorsitzende des Gutachterausschusses, Sandra Rus. „Waren in der ersten Jahreshälfte in vielen Teilmärkten noch Preisanstiege wie in den Jahren zuvor zu beobachten, drehte sich diese Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte. Baukreditzinsen und Baukosten stiegen um ein Vielfaches innerhalb eines Jahres, der Ukraine-Krieg sowie die inflationäre Entwicklung insbesondere im Energiesektor führten zu einer Verunsicherung von Investoren und privaten ‚Häuslebauern‘ gleichermaßen. Das führte zunächst zu niedrigeren Kauftransaktionen, später zur Stagnation von Kaufpreisen.“
Im Untersuchungszeitraum 2022 wurden bei insgesamt 1.407 Kaufverträgen ein Geldvolumen von 662 Millionen Euro bewegt. Der Geldumsatz lag ein Jahr zuvor bei 713 Millionen Euro mit insgesamt 1.661 Käufen. Insofern ist die Anzahl der Käufe im Vergleich zum Vorjahr etwa um 15 Prozent gefallen, der Geldumsatz um etwa sieben Prozent. Berücksichtigt man die Trendwende in der zweiten Jahreshälfte, fallen diese Rückgänge wesentlich höher aus. Die durchschnittlichen Preissteigerungen bei freistehenden Einfamilienhäusern erfahren 2022 eine Quote von knapp 1 Prozent. Ein freistehendes Einfamilienhaus kostete 2022 im Durchschnitt etwa 426.500 Euro. 2021 lag dieser Wert bei 423.000 Euro. Bei der Anzahl der Immobilienkäufe dieser Art gab es wiederholt einen Rückgang, diesmal um minus 20 Prozent. Bei Zweifamilienhäusern wurden im Vergleich zum Vorjahr im Untersuchungszeitraum 2022 wieder mehr Kauffälle registriert. Die Zahl stieg von 36 im Jahr 2021 auf 48 im Jahr 2022. Die Kaufpreissteigerung liegt bei moderaten zwei Prozent. Berücksichtigt man die konjunkturelle Situation der Wirtschaft im Allgemeinen, so sind trotz der moderaten Kaufpreissteigerungen mit etwa 1 Prozent bei freistehenden Einfamilienhäusern, 1,5 Prozent bei Doppelhaushälften und Reihenendhäusern sowie jeweils 2 Prozent bei freistehenden Zweifamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern keine reellen Preissteigerungen gegeben. Der Wohnungseigentumsmarkt ist in Bezug auf die Anzahl der Verkäufe nach wie vor der größte Teilmarkt im Kasseler Stadtgebiet. Hierauf entfallen unverändert mehr als die Hälfte, etwa 58 Prozent, der auf dem Kasseler Immobilienmarkt gehandelten Kaufobjekte. Der Quadratmeterpreis für eine neu errichtete Eigentumswohnung liegt etwa 8,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Insgesamt sind die Veränderungen über alle Bereiche hinweg unterschiedlich ausgeprägt. Tendenziell spiegeln sie aber dennoch nicht die konjunkturelle Entwicklung der Gesamtwirtschaft wider. Der Immobilienmarkt reagiert verzögert auf die wirtschaftliche Gesamtsituation. Für 2023 ist mit einer Fortsetzung des Trends aus der zweiten Hälfte des Jahres 2022 mit rückläufigen Kauffallzahlen und stagnierenden bzw. rückläufigen reellen Kaufpreisen zu rechnen. Durch Zinsentwicklung, Baupreisentwicklung und die energetischen Auflagen bleiben Unsicherheiten beim Immobilienerwerb bestehen. Geplante Neubauten werden z.T. noch zurückgehalten. Die Nachfragesituation insbesondere bei Neubauten von Eigentumswohnungen mit einem Rückgang der Verkäufe von 141 auf 36 Kauffälle verdeutlicht diesen Trend. Bei Wiederverkäufen im Wohnungseigentumssektor, bei Zweifamilienhäusern und bei Mehrfamilienhäusern ist der Immobilienmarkt noch stabil. „Der Immobilienmarkt reagiert auch in Kassel verzögert auf die wirtschaftliche Gesamtsituation“, fasst Stadtbaurat Christof Nolda den Bericht zusammen. „Der Immobilienmarkt bleibt insgesamt stabil, wenngleich Investitionen zurückhaltender getätigt werden. Im Vergleich zu den Jahren zuvor sind kaum Spitzen in den einzelnen Teilmärkten zu beobachten. Die Verkäufe sind insgesamt rückläufig, die Kaufpreise stabil bis leicht rückläufig, wenn man die konjunkturelle Gesamtsituation zugrunde legt. Es steht zu erwarten, dass sich die Kaufzurückhaltung auch 2023 zunächst fortsetzen wird.“
Der Immobilienmarktbericht 2023 sowie die Berichte der letzten zehn Jahre sind gebührenfrei im Stadtportal der Stadt Kassel einzusehen. Ein gebundener Farbdruck ist weiterhin gebührenpflichtig über die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses zu erwerben. Hintergrund: Grundlage des Immobilienmarktberichtes 2023 sind alle beurkundeten Grundstückstransaktionen im Stadtgebiet von Kassel. Diese werden nach gesetzlichen Vorgaben bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für den Bereich der Stadt Kassel eingereicht. Der Fokus der Auswertung liegt auf dem Jahr 2022 im Kontext zu den vorausgegangenen Jahren. Somit können Trends und Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt Kassel dargestellt werden. Der gesetzliche Auftrag hat zum Ziel, neutrale und regional differenzierte Informationen zum Immobilienmarkt transparent zu machen. Die Daten und Fakten werden von der Immobilien- und Wohnungswirtschaft, der Politik sowie Bürgerinnen und Bürgern benötigt, um informierte Entscheidungen über mögliche Investitionen, Bewertung, Vermarktung oder Beleihung treffen zu können. Der Immobilienmarktbericht kostet als Farbdruck 35 Euro. Die digitale Ausgabe ist gebührenfrei online erhältlich unter Während der Öffnungszeiten wird der Immobilienmarktbericht in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses, Sickingenstraße 7, Zimmer 303, zusätzlich im Kundenzentrum Geodaten, Zimmer 214, verkauft (Tel. 0561/787- 7002). Verkauf per Internet im Kartenshop unter www.kassel.de documenta-Stadt Kassel |
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