Elisabethkirche Kassel: Theaterstück „Judas“

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Kassel. Das Theaterereignis jetzt auch in Kassel: Fernseh- und Theaterschauspieler Gunter Heun spielt „Judas“ im gleichnamigen Stück von Lot Vekemans am Samstag, 13.4.19, um 19.30 Uhr in der Elisabethkirche Kassel. Regie führt Christian Doll, u.a. Intendant der Bad Gandersheimer Domfestpiele. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende gebeten. 

Die niederländische Autorin Lot Vekemans zeigt eine neue Perspektive auf Judas Ischariot, indem sie ihn nach über 2000 Jahren wieder auferstehen lässt. In einem bewegenden intimen Zwiegespräch mit den Zuschauerinnen und Zuschauern ringt, schwitzt und kämpft er um seine Geschichte, um seine Motive, die sich so sehr unterscheiden von dem, was wir als festgelegt und kanonisiert über sein Tun zu wissen meinen. Schauspieler Gunter Heun (bekannt u.a. aus „Marienhof“ und „Soko München“) gibt dem Jünger, der Jesus verriet, ein Gesicht und eine eigene Geschichte. Und sie lässt ihn fragen stellen. Was wäre gewesen, wenn ich in Gethsemane bei Jesus geblieben wäre? Was wäre aus ihm geworden? Und was wäre aus mir geworden. Und vor allem: Was wäre aus uns allen und dem Christentum geworden? Lot Vekemans schrieb das Stück „Judas“, das 2007 in Haarlem uraufgeführt wurde. Vekemans will die Zuschauer in Dialog mit ihren eigenen Judasvorstellungen schicken: „Judas wird von Menschen verhöhnt, damit sie ihre eigenen Seelen rein waschen. Es ist auffällig, dass in Porträts, die über die Jahrhunderte entstanden sind, Judas immer hässlicher und böser dargestellt wurde.“ Deshalb ist es nach 2000 Jahren an der Zeit, dass Judas selber spricht: Er inszeniert einen letzten Versuch, seine Tat wieder auf ein menschliches Maß zurückzubringen und sein Publikum dahin zu führen, wo es lieber nicht sein möchte: zu dem Judas in sich selbst.

Gunter Heun wurde 1971 im hessischen Kelkheim geboren und wuchs in Bayern auf. Sein Studium absolvierte er an der Neuen Münchner Schauspielschule. Engagements führten ihn Engagements nach Göttingen, Regensburg, Stuttgart, Oberhausen, Wiesbaden und Ingolstadt. Er spielte bei den Burgfestspielen Interlaken den Domfestspielen Bad Gandersheim und aktuell bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall. Mit seiner Frau lebt er in Bad Homburg. Pfarrer Peter Bulowski freut sich auf die Aufführung: „Am Abend vor dem Palmsonntag bietet dieses Theaterstück einen spannenden und bewegenden Einstieg in die Karwoche. Das wird ein Abend für Freunde der Schauspielkunst und Interessierte an der Deutung der biblischen Geschichte für uns heute.“ www.elisabeth-kassel.de www.facebook.de/elisabethkirche

Link zum FB-Event: https://www.facebook.com/events/239405673544355/


Interview mit „Judas“ Gunter Heun: „Die Menschen werden eindeutig bewegt“

Kassel. Gunter Heun spielt Judas im gleichnamigen Stück von Lot Vekemans am Samstag, 13.4.19, um 19.30 Uhr in der Elisabethkirche Kassel (Eintritt frei). Wir sprachen mit dem Schauspieler, den man u.a. aus „Marienhof“ und „Soko München“ kennt.

Wie kam es dazu, dass sie den Judas spielen?

Die Freilichtspiele Bad Gandersheim hatten in der Saison 2015 das Musical „Jesus Christ Superstar“ auf dem Spielplan und der damalige Intendant Christian Doll suchte noch eine kleine Schauspiel-Produktion, die sich mit „Jesus Christ Superstar“ gut ergänzen würde. – So kamen wir auf das Stück „Judas“ von Lot Vekemans. Wir wussten nicht ob sich das verkaufen würde, da wir das Stück im Kellergewölbe des Rosenhofes vom Kloster Brunshausen aufführen wollten. – Einem Ort, wo niemals zuvor Theater gespielt wurde. – Am Ende habe ich den Judas in zwei Saisons 40 mal gespielt und es war immer ausverkauft….

Sie spielen den Judas seit vier Jahren, hat sich ihr Bezug zur Rolle seitdem verändert?

Eigentlich nicht. Die Veränderung hat sich mehr in der Probenarbeit vollzogen. – Ich will hier nicht übertreiben, aber mein Blick auf die Christliche Religion hat sich fundamental verändert. Ich bin aufgewachsen in dem Glauben, das Judas eine eindeutig negative Figur ist, ein Täter. Der Verräter eben. – Der Theatertext von Lot Vekemans ist so unglaublich gut geschrieben, weil er meine Sichtweise verändert, ohne dabei den Holzhammer zu schwingen. Für mich ist die zentrale Botschaft von Jesus Vergebung. Den Menschen in seiner ganzen Fehlbarkeit und Schwäche, auch in seiner Grausamkeit zu sehen, ihn bildlich gesprochen in den Arm zu nehmen und ihm zu verzeihen. Und nun die Frage: warum gibt es in dieser Erzählung eine Figur der man anscheinend nicht verzeihen kann? Wenn Vergebung das Zentrum der Botschaft von Jesus ist, warum schließen wir Judas davon aus?

Sie führen das Stück in einer Kirche auf? Gibt es einen Unterschied zu einem Theatersaal?

Ich habe den Judas sowohl in Kirchen als auch in weltlichen Veranstaltungsräumen gespielt. Da in der Kirche in der Regel ein Jesus-Kreuz hängt, eröffnet sich die Möglichkeit das Kreuz (also Jesus) anzusprechen, was ich aber nur selten tue, da dieser Judas in erster Linie mit dem Publikum spricht, es sind die anwesenden Menschen an die er sich wendet. – Für die Zuschauer macht es nach meiner Erfahrung einen größeren Unterschied, da eine Kirche naturgemäß eine große, sakrale Aufladung hat. Das fließt automatisch in das theatrale Erlebnis ein.

Warum sollte man sich das Stück nicht entgehen lassen?

Einfach weil es gut ist! – Ich habe diesen Judas jetzt  so oft gespielt, und die Erfahrung ist, dass die Menschen eindeutig bewegt werden, da sich große Fragen stellen und Vorurteile ins Wanken gebracht werden. Ich spiele jetzt über zwanzig Jahre Theater und die intensivsten und persönlichsten Reaktionen habe ich auf mit ‘meinem’ Judas erlebt.

Link zum FB-Event: https://www.facebook.com/events/239405673544355/

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