Die kommende Wahl in Deutschland: Ein Vorprogramm mit bekanntem Ende?

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Es ist mal wieder soweit: Deutschland steht vor einer neuen Wahl, und wie in einem altbekannten Theaterstück ahnen wir schon jetzt, wie der Plot verlaufen wird. Während noch kein einziger Wahlzettel ausgezählt ist, zeichnet sich ab, dass das wahre Drama nicht etwa auf der politischen Bühne stattfindet, sondern in den Medien und den sozialen Netzwerken. Denn sollte das Ergebnis – Gott bewahre – nicht klar und entschieden genug nach links tendieren, werden die Kommentatoren auf ihren jeweiligen Plattformen bereitstehen, um das Unausweichliche zu behaupten:

  • Putin hat es gemacht.
  • Putin hat die Wahl beeinflusst.
  • Putin hat uns, das ach so unschuldige, moralisch überlegene Deutschland, in den Abgrund der Demokratieverschwörung gezogen.
  • Dabei stellt sich doch die Frage, warum Putin überhaupt ein Interesse an einem sowieso im Sterben liegenden Deutschland haben sollte.

Wie jedes Mal, wenn der Souverän – also das Volk – es wagt, anders zu entscheiden, als es dem Meinungs­mainstream lieb ist, wird man sich in den medialen Stuhlkreisen zusammenfinden, die Stirn in Sorgenfalten legen und die schlaue Theorie verbreiten, dass die Wahlentscheidung der Menschen nicht etwa durch innere Überzeugungen oder, sagen wir mal, die reale politische Lage motiviert war. Nein, es kann nur ein finsterer Plan dahinterstecken, orchestriert aus Moskau. Denn es wäre ja eine absurde Vorstellung, dass Teile der Bevölkerung tatsächlich eine andere Meinung haben könnten als die, die uns von den großen Meinungsmachern diktiert wird

Manchmal fühlt es sich an, als ob wir in einer grotesken Wiederholungsschleife feststecken. Während Kandidaten ihre Reden halten, während Parteien ihre Plakate aufhängen und mit schmissigen Slogans um die Gunst der Wähler buhlen, scheint die eigentliche Botschaft der Wahl längst in Stein gemeißelt zu sein:

  • Wählt ihr das “Richtige”, seid ihr gute Demokraten.
  • Wählt ihr das “Falsche”, seid ihr Opfer der Desinformation, Verführte einer russischen Propagandamaschinerie.

Dass so eine Haltung nicht nur den Wählern jegliche Mündigkeit abspricht, sondern auch die Demokratie an sich verhöhnt, scheint kaum jemanden zu stören. Schließlich sind die selbsternannten Wächter der Wahrheit stets zur Stelle, um uns vor uns selbst zu schützen.

Natürlich gibt es auch diesmal wieder die üblichen Verdächtigen, die sich bereits warmgelaufen haben. Think Tanks und vermeintliche Experten, die tagtäglich in den Talkshows sitzen und uns erklären, wie gefährlich bestimmte Meinungen doch seien und wie viel Einfluss dunkle Mächte auf die arme deutsche Wählerschaft haben.

Es scheint fast so, als ob eine Wahl nur dann als “frei und fair” gelten kann, wenn das Ergebnis den Erwartungen dieser Kommentatoren entspricht.

Alles andere ist ein Grund zur Panik, ein Zeichen, dass der böse Putin wieder seine Finger im Spiel hat.

Das Traurige an dieser Farce ist, dass die eigentlichen Themen, die die Menschen wirklich bewegen, vollkommen in den Hintergrund treten. Die Frage, wie wir mit steigenden Lebenshaltungskosten umgehen, wie wir die Energiewende wirklich schaffen oder wie wir unsere Städte sicherer machen, wird verdrängt von einer inszenierten Empörung, die jegliche unliebsame Wahlentscheidung als fremdgesteuert diffamiert. Es wird nicht darüber diskutiert, warum Menschen sich von bestimmten Parteien oder Positionen angezogen fühlen, sondern nur darüber, wie man diesen Trend als Gefahr abtun kann.

Vielleicht wäre es an der Zeit, der deutschen Wählerschaft ein wenig mehr Respekt entgegenzubringen. Vielleicht sollten wir akzeptieren, dass eine Demokratie nicht nur dann funktioniert, wenn alle das Gleiche denken, sondern gerade dann, wenn unterschiedliche Meinungen ihren Platz haben. Vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren, Politik für die Menschen zu machen, anstatt ihnen ständig zu erklären, warum sie eigentlich falsch liegen. Und vielleicht sollten wir endlich aufhören, in jedem Wahlergebnis, das uns nicht gefällt, das Werk eines gewissen Herrn Putin zu sehen.

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