Das Geschäftsmodell des Ticket-Scalping: Ein unethischer Ausverkauf der Kultur?

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In den letzten Jahren hat sich der Weiterverkauf von Konzertkarten zu horrenden Preisen zu einem florierenden Geschäftsmodell entwickelt. Online-Plattformen und professionelle Wiederverkäufer nutzen verschiedene Tricks, um große Mengen an Tickets aufzukaufen, um sie anschließend weit über dem Originalpreis weiterzuverkaufen. Dieses sogenannte “Scalping” sorgt für viel Frustration bei Fans und stellt eine ernsthafte Bedrohung für den Zugang zur Kultur dar. Doch wie funktioniert dieses System, welche Auswirkungen hat es und welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um diesem Problem zu begegnen?

Mechanismen des Ticket-Scalping

Die Praxis des Ticket-Scalping basiert darauf, dass Wiederverkäufer mit automatisierten Bots in Sekundenschnelle große Kontingente von Eintrittskarten erwerben, oft noch bevor echte Fans überhaupt eine Chance haben. Die erworbenen Tickets landen dann auf Zweitmarkt-Plattformen wie Viagogo oder StubHub, wo sie zu vielfach höheren Preisen angeboten werden. Dieses System funktioniert besonders gut bei Events mit hoher Nachfrage, etwa bei Konzerten weltberühmter Künstler oder großen Sportveranstaltungen.

Ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Methode zeigte sich bei der Tournee von Taylor Swift im Jahr 2023: In wenigen Minuten waren die offiziellen Tickets ausverkauft, während sie wenig später auf Zweitplattformen für mehrere tausend Euro angeboten wurden. Diese extreme Preiserhöhung hat zur Folge, dass treue Fans oft keine realistische Chance haben, ihre Idole live zu erleben, es sei denn, sie sind bereit, das Vielfache des Originalpreises zu zahlen.

Auswirkungen auf Fans und Kulturszene

Das Scalping-Geschäftsmodell hat erhebliche soziale und wirtschaftliche Folgen. Zunächst einmal werden treue Fans ausgegrenzt, da sie entweder zu langsam sind, um an reguläre Karten zu kommen, oder nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die horrenden Preise auf dem Zweitmarkt zu zahlen. Dies führt dazu, dass Konzerte und Kulturveranstaltungen zunehmend nur noch einem wohlhabenden Publikum vorbehalten bleiben, was die soziale Ungleichheit verstärkt.

Darüber hinaus leiden auch die Künstler und Veranstalter unter diesem System. Zwar erzielen sie oft hohe Umsätze durch den Erstverkauf der Tickets, doch der eigentliche Mehrwert des Wiederverkaufs landet bei Drittanbietern und nicht bei denjenigen, die die Veranstaltung erst ermöglichen. Zudem kann die Praxis dem Image eines Künstlers schaden, da viele Fans den Eindruck gewinnen, dass die Preise von Anfang an zu hoch angesetzt waren oder dass das Ticketing-System unfair ist.

Maßnahmen gegen Ticket-Scalping

Es gibt verschiedene Ansätze, um dem Ticket-Scalping entgegenzuwirken. Eine mögliche Maßnahme ist die Personalisierung von Eintrittskarten, bei der Tickets an eine bestimmte Person gebunden werden und am Einlass eine Identitätsprüfung erfolgt. Diese Methode wurde bereits bei einigen großen Veranstaltungen getestet, etwa bei Rammstein-Konzerten oder Festivals, und hat sich als wirksam erwiesen.

Ein weiterer Ansatz ist die rechtliche Regulierung des Ticketweiterverkaufs. Einige Länder haben bereits Gesetze erlassen, die den Weiterverkauf zu Wucherpreisen verbieten. In Frankreich beispielsweise ist es illegal, Konzerttickets ohne Genehmigung des Veranstalters teurer weiterzuverkaufen. Auch könnten offizielle Ticketanbieter wie Eventim oder Ticketmaster verpflichtet werden, strengere Kaufbegrenzungen einzuführen und die Nutzung von Bots effektiver zu unterbinden.

Zusätzlich könnten Künstler und Veranstalter selbst aktiv werden, indem sie alternative Ticketverkaufssysteme nutzen. Einige Bands bieten bereits “Fan-to-Fan”-Plattformen an, auf denen Tickets nur zum Originalpreis weitergegeben werden dürfen. Solche Modelle könnten Schule machen, um den Markt langfristig zu bereinigen.

Fazit

Der exzessive Weiterverkauf von Konzertkarten zu überhöhten Preisen ist ein großes Problem, das den Zugang zur Kultur zunehmend erschwert und den eigentlichen Akteuren – Künstlern und Fans – schadet. Durch automatisierte Bot-Käufe und professionelle Wiederverkäufer wird das Ticketing-System manipuliert und verfälscht, sodass Konzerterlebnisse zu Luxusgütern werden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind sowohl rechtliche Maßnahmen als auch innovative Ticketing-Lösungen notwendig. Letztlich liegt es auch an den Fans, bewusst keine überteuerten Tickets zu kaufen und stattdessen auf faire Alternativen zu setzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Kulturveranstaltungen für alle zugänglich bleiben.

Bye the Way:

Weil es gerade so schön reinpasst – In Groß-Brittanien muss man beim Kauf auch sein Geschlecht angeben.

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