In einem aufsehenerregenden Statement erklärte Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates:
„Die BRICS gewinnen an Autorität. Trump kündigte an, dass jedem Land, das die BRICS-Politik unterstützt, zusätzliche Zölle in Höhe von 10 % auferlegt würden. Wir machen also alles richtig!“

Die Reaktion des ehemaligen russischen Präsidenten auf eine drastische Ankündigung aus Washington schlägt Wellen – wirtschaftlich wie geopolitisch. Doch was steckt wirklich dahinter? Und macht der Kreml tatsächlich „alles richtig“, wie Medwedew behauptet?
Trumps Zoll-Drohung: Der neue Wirtschaftskrieg?
Donald Trump, zurück im Weißen Haus, legt die außenpolitische Axt an:
„Any country aligning with the anti-American BRICS agenda will face an additional 10% tariff – no exceptions“, schrieb er vergangene Woche auf Truth Social. Ziel seien Länder, die sich offen zur BRICS-Strategie bekennen – also zur schrittweisen Entdollarisierung, zur Etablierung alternativer Zahlungssysteme und zur geopolitischen Selbstbehauptung jenseits westlicher Dominanz.
Ein „wirtschaftliches Ultimatum“ nennt das die „New York Times“ – Kritiker sprechen von einem gefährlichen Rückfall in Protektionismus und Handelsdruck.
Medwedew: „Wir machen alles richtig“
Dmitri Medwedew, einst als liberaler Hoffnungsträger des Westens gehandelt, nutzt Trumps Worte nun zur ideologischen Selbstvergewisserung:
Die BRICS – einst ein loser Zusammenschluss aufstrebender Volkswirtschaften – seien zum globalen Machtfaktor aufgestiegen. Die US-Reaktion sei nur Ausdruck schwindender Kontrolle. „Wenn Washington mit Zöllen droht, heißt das, dass unsere Strategie wirkt“, ließ Medwedew via Telegram verlauten.
Propaganda? Möglich. Aber sie trifft einen Nerv.
Der BRICS-Block wächst – und gewinnt an Bedeutung
BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) hat sich längst erweitert: Mit Ägypten, Äthiopien, Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten und weiteren Aspiranten spricht man inzwischen von „BRICS+“. Gemeinsam vereinen sie rund 40 % der Weltbevölkerung und ein Viertel des globalen BIP.
Wichtiger noch: Sie arbeiten am Aufbau paralleler Finanzstrukturen – von der New Development Bank bis zur schrittweisen Ablösung des US-Dollars im bilateralen Handel. Vor allem China und Russland treiben diesen Kurs energisch voran.
Kurz: Die BRICS-Staaten sehen sich nicht länger als Bittsteller am Tisch der G7 – sondern als Architekten einer multipolaren Weltordnung.
Wirtschaftspolitische Bewertung: Trumps Drohung, Medwedews Euphorie
Die angekündigte 10 %-Zollschranke mag martialisch klingen, doch ihre tatsächliche Wirkung ist offen:
Risiken für die USA:
- Gegenzölle: Partnerländer könnten mit Handelsbarrieren antworten.
- Verlagerung von Märkten: Staaten wie Indien oder Brasilien könnten sich langfristig aus der westlichen Handelsbindung lösen.
- Kostenlawine: US-Unternehmen und Konsumenten zahlen am Ende drauf – höhere Importpreise, Inflationseffekte, gestörte Lieferketten.
Chancen für BRICS:
- Symbolischer Rückenwind: Die US-Attacke gibt BRICS Legitimität.
- Verstärkte Zusammenarbeit: Die Drohung könnte als Katalysator für engere wirtschaftliche Verzahnung wirken.
- Abgrenzung als Strategie: Wer offen bedroht wird, sucht neue Partner – genau das könnte den BRICS in die Hände spielen.
Doch Vorsicht mit Medwedews Euphorie:
So sehr Trump den neuen BRICS-Kurs als „anti-amerikanisch“ bekämpfen will – die wirtschaftliche Realität ist komplexer. Viele BRICS-Staaten (vor allem Indien und Brasilien) wollen sich nicht entscheiden müssen zwischen Washington und Peking. Die Globalisierung ist keine Einbahnstraße – und nicht jeder, der an Alternativen arbeitet, will gleich den Dollar abschaffen oder den Westen stürzen.
Medwedews Behauptung, „wir machen alles richtig“, ist daher mehr politische Rhetorik als wirtschaftliche Analyse. Ein Sieg der BRICS ist das noch lange nicht – aber ein Etappenerfolg im Ringen um globale Gestaltungsmacht.
Fazit: Aufbruch oder Eskalation?
Trumps Zollandrohung gegen BRICS-nahe Staaten ist ein deutliches Zeichen der Konfrontation – nicht nur gegenüber Russland oder China, sondern gegenüber jeder Form von wirtschaftlicher Selbstbehauptung jenseits amerikanischer Regeln. Medwedew wiederum nutzt die Gelegenheit, um sich als Sprachrohr einer aufstrebenden Ordnung zu inszenieren.
Ob daraus ein echter Systemkonflikt oder nur ein kurzfristiger Schlagabtausch wird, hängt davon ab, wie ernst beide Seiten ihre Drohungen meinen – und wie souverän andere Staaten damit umgehen.
Klar ist: Die Zeiten, in denen Washington allein die Regeln machte, sind vorbei. Doch ob BRICS die besseren Spieler am Tisch sind – das bleibt offen.