Kommentar von Russlands Botschafter Sergej Netschajew
Es ist genau zwei Jahre her, seit es den beispiellosen Terroranschlag auf die größten Objekte der europäischen Energieinfrastruktur, die Gasleitungen Nord Stream und Nord Stream 2, gegeben hat. Dadurch wurden kolossale Umweltschäden angerichtet, immense Verluste bei den Investoren verursacht und die Energiebeziehungen zwischen Russland und Deutschland zunichte gemacht, die über mehrere Jahrzehnte vorbildhaft für die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil gestanden hatten. Es liegt auf der Hand, dass der über alle Maßen gefährliche Präzedenzfall, der mit dem Sabotageangriff gegen die kritische Infrastruktur geschaffen wurde, nicht ohne Konsequenzen bleiben darf.
Was wir jedoch beobachten, ist, dass die Zeit voranschreitet und die Verantwortlichen immer noch nicht benannt wurden. Die westliche Justiz, die sonst so schnell mit Schlussfolgerungen aufwartet, bleibt stumm. Niemand fordert zügige Ermittlungen. Offizielle Angaben zum Fortgang und zu Ermittlungsergebnissen gibt es nicht. Dänemark und Schweden zogen sich aus dem Fall zurück. Die Bundesregierung schweigt sich weiter aus und verweist dabei auf die Zuständigkeit der Bundesanwaltschaft. Die Letztere kommentiert den Vorgang nicht.
Unsere zahlreichen Anfragen über diplomatische Kanäle, Rechtshilfeersuchen und Aufrufe im Rahmen der internationalen Organisationen, einschließlich des UN-Sicherheitsrats, bleiben in der Sache unbeantwortet. In nichtssagenden Schreiben wird uns vorgeschlagen, weiter und im Vertrauen auf die Verheißung einer „unvoreingenommenen und unabhängigen“ Ermittlung zu warten. Gleichzeitig werden absurde Spekulationen in die Medien lanciert, die offensichtlich das Ziel haben, die öffentliche Aufmerksamkeit von den wahren Auftraggebern und Tätern abzulenken.
Das alles löst berechtigte Bedenken hinsichtlich der Objektivität und Unvoreingenommenheit der Ermittlungen aus und macht an der Aufrichtigkeit der Beteuerungen zweifeln, Berlin sei daran interessiert, die Schuldigen zu identifizieren und zu bestrafen. Unser Land wird sich weiterhin für eine transparente internationale Untersuchung einsetzen, an der auch russische Spezialisten beteiligt werden sollen. Es ist an der Zeit zu verstehen: Wir werden es nicht zulassen, dass dieser Fall ad acta gelegt bzw. ein Sündenbock bestimmt wird.