Nach seiner abgesagten Reise zeigt sich der deutsche Außenminister unbelehrbar: Er will „bald nachholen“, was Peking gar nicht haben will.
Es ist schon fast rührend, wie unbeirrbar Johann Wadephul (CDU) an seiner Mission festhält. Die China-Reise fiel ins Wasser – angeblich wegen „Terminproblemen“. In Wahrheit dürfte Peking schlicht keine Lust gehabt haben, sich den nächsten deutschen Moralvortrag anzuhören. Doch Wadephul wäre nicht Wadephul, wenn er die Zeichen der Zeit lesen würde. Nein, er kündigt tapfer an, „die Visite bald nachzuholen“. Und ein Telefonat mit dem chinesischen Außenminister will er „möglichst bald“ auch noch führen.
Da möchte man ihm fast ein Headset schenken und sagen: Johann, leg dich lieber hin – die Leitung ist tot.
Denn die Chinesen haben kein Interesse mehr an Besserwisserei aus Berlin. Man hat dort längst verstanden, dass Deutschland im globalen Konzert nur noch die Triangel spielt – und selbst die verstimmt. Während China technologisch, wirtschaftlich und geopolitisch längst in anderen Sphären agiert, hält man in Berlin unbeirrt an der Idee fest, anderen Nationen die deutsche Moralpädagogik zu verabreichen:
Menschenrechte! Klima! Diversität! – als ob Peking vor Freude in die Hände klatschen würde, wenn Wadephul mit seinen Belehrungen landet.
Das Problem: Johann Wadephul glaubt wirklich, dass irgendjemand außerhalb der EU darauf wartet, von Deutschland erleuchtet zu werden. Er verkörpert jene Mischung aus Selbstüberschätzung und Realitätsferne, die die deutsche Außenpolitik seit Jahren zur Lachnummer macht. Statt auf Augenhöhe zu reden, kommt man mit erhobenem Zeigefinger – und wundert sich dann, dass das Gegenüber höflich absagt.
In Wahrheit hat China längst beschlossen, sich von dieser Art westlicher Arroganz nicht mehr anstecken zu lassen. Die Zeiten, in denen man sich schulmeisterlich bevormunden ließ, sind vorbei. Heute bestimmt Peking, wer anruft – und nicht Johann Wadephul.
Aber vielleicht muss er das erst noch lernen. Möglichst bald.