Erfurt / Stuttgart, 14. September 2022 – Todesserie im Erfurter Zoo geht weiter: Wie die Zoo-Verantwortlichen am Dienstag bekannt gaben, starben in den vergangenen Tagen die erst vierjährige Gepardin Ashanti sowie einige Tage später ihre Mutter Sima. Dies sind die neuesten Vorkommnisse in einer Reihe von plötzlich eingetretenen Todesfällen im Zoopark Erfurt: Allein in diesem Jahr verstarben Anfang Februar das Nashornkind Tayo und seine schwangere Mutter sowie im Juni die erst dreijährige Löwin Latika. PETA erinnert daran, dass haltungsbedingte Erkrankungen, plötzliche Sterbefälle, Ausbrüche und Unfälle untrennbar mit dem „System Zoo“ verbunden sind. Angesichts der zahlreichen Toten fordert die Tierrechtsorganisation eine unabhängige Untersuchung insbesondere der Löwen- und Geparden-Haltung in Erfurt sowie perspektivisch eine Schließung des Zoos.
„Nach diesen traurigen Todesfällen muss der Zoopark Erfurt endlich die Notbremse ziehen – wir fordern die Zoo-Verantwortlichen auf, die sinnlose Zucht und Haltung zu beenden. Das würde de facto die Abschaffung des Tiergefängnisses bedeuten“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Tiere gegen Bezahlung in Zoos zur Schau zu stellen, leistet keinen Beitrag zum Artenschutz. Stattdessen sollte mit Geldern der natürliche Lebensraum der Tiere langfristig geschützt und ihr Aussterben so effektiv verhindert werden.“
Im Juli 2018 wurde der erst dreijährige Löwe Bagani tot in seinem Gehege im Zoopark Erfurt aufgefunden. Bereits Ende 2017 starben drei Geparden-Jungtiere, nachdem sie neurologische Krankheitssymptome gezeigt hatten. Als Ursache wurde eine Myelopathie festgestellt, die möglicherweise mit genetischen Faktoren in Zusammenhang steht. Dennoch setzte der Zoo die Gepardenzucht fort.
Zoos leisten weder Beitrag zum Artenschutz noch Bildungsauftrag
PETA spricht sich grundsätzlich gegen die Haltung von exotischen Wildtieren in Gefangenschaft aus. Geparden sind die schnellsten Landtiere der Welt. Die Streifgebiete der Tiere in freier Wildbahn umfassen weit über hundert Quadratkilometer; in Gefangenschaft hingegen sind sie zu einem qualvollen Leben auf wenigen Quadratmetern verdammt. Artwidrige Haltungsbedingungen und schwere Verhaltensstörungen sind in zoologischen Einrichtungen eher die Regel als die Ausnahme. Selbst bei Tierarten, die in der Natur bedroht sind, greift das von Zoos vorgeschobene Artenschutz-Argument nicht. Die meisten der dort gezüchteten und gefangen gehaltenen Tiere werden niemals ausgewildert. Zudem sind Auswilderungen insbesondere bei bedrohten Tiergruppen wie Menschenaffen, Eisbären und Großkatzen nicht möglich, weil die in Gefangenschaft geborenen Tiere überlebensnotwendige Verhaltensweisen im Zoo nicht erlernen können. Ohnehin gehört jedoch die Mehrheit der in zoologischen Einrichtungen zur Schau gestellten Tiere keiner gefährdeten Art an. [1] Auch einen Bildungsauftrag erfüllen Zoos PETAs Auffassung nach nicht: Denn das Publikum lernt durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über ihr natürliches Verhalten. Vermittelt wird stattdessen, dass es in Ordnung sei, Lebewesen zur menschlichen Unterhaltung einzusperren.
Zoos sind Auslaufmodelle
Eine repräsentative Meinungsumfrage ergab 2015, dass die relative Mehrheit der Deutschen das Einsperren von exotischen Tieren im Zoo für moralisch bedenklich hält. [2] PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen unweigerlich Tierleid verursachen.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Der EU ZOO Report – Deutschland (2012): Eine Untersuchung zur Umsetzung und Durchsetzung der Richtlinie 1999/22/EG des Rates über die Haltung von Wildtieren in Zoos. Born Free/ENDCAP et al. [2] Meinungsumfrage des Instituts Yougov zu den Themen Zoo und Zirkus vom Dezember 2015. Online unter: https://yougov.de/news/2015/12/16/tiere-fur-viele-ein-grund-nicht-den-zirkus-zu-gehe/Weitere Informationen:
[metaslider id=20815]
+ There are no comments
Add yours